Dienstag, 4. Juli 2023

Immigranten müssen nicht Deutsch lernen, sondern deutsche Beamte "Basic English": What watch? - Such much!?

Das "bisher fortschrittlichste Einwanderungs-Gesetz" (Innen-Minister In Nennsie Feser) soll damit den "Fachkräfte-Mangel" beseitigen, während reihenweise deutsche Unternehmen wegen des "geo-strategischen" Boykotts von billigem russischem Gas pleite gehen oder abwandern und wohl deutsche Fachkräfte mitnehmen werden - vornehmlich in die USA, die "uns" die Rußland-Sanktionen aufgezwungen haben, aber selbst nicht darunter leiden... Die immigrierten Fachkräfte werden dann das de-industrialisierte Deutschland auf dem Niveau einer "verlängerten Werkbank" (á la derzeitige 3. Welt) garantieren.. (vgl. den hellsichtigen SF-Roman von F. Schmoll: "Kiezkoller", 1988)

Den global mobilisierten deutschen Fachkräften wird dabei ihr "Basic English" nützlich sein, das sie bereits in Deutschland oft in ihren "international" kapitalisierten Firmen sprechen mußten, oder in den Cafés, Bistrots und Boutiquen (französische Lehnworte) ihrer deutschen Standorte, in denen inzwischen der Kaffee "togo", die Curry-Wurst "hot", die zweite Hand "vintage" und der Winter-Schluß-Verkauf "sale" heißt (vgl. "Sale, oder Die 120 Tage von Sodom", Film von Pasolini, 1975)...

Nachdem der westliche Imperialismus in den letzten 500 Jahren 80 oder 90% der weltweiten Sprachen und Kulturen ausgelöscht hat, will er nun offenbar auch dem, was ihm volkt, seine Sprache und Kultur austreiben und durch ein rudimentäres "Pidgin" ersetzen, das komplizierte und kritische Formulierungen nicht mehr erlaubt und das versimpelte Volk leichter beherrschbar macht (elaboriertere Ergüsse werden der entsprechend gefütterten "Künstlichen Intelligenz" überlassen...). Man hört es in Berlin im Vorbeigehen von multinationalen jungen Trupps oder Pärchen von Party-Touristen, die sich in primitivstem Englisch unterhalten bzw. zumindest verständigen und sich "weltläufiger" vorkommen, als früher die Rucksack-Hippies in Griechenland, die begeistert jedem Tavernen-Wirt ihr einziges griechisches Wort ("Yamas!" = Prost!) entgegen geschmettert und sich "integriert" gefühlt haben, wenn der Wirt dann lächelte...

Das ungelöste bzw. längst rassistisch verbockte Problem des multi-ethnischen Kolonial-Imperiums USA ist nämlich zum Glück fast einzigartig: die anderen westlichen Kolonial-Mächte (vor allem Frankreich, England, Holland, Portugal und Spanien, sowie vor verlorenen Kriegen Deutschland und Italien) sind im Gegensatz zu den USA nämlich traditionelle Kultur- und Sprach-Gemeinschaften (ungeachtet ihrer Bildungs-fernen und Welt-Markt-konformen polit-ökonomischen Gallionsfiguren und von deren Propaganda-Opfern), die durch die "Globalisierung" einiges zu verlieren haben: wenn an der "Sapir-Whorf-These", daß die Sprach-Struktur individuelles und gesellschaftliches Denken beeinflußt, auch nur ein Gran dran ist, dann muß man alles daran setzen, ein universelles IT-kompatibles "Basic English" zu verhindern.

Auf einer klein- oder groß-räumlichen Kultur und Sprache zu beharren ist nicht faschistisch (mit überheblicher post-kolonialer Güte gesteht man solches ja heute in Theoretiker-Kreisen gewissen Amazonas-Indigenen, australischen Aborigines, Grönländern und sogar Basken und Walisern durchaus zu), und wenn man anerkennt, daß es diesbezüglich keine "natürlichen" festen Grenzen, sondern nur imperiale und in Wirklichkeit überall fließende Übergänge gibt, ist es nichtmal "nationalistisch", und das braucht man auch nicht Wagenknecht zu unterstellen, wenn sie die finanz-kapitalistische "Globalisierung", samt den durch Rohstoff-Kriege, Ausbeutung, Klimawandel und Armut mobilisierten Flüchtlingen, nicht als Neu-Auflage des ehemals links romantisierten "Internationalismus" sehen will: die frühere Einteilung der "3. Welt" in "sozialistische" und "kapitalistische" Bürgerkriegs-Parteien bzw. Macht-Usurpatoren war nur eine pathologische Folge des "Kalten Kriegs", wie man spätestens an Nicaragua gesehen hat, und schließlich gibt es tatsächlich einen Unterschied zwischen dem geographisch fließenden Kultur-Übergang (z.B. von Deutschland über das Elsaß zum ehemaligen "Erbfeind" Frankreich) und den per Flugzeug, Schlauchboot oder zu Fuß auftauchenden Vertretern von "entfernten" Kulturen (obwohl wir in post-kolonialer Manier gerne umgekehrt mal kurz und mit garantierter Rück-Fahrkarte das exotische Abenteuer von Tropen-Klima und "primitiven Eingeborenen" buchen...).

Aber wer in seiner ehemaligen Stammkneipe nur noch von lauter "Kannitverstan"s (J.P. Hebel, 1808) umgeben und davon genervt ist, ist kein Rassist, sondern hat sich bloß nicht mit Thatcher´s spät-kapitalistischem "There is no such thing as`society´" (1987) abgefunden: eine Sprach- und Kultur-Gemeinschaft kann erfahrungs-gemäß auch irrational und zerstörerisch eskalieren, wie in Nazi-Deutschland oder in der Ukraine - aber eine auf Minimal-Kompromiß basierende Welt-Kultur und Welt-Sprache wäre eine kultur- und sprachlose Welt: selbst der schweizer Anarcho-Internationalist "p.m.", der in seinem globalen Manifest "bolo bolo" (1983) eine soziale "Welt-Heimat" und ein afro-europäisches "Esperanto" entworfen hat, ist schon bald zurück gerudert auf eine dezentrale Gesellschaft mit regionalen Sub-Kulturen ("Olten - alles aussteigen. Ideen zur Abschaffung der Schweiz", 1990)

Daß Selenski jetzt NATO-hoffnungsvoll "Basic English" als "nationale Kommunikations-Sprache" in der Ukraine verordnen will, nachdem man erst kürzlich den ukrainischen Russisch-Dialekt als einzige "National-Sprache" verordnet hatte, wirft ein Licht auf die Ukro-Kultur(-losigkeit).

"Fachkräfte", die nach Deutschland emigrieren wollen, müssen natürlich Deutsch lernen (wie auch der indische Premier-Minister von England, dessen Namen ich mir nie merken kann, natürlich Englisch lernen mußte), aber in erster Linie  muß man die kapitalistischen Flucht-Ursachen (einschl. Klima-Wandel) bekämpfen, die zum "Brain-drain" und der sinnlosen und fatalen Anglisierung (oder in Zukunft Russifizierung bzw. Sinisierung?) der "Entwicklungs"-Länder führen.

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