Skandinavien war der Vorreiter bei der "Digitalisierung der Schulen" - und rudert jetzt zurück, vor allem in Dänemark: man hat nämlich gemerkt, daß die viel-gepriesene "Digitalisierung" mehr negative, als positive Effekte hat - z.B. negative Einflüsse auf kognitive, soziale und kreative Fähigkeiten der Kinder, auf ihre Sprach- und Schreib-Fähigkeiten, auf ihre Gedächtnis- und Konzentrations-Fähigkeit usw.
In D-Land war ich in einer Grundschule, deren Klassenzimmer immerhin bereits mit Internet-verbundenen Bildschirmen ausgestattet waren: die 6-12 Jahre alten Kinder warteten begierig auf deren Einschaltung, da deren Anblick ihnen unabhängig vom Inhalt lieber war, als der persönliche und mündliche Unterricht des Lehrers - und manche Lehrer benutzten das entnervt, um zunehmende "Disziplin-Losigkeit" zu beenden... Am krassesten sind Eltern, die man manchmal sieht, wie sie ihren nörgelnden Kinderwagen-Kleinkindern ein bunt leuchtendes "Smart-Phone" statt Schnuller zur Ablenkung in die Patsch-Hand drücken...
Ich bin in den 60er-/70er-Jahren groß geworden, als das Fernsehen zur Normalität wurde - nicht so für meine Mutter: ich war der einzige meiner Schulklasse, der weder die üblichen TV-Serien kannte, noch durch das Fernsehen zum "Fußball-Fan" erzogen wurde - das war teils schwierig, aber im Nachhinein bin ich meiner Mutter dafür dankbar, daß sie mir diese Verblödung erspart hat.
In Spanien (v.a. in Katalonien) gibt es inzwischen eine immer größer werdende Eltern-Initiative, die ein "Smart-Phone"-Verbot an Schulen und generell für unter 16-Jährige durchsetzen will* , weil sich bei Kindern immer mehr "Sucht"-Phänomene, Soziopathien, Depressionen und "Mobbing"-Tendenzen zeigen - auch Lehrer sind dafür, damit Kinder nicht während des Unterrichts lautlos miteinander "chatten" oder sich "likes" und "dis-likes" erteilen.
Abgesehen vom unkontrollierten Zugang zu nicht-"Kinder-freien" Inhalten: ein 8-Jähriger landete auf einer virtuellen Porno-Seite (die auch im Hinblick auf Erwachsene entfernt gehört) , auf der man Prostituierte wahlweise vergewaltigen, umbringen oder entführen und foltern konnte - Trauma statt "Aufklärung"...
Eine Kindheit mit und im Internet samt "Social Media" ist im Grund eine Rückkehr in die brutale und Chancen-lose Proleten-Kindheit des 19. Jahrhunderts, ob in den "Gin-Alleys" des Manchester-Kapitalismus** oder in den Mafia-Rekrutierungs-Slums von Süd-Italien und Lower East Manhattan - und paßt insofern gut zur Neo-Feudalisierung des globalen Kapitalismus bzw. scheint gradezu untrennbar zu dessen Strategie zu gehören...
Scheiß auf die tolle "Digitalisierung" (lateinisch = "Befingerung")!
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* Re: Smartphone-Verbot für Spaniens Kinder - Die ganze Doku | ARTE
** siehe z.B. T.C. Boyle: "Wassermusik" (1982, dt. 1987 und 2014)
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