Sonntag, 15. September 2024

Schwäbisch in Berlin verbieten? Und Russisch in der Ukraine?

Sind die berüchtigten Schwaben in Berlins gentrifizierten Bezirken ein Problem? Naja, nicht wirklich: der Großteil der "Berliner" ist sowieso migrantischer Herkunft - abgesehen von Türken und Arabern nämlich fast alle Abkömmlinge aus Schlesien, Mecklenburg und andern deutschen Provinzen, die per "Landflucht" im 19. Jahrhundert das Provinz-Kaff Berlin zur "preußischen Metropole" machten, indem sie sich, wie heute in der "Dritten Welt", in Stadtrand-Slums ansiedelten und als industrielle Reserve-Armee oder in Verbrecher-Syndikaten durchschlugen... 

Sind die seit Generationen in der Ukraine und noch länger auf der Krim lebenden Russen ein Problem? Nicht wirklich, aber ukrainische Nationalisten wollen sie zwingen, nur noch "Ukrainisch", quasi das "Schwäbisch" des Russischen, zu sprechen - auch daher die plebiszitäre Sezession der seit langem russischen Krim und die Gründung der russisch-sprachigen "Volks-Republiken" im östlichen Donbass - der Bürgermeister einer west-ukrainischen Großstadt hat grade ehrenamtliche Bürger-"Sprach-Patrouillen" ins Leben gerufen, die den Gebrauch der russischen Hoch-Sprache zugunsten des Ukro-Dialekts in der Öffentlichkeit unterbinden sollen: soweit ist die schwäbische Regierung in Stuttgart, die tapfer die Verunglimpfung ihrer Mundart erträgt, noch nie gegangen... Und die Schwaben wollten auch nie ein "Freistaat" sein, wie die ungeachtet ihrer skurrilen Dialekte und unvermeidlichen Tonfalls gnadenlos selbstgerechten Bayern und Sachsen.

Nach dem Muster der Ukraine, die ungeachtet des Mangels an "eigener" Kultur russische Kultur vernichten läßt (z.B. Bücher klassischer russisch-sprachiger Autoren, selbst wenn sie, wie Bulgakow, Ukrainer waren), müßte man in Berlin die Schriften des Schwaben Schiller verbrennen, und vielleicht auch die des Hessen Goethe...

Dasselbe gilt für die reaktionären baltischen Staaten (samt Finnland) und Polen, die schon immer russisch durchmischt waren (wie auch Deutschland und Polen schon immer beiderseitig durchmischt waren): vor allem in den baltischen Staaten ist Russisch seit langem eine der Amtssprachen und lebt seit langem eine große russische "Minderheit", die man nun nach Jahrzehnten (oder Jahrhunderten) der Ko-Existenz im NATO-Russophobie-Rausch "ent-russifizieren" will - dabei gibt es nichtmal ein Problem, das den Berliner "Parallel-Gesellschaften" von Türken und Arabern vergleichbar wäre, sondern nur einen anti-sowjet-revolutionären und Nazi-verbündeten Impuls - wie eben bei den rechts-nationalistischen Ukros.

Die Kinder der nach dem Krieg in den polnisch gewordenen "Ostgebieten" gebliebenen Deutschen (und das sind nicht wenige) sprechen längst besser polnisch, als deutsch, und heiraten nicht nur untereinander, sondern auch Polen und Polinnen - soll man das etwa rückgängig machen? Und die Nachkommen irischer, italienischer, deutscher, skandinavischer, osteuropäischer, russischer und jüdischer US-Immigranten des 19. Jahrhunderts sprechen ebenso, wie die der ehemaligen afrikanischen Sklaven, alle denselben US-englischen Slang und meist weder ihre Herkunfts-, noch irgendeine andere "Fremd"-Sprache, und nach jahrzehnte-langen "nationalen" Gang-Kriegen sind sie inzwischen auch zunehmend biologisch vermischt - soll man das rückgängig machen?

Ganz abgeshen von den "deutsch-stämmigen" russischen Zaren: Lenin war mütterlicherseits deutsch-schwedisch-jüdischer, und väterlicherseits russisch-kalmückischer Abstammung, Trotzki war russisch-sprachiger ukrainischer Jude, Stalin war Georgier und Chruschtschow Ukrainer - und Tito, der Jugoslawien unter serbischer Führung befreit und geeint hat, war übrigens Kroate... Ganz zu schweigen von den imperialistisch verfeindeten Feudal-Herrschaften Europas, die alle demselben kleinen Inzucht-Eintopf entstammten...

Was soll also das ganze "nationalistische" Gezeter über "territoriale Souveränität", "kulturelle Integrität" usw. von in Wirklichkeit kapitalistischen Ausbeutungs-Zonen? Ohne diesen Schwachsinn gäbe es weltweit eine friedliche Koexistenz von kontinuierlich ineinander übergehenden Kulturen, wie sie mangels fataler militärischer Technik und sinnloser "globaler Kommunikation" z.B. im Mittelalter entlang der "Seidenstraße" bestand, oder zwischen den späteren "Erb-Feinden" Deutschland und Frankreich durch das burgundische Reich und dessen Überbleibsel: den sinnlosen Zankapfel Elsaß.

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