Im "Rheinbund" der westdeutschen Staaten von Napoleons Gnaden und im "Königreich Westfalen" unter seinem Bruder Jerome Bonaparte ging´s den Leuten jedenfalls erstmal besser: endlich gab es Hoffnung auf Reformen im von den Reaktionärs-Cliquen Habsburg (Österreich) und Hohenzollern (Preußen) dominierten "Reich"... Immerhin ging Napoleons Herrschaft aus dem Verteidigungs-Kampf der "französischen Revolution" gegen die Angriffe der feudalen Konter-Revolutionäre hervor... Vermutlich wären Europa auch die späteren (hauptsächlich österreichischen und preußischen) Kriege des 19. und 20. Jahrhunderts (nicht nur gegen Napoleon III.) erspart geblieben, wenn überall der zivile "Code Napoleon" gegolten hätte - und wenn die reaktionäre "Reichs"-Plutokratie es nicht geschafft hätte, das dämliche Volk gegen sein eigenes Interesse zum "nationalen Freiheitskrieg" gegen Frankreich aufzuhetzen und nach dem Sieg über Napoleon zu frohlocken: "Freiheit? Ja, aber natürlich die der alten `adligen´ Oligarchen, was dachtet ihr denn!", wie es dann der Ober-Reaktionär, der österreichische "Kissinger" Metternich beim "Wiener Kongreß", diesem Meilenstein verfehlter historischer Entwicklung, durchsetzte - und das dämliche Volk feierte die "Befreiung von Napoleon" zusammen mit seinen alt-neuen Unterdrückern...
Diese waren "immerhin" pro forma "Deutsche" (bzw. Inzucht-Abkömmlinge der inter-europäisch verschwägerten Milliardärs-Dynastien, die z.B. den "deutschen" Wilhelm II. zum Neffen der "englischen" Königin und zum Vetter des "russischen" Zaren machte - auch der nicht-"adlige" Napoleon verheiratete seine Verwandten schlauer- und altmodischer-weise mit den Fürsten besetzter Länder und Reiche...), aber was wäre für einen deutschen Bauern, Handwerker, Angestellten oder Arbeiter eigentlich schlimm daran gewesen, einen "Franzosen" (bzw. Korsen) als Staats-Oberhaupt zu haben, zumal der nicht schlimmer, sondern eher besser als die bisherigen Despoten gewesen wäre?
Garnix wär daran schlimm gewesen, außer daß es "nationale" Wahn-Vorstellungen beleidigt hätte... Die "Nation" (oder ein angebliches "Volk" innerhalb imperialistischer Grenzen - und alle Grenzen sind imperialistisch) ist eine von den Herrschenden benutzte Fiktion - in den letzten 500 Jahren sind alle auf Sprache und Kultur beruhenden Gemeinschaften ("Stämme" oder "Völker" im Sinn der Ethnologie, auch in Europa) zerstört, marginalisiert und/oder in eine "Nation" assimiliert worden: heutiger "Nationalismus" ist nichts weiter, als ein instrumentalisierbarer Herrschafts-Mythos. Merke den alten Spruch: "Die Grenzen verlaufen nicht zwischen den Völkern [="Nationen"], sondern zwischen Oben und Unten!"
Peter Sloterdijk schrieb in seinem sehr lesenswerten "Im Weltinnenraum des Kapitals" (2005, Ausg. 2006, S.185):
Vielleicht wird es die "freien Völker" - von denen das 19. Jahrhundert redete, ohne zu begreifen, daß es damit den modernen Obsessions-Kollektiven, den opfer-fordernden Vaterländern, zur Entstehung verhalf - überhaupt erst geben als Assoziation von Menschen, die sich angesichts einer real universalisierten Gleichgültigkeit auf eine bisher noch nie gesehene, nur von Ekklesien und Akademien vage antizipierte Weise neu verbünden.
Nagut, "vage antizipierende Ekklesien und Akademien" sind Wichtigtuer-Smalltalk, aber die "opfer-fordernden Vaterländer" sind traurige Realität.
(Parallelen zur Annektion der DDR und zum Ukro-Nationalismus sind rein zufällig, wie die gesamte Geschichte seit dem "Wiener Kongreß")
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