Als Antwort auf die französische Historikerin S. Combe (man solle die DDR nicht "Diktatur" nennen* - siehe meinen Eintrag vom 30.10.) schrieb nun auf "Berliner Zeitung - Open Source" der deutsche Historiker M. Sabrow: "die Diktatur, die eine war", müsse man auch so nennen, "weil in ihr nicht der Bürgerwille entschied, sondern die Macht einer kleinen Funktionärsschicht, die sich unter Ulbricht wie Honecker zeitweilig autokratisch verengte und die überdies bis in den Herbst 1989 hinein in außenpolitischen Fragen unter Moskauer Diktat stand."**
Nun, dann war die BRD bis 1989 ebenso, wie das erweiterte D-Land danach bis heute, auch eine Diktatur, denn laut dem ehrlichen Eingeständnis der (wie zuvor schon Kohl mit seinem "Küchen-Kabinett") "zeitweilig autokratisch verengten" ex-Kanzlerin Merkel wurden und werden in beiden West-Zuständen "alle wesentlichen Entscheidungen gegen den Bürgerwillen getroffen" und besteht bis heute "außenpolitisches Diktat" von Washington bzw. NATO. Auch in Sachen "Überwachungs-Praxis und Medien-Kontrolle" war der Westen immer eher einen Schritt voraus ("KPD"-Verbot, "Spiegel"-Affäre, Raster-Fahndung, Berufs-Verbote, Staats-Terror, §129a, usw. - bis zum "NSA"-Skandal, der "NSU"-Verstrickung und den neusten Medien-Schließungen und Zensur-Maßnahmen wegen "Delegitimierung des Staates", "Billigung des russischen Angriffs-Kriegs" oder "antisemitistischer" Israel-Kritik) - man vergleiche damit die gradezu rührend naiven "IM"-Berichte (z.B. die von "IM Erika" = Merkel über ihre Mitstudenten), die zu Millionen in den "StaSi"-Archiven schlummerten...
Dabei nennt Sabrow die DDR gleichzeitig eine "Konsens-Diktatur", weil "es dieser Form politischer Herrschaft so sehr auf die volle Zustimmung der Beherrschten ankam und ihre politische Kultur so penetrant von Akklamationsritualen durchtränkt war" - das haben die alte und die neue westliche "repräsentative Demokratie" nie nötig gehabt, wie Merkel im weiteren Verlauf ihres erwähnten Zitats*** deutlich gemacht hat...
Alternativ nennt Sabrow die DDR eine "Erziehungs"-und "Fürsorge-Diktatur" - das erinnert fatal an das US-"Redneck"-Ressentiment, daß kostenlose Bildung, soziale Wohnungs-Politik und allgemeine Kranken-Versicherung "reiner Kommunismus" und damit des Teufels seien: die "Freiheits"-Beschränkung der kapitalistischen "Markt-Kräfte" daher die eigentliche "Diktatur" (wonach die Nazi-Diktatur also keine gewesen wäre... Zumal sie auch nicht um die "volle Zustimmung der Beherrschten" betteln mußte, sondern solche mit hysterischer Massen-Begeisterung erhielt: waren die Nazis eine "Konsens-Diktatur" mit ein bißchen "Erziehungs"- und "Kraft-durch-Freude-Diktatur", trotz viel Nonsens und "Blood, Sweat and Tears"?).
Warum die Sieger-Geschichts-Schreiber so verbissen auf dem DDR-"Diktatur"-Nonsens beharren, ist nur als neo-"liberal"-ideologische Propaganda zu verstehen - genau wie das Beharren auf dem "russischen Angriffs-Krieg" (während alle US-Angriffe dieses Jahrhunderts und die Ukro-Angriffe auf die Donbass-Autonomisten ab 2014 "Kriege gegen den Terror" waren), oder das Beharren auf der "israelischen Selbst-Verteidigung" durch imperialistische Kriegs-Politik der verbrannten Erde...
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* DDR: Wie sinnvoll ist es, den SED-Staat eine Diktatur zu nennen? – Historikerin
** Die Diktatur, die eine war: Entgegnung im Streit über die DDR-Forschung
*** ich finde es nicht mehr im Netz - siehe z.B. meinen Eintrag vom 9.8.2022: irgendwann kurz davor hab ich mal die Quelle des Merkel-Interviews genannt
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