In meiner Grundschul-Klasse war früher saisonal ein Junge des "fahrenden Volkes", also ein "Zigeuner", immer so lang, wie seine Korb-Waren-verkaufende "Sippe" mit ihren Mercedessen und Wohnwagen auf dem damals noch von der Stadt dafür vorgesehenen Platz "kampierte" (heute gibt es nur noch Touristen-Wohnmobil-Stellplätze mit mehr Komfort, als damals für die "Zigeuner") - unser Mitschüler war ein ganz netter, wiewohl "exotischer" Geselle auf Zeit, der mit einer Mischung aus Fremden-Scheu und Faszination betrachtet und behandelt wurde, ähnlich wie die ersten "Gastarbeiter" aus Süd-Europa und später aus der Türkei, die aber keine Deutsch-Kenntnisse und Mercedesse und daher eigentlich einen schlechteren Stand hatten... Jedenfalls wurde unser "Zigeuner" weniger "diskriminiert", als z.B die fremdsprachigen "GIs", die damals noch bei uns stationiert waren, obwohl gesamt-gesellschaftlich das uralte Vorurteil der Eigentums-rechtlichen Seßhaften gegen die möglicherweise "diebischen" Nomaden schwelte.
Aber wenn wir damals "Zigeuner-Schnitzel" bestellten, hatte das nichts negativ mit dem "fahrenden Volk" und seiner geheimnisvollen (und mißtrauten) Ökonomie zu tun, sondern eher positiv und quasi nachkriegs-weltoffen mit "ungarischer Pußta", also scharfem Paprika, Zwiebeln, Knoblauch usw., während "Jäger-Schnitzel" mit Dosen-Champignons und Sahne-Soße vor der vegetarisch-veganen Welle des menschlichen Alles-Fressers die bieder-mitteleuropäische Variante war.
Seit das "Z-Wort" aus der "politischen Korrektheit" verbannt ist, hat der nun "politisch erlaubte" Begriff "Sinti & Roma" den latenten Rassismus nicht beseitigt, sondern nur neu benannt: die jetzt "korrekt" bezeichneten Flüchtlinge vom Balkan werden vielleicht sogar mehr mißachtet, als die früher offen titulierten "Zigeuner"... Und was dürften wir heute sagen, wenn schon die Nazis die Bezeichnung "Sinti & Roma" verwendet hätten?
Dasselbe gilt für das "N-Wort": Afrikaner, Melanesier und Australier sind nunmal relativ "schwarz", und sie heben mit gutem Grund "Black Pride", "Black Beauty" und "Black lives matter" hervor: in einer der euro-kolonialistischen Welt-Sprachen, nämlich der romanischen, heißt Black: "niger, negro, nero" usw. - also "Neger" = "Schwarzer"... Natürlich kann man das Wort rassistisch benutzen (aber "Pippi Langstrumpf" z.B. tut das nicht), aber man kann auch die "korrekten" Worte "Schwarzer", "Afrikaner", "Immigrant", Flüchtling" usw. diskriminierend benutzen, wie man allerorten sieht - und das "Mohr" aus dem "Struwwelpeter" kommt vom französischen "Maure", der Bezeichnung für die im Mittelalter lästigen Mittelmeer-Piraten aus Nord-Afrika, mit denen heutzutage kein Mensch mehr die "Mohren"(="Neger") verbindet.
Auch die kolonisierten "Primitiven" und "Natur-Völker" haben nichts davon, daß man sie heute vornehm "Indigene", "Aborigines" oder "First Nations" nennt: sie bleiben trotzdem mißachtet, unterdrückt und marginalisiert, und sie werden am Stammtisch "Injuns", "Nigger", "Fidschis", "Schlitzaugen", "Polacken", "Kümmel-Türken" usw. genannt, weil das, was volkt, sich die "Globalisierung" nicht ausgedacht hat - da hilft auch keine Mullah-mäßige Sprach-Sitten-Polizei, wie man schon am vergeblichen feministischen Kampf gegen das speziell deutsche "man" gesehen hat: die Gesellschaft ist auch ohne dessen Abschaffung immer weniger patriarchalisch geworden... Was soll also die plakative Sprach-Zensur? "Fidschi" z.B. könnte auch zum Kose-Wort werden, falls es das nicht wegen seiner "Traum-Strände" schon heimlich ist...
Und die post-(und neo-)kolonialen Europäer sind übrigens auch nicht "weiß"(= farblos) - "weiß" sind nur die konter-revolutionären Faschisten-Milizen nach dem ersten Weltkrieg, an die die US-"White-Power"-Neo-Nazis und ihre weniger Waffen-starrenden europäischen Nachahmer anknüpfen.
Kurz, es gibt wichtigere Probleme, als "Nationalismus", "Rassismus" und "politische Korrektheit": nämlich ökonomische Gerechtigkeit, ökologische Verträglichkeit und soziale Gesellschaft - alles andere ist Kriegs-treiberischer Ideologie-Mißbrauch.
Bedenklicher, als "Z-" und "N-Wort" ist die "Normalisierung" der US-imperialistischen und allgemein militaristischen Argumente, wie Pisstoriussens "Kriegs-Tüchtigkeit"...
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