Gekürztes Zitat eines Artikels (kursiv und unterstrichen von mir) von Chr. Kreiß, Starke Mieterhöhungen in deutschen Großstädten – Hintergründe: Woher kommen die hohen Mieten? (nachdenkseiten.de):
(...) Gegenüber 2018 haben sich (...im 1. Halbjahr 2023) die Mieten in Berlin um 50% erhöht, in Leipzig um 29%, Köln 28%, Hamburg um 21%, Düsseldorf 17%, München 16%, Frankfurt 11% und in Stuttgart um 7%. Im gleichen Zeitraum, vom 1. Quartal 2018 bis zum 1. Quartal 2023 hat sich das nominale Bruttoinlandsprodukt in Deutschland um 21,7% erhöht, die Nominallöhne sind um 14% gestiegen, die Reallöhne um 4,8% gesunken. (...)
Laut Statistischem Bundesamt gaben die etwa 20 Millionen Hauptmieter-Haushalte 2022 in Deutschland durchschnittlich 27,8% ihres Haushalts-Netto-Einkommens für die Kaltmiete aus. Also mehr als ein Viertel ihres monatlich verfügbaren Geldes wird für Wohnen ausgegeben. Dazu kommen dann noch die Ausgaben für Heizung, warmes Wasser und Strom. Rund 1,5 Millionen Haushalte hatten eine Mietbelastung von über 50%, weitere 1,6 Millionen Haushalte eine Mietbelastung von 40 bis 50%. Also etwa jeder sechste Mieterhaushalt hatte eine Zahlungslast von über 40%. (...)
Beispiel Vonovia: Vonovia ist das größte deutsche Immobilien-Unternehmen, das Wohnungen vermietet. Es bewirtschaftet derzeit mit knapp 16.000 Beschäftigten 488.000 Wohnungen in Deutschland. (...) Die Umsatzerlöse aus Vermietung beliefen sich 2020 auf 3,07 Milliarden Euro, 2021 auf 3,465 Milliarden Euro, 2022 waren es 4,725 Milliarden. (...) Für das Jahr 2020 wurden 954 Millionen Euro Dividende ausgeschüttet, für das Jahr 2021 1.289 Millionen und für 2022 676 Millionen Euro. (...)
Angenommen, Vonovia wäre nicht eine börsennotierte Aktien-Gesellschaft, sondern eine Wohnungs-Genossenschaft ohne Gewinn-Erzielungs-Absicht und ohne Dividenden auszuzahlen, so hätten die Mieten der Vonovia-Miethaushalte 2020 um 31% niedriger sein können, 2021 hätten die Mieten um 37% und 2022 um 13% niedriger sein können. Über die drei betrachteten Jahre hin hätten also die Mieten bei Wegfall der Dividenden-Auszahlungen im Durchschnitt um mehr als ein Viertel (27,5%) gesenkt werden können. (...) Berücksichtigt man einen Gewinn-Steuersatz von 30%, heißt das, dass von den Mietern noch deutlich mehr Miete bezahlt werden muss, um die Dividende zu ermöglichen: Um einen Euro Dividende nach Steuern zu ermöglichen, müssen 1,4 Euro Gewinn vor Steuern erzielt werden. Das bedeutet, dass die Mieter in Wirklichkeit einen noch deutlich höheren Aufschlag (rund 40%) für die Ermöglichung der Dividenden an die Großaktionäre bezahlen mussten.
(...) Ergebnis: Wir haben in Deutschland (und in den meisten anderen Ländern) gar kein Mietproblem, sondern ein Problem des Boden- und Immobilien-Eigentums. (...) Vonovia muss aus den Mietern rausholen, „was geht“, sonst sinkt der Aktienkurs in den Keller. Dann wird der Vorstand durch die Großaktionäre ausgewechselt gegen einen, der mehr aus den Mietern herausholen kann. (...)
In Deutschland beliefen sich die Bodenerträge 2017 auf etwa 400 Milliarden Euro, die zum großen Teil Bodenrenten darstellen. Das ist erheblich mehr als der damalige Bundeshaushalt von etwa 330 Milliarden Euro. Es geht hier also nicht um „peanuts“, sondern um mächtige Geldtransfers von sehr vielen ärmeren an sehr wenige sehr wohlhabende Menschen, die dafür gezahlt werden, dass jemand im Grundbuch steht oder Aktien von Wohngesellschaften hält – ohne irgendetwas dafür zu arbeiten oder zu leisten. (...)
Letztlich findet hier ein perfekter, geräuschlos funktionierender Transfer „von Arbeit nach reich“, von vielen zu sehr wenigen statt. (...)
Die Zahlungen für die Bodenrenten fließen nicht nur durch die Mieter, sondern auch durch jeden Produkt- und Dienstleistungs-Kauf. So sind beispielsweise in jedem Produkt, das wir kaufen, Bodenrenten in Form von Mieten oder Pachten als Teil des Kaufpreises enthalten. Mit jedem Produkt, das wir kaufen, zahlen wir die Bodenbenutzung, die für seine Erstellung (oder seinen Verkauf) nötig ist, mit, ob wir es wissen oder nicht und ob wir es wollen oder nicht. (...) Es ist ein Tributsystem, das dafür sorgt, dass die ärmere Hälfte der Bevölkerung an die reichsten 10 Prozent, insbesondere an das oberste 1 Prozent ständig leistungslose Einkommen schaufelt. (...)
Die logische Schlußfolgerung muß also sein, daß jeder über die Eigennutzung bzw. Eigen-Bewirtschaftung von natürlichen Personen oder Familien hinaus gehende Besitz an Boden und Immobilien (also jeder persönliche oder korporative Großgrund-Besitz) in nicht Profit-orientiertes Gemein- oder Genossenschafts-Eigentum überführt werden muß - die von Kreiß vorgeschlagene progressive Besteuerung von leistungslosen Grundrenten nach dem "Attac"-Modell einer geringfügigen Börsen-Umsatz-Steuer greift viel zu kurz.
"DEUTSCHE WOHNEN ENTEIGNEN !" muß seit deren feindlicher Übernahme durch "Vonovia" (2021) jetzt heißen: "VONOVIA ENTEIGNEN !"
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