Der viel-zitierte reaktionäre Historiker H.A. Winkler macht mit der irren "Kalte-Kriegs"-These von sich reden, daß die Entspannungs-Politik von Brandt und Bahr in den 1960er- und -70er-Jahren den Boden für Rußlands Eingreifen in den ukrainischen Bürgerkrieg (vulgo: "russischer Angriffskrieg") bereitet habe - offenbar nach dem populären Motto: "Wer den bösen Russen den kleinen Finger reicht, wird bald ganz gefressen..."
Die friedliche Verständigung zwischen Ost und West, sowie die folgenden Rüstungs-Kontroll- und Abrüstungs-Verträge (die erst neo-imperialistische US-Präsidenten von Reagan bis Trump wieder zunichte gemacht haben), waren für Winkler scheinbar eher "Eingeständnisse von westlicher Schwäche gegenüber der Sowjetunion", als erfolgreiche Maßnahmen gegen eine Eskalation des "Kalten Kriegs" - eine solche zynisch-militaristische Meinung darf man heute wieder öffentlich (z.B in der "FAZ") vertreten, applaudiert vom "FDP"-ex-Innenminister der Regierung Schmidt, G. Baum, der Bahrs Kritik am "Nachrüstungs-Beschluß" ("NATO-Doppel-Beschluß" von 1979) für "Gegen-Außenpolitik" hält, die der "sozial-liberalen" Koalition "in den Rücken gefallen" sei...
Gegen die "Demontage von Egon Bahr" durch Winkler und Baum hat sich vor kurzem der "Willy-Brandt-Kreis" (NE_WBK_Winkler_aBDIP.pdf (willy-brandt-kreis.de) verwahrt, der nicht nur die Verdienste und historischen Erfolge Bahrs hervorhob, sondern überflüssiger-weise darauf verwies, daß Bahr sich nie explizit gegen die NATO-Doktrin oder (durch "Anerkennung der innerdeutschen Grenze") gegen die deutsche "Staatsräson" der "Wieder-Vereinigung" geäußert hat (als wäre das ein Verbrechen gewesen), und darauf, daß man nicht nur der "SPD", sondern auch dem Merkel (wie bereits von anderer Seite geschehen) und der "großen Koalition" die "Schwäche der Verständigung mit Rußland" vorwerfen könne (als sei das nicht das Gebot einer zivilen und humanen Friedens-Politik).
Kurz: wie die "Berliner Zeitung" zur "Rechtfertigung" ihres Roger-Waters-Interviews (siehe meinen gestrigen Eintrag), betont man, daß Bahr trotz seiner "historisch abgeschlossenen 1. Phase" von lobenswerter, aber heutzutage "unzeitgemäßer" Entspannungs-Politik kein "Dissident" war, sondern eine Art "pazifistischer, aber treuer NATO-Stratege" - die reaktionären Vorwürfe ihn also nicht treffen (als wäre es zu "demokratischeren" Zeiten nicht einst Ehrensache gewesen, von Reaktionären angefeindet zu werden).
Mit ähnlichen Argumenten ("Ich habe die NSDAP immer durchaus korrekt behandelt" und "ihr die städtischen Sportplätze zur Verfügung gestellt, sowie das Hissen ihrer Hakenkreuz-Fahnen gestattet"...) verteidigte der 1933 abgesetzte Ober-Bürgermeister von Köln und wahre erste "Reichs-Autobahn"-Erbauer (Köln-Bonn, 1932), der "NS-Verfolgte" Konrad Adenauer, seine Pensions-Ansprüche 1934 in einem langen schleimigen Brief an das Nazi-Innen-Ministerium in Berlin (abgedruckt in B. Engelmann: "Wie wir wurden, was wir sind", 1980).
Die Geschichte wiederholt sich "das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce." (K. Marx, 1852)
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