Vor paar Tagen eine Diskussion auf "D-Radio Kultur": ein "CDU"ler aus Heilbronn ist "natürlich für die Umwelt und für Maßnahmen zur Bewältigung der Klima-Krise - wir haben doch dieselben Ziele", aber wenn Demonstranten sich auf Straßen festkleben und "freie Bürger nötigen oder quasi in Geiselhaft nehmen und sie daran hindern, per Auto ihr angestrebtes Ziel zu erreichen", dann ist das ein "gesetzeswidriger Akt und muß bestraft werden"...
Ein "Konfliktforscher" hält dagegen, daß "unsere Demokratie" als letztes Mittel den "zivilen Ungehorsam" erlaubt, also die Verweigerung des Rechts-Gehorsams unter Inkaufnahme der juristischen Folgen im Sinne Thoreau´s, der lieber ein paar Tage in den Knast ging, als eine Steuer-Forderung zu bezahlen, und die Zeit in der Zelle nutzte, um sein Pamphlet "Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat" (1849) zu schreiben (während ein Gönner die "Schuld" für ihn bezahlte) - wobei diese Folgen des Ungehorsams im Ermessen des Gerichts liegen: es also auch "legitimen" Ungehorsam geben kann (vgl. die Deserteure und "Fahnen-Flüchtigen" im Nazi-"Reich", deren Verurteilungen und Hinrichtungen durch Freisler, Filbinger & Co. allerdings grotesker-weise erst Jahrzehnte später, nämlich 1998 in Einzelfällen und erst 2002 pauschal, posthum für unrechtmäßig erklärt wurden, was der ultra-reaktionäre unter-fränkische "CSU"-Abgeordnete Norbert Geis, geboren 1939, also "nur" früh-BRD-"wehrpflichtig", noch 2002 eine "Schande" fand - bis 2009 blockierte dieser Spät-Faschist, Opus-Dei-Aktivist und BRD-"Verdienst-Ordens"-Träger ein Gesetz zur Rehabilitierung aller von Nazi-Militär-Gerichten Verurteilten, und scheinbar ist er leider noch nicht gestorben...).
Eine wegen 9-minütigem "Kleben" mit den o.g. "CDU"-Argumenten zu 600 € Geldstrafe verurteilte Vertreterin der "Letzten Generation" weist auf den Zusammenhang zwischen "freiem" Auto-Fahren und dem Klima hin (der unbehinderte Auto-Fahrer ist ja in gewisser Weise wie der Besitzer von Rüstungs-Aktien, der "natürlich keinen Krieg", sondern nur Dividende will...), sowie darauf, daß sie selbst genötigt und in Geiselhaft genommen wird, indem das selbstgerechte kapitalistische System seinen Konkurs auf Kosten der nachfolgenden (möglicherweise "letzten") Generationen verschleppt und stur weiter macht, wie bisher...
Im Philosophie-Podcast "Sein und Streit" (26.2.2023) desselben Senders erklärt ein philosophischer Buchautor diese Sturheit zu einer "evolutionären" intellektuellen Unfähigkeit der Menschheit, in langen Dimensionen denken zu können (als wäre nicht schon die Steinzeit-Horde dazu in der Lage gewesen, ganz zu schweigen vom Eichhörnchen), und warnt vor dem "Panik-Punkt", wenn die Menschheit erkennen muß, daß alle bisher ignorierten Klima-Warnungen begründet waren und es nun zu spät ist... Diese "Menschheit" besteht allerdings nur aus den von (echter) Bildung Ausgeschlossenen, von Propaganda Verseuchten und sonstwie Betäubten, oder aus "FDP"- und "ADAC"-Mitgliedern, die seit der sogenannten "Aufklärung" gezielt davon abgehalten werden, ihr eigenes bzw. das gesellschaftliche Wohl zu erkennen oder sich gar dafür einzusetzen: gegen die wohl-informierten Protestierenden zwingen die ebenso informierten herrschenden Plutokraten und ihre Agenten in den Medien und in den Wissenschaften die Menschheit sehenden Auges in den ökologischen Untergang, ohne daß irgendein Gericht das als "gesetzeswidrigen Akt, der bestraft werden muß" betrachtet - angesichts dessen sind die masochistischen "Klebe"-Aktionen der Umwelt-Aktivisten doch Kinderkram, wo man gradezu eine bewaffnete anti-kapitalistische Guerilla zur Verteidigung des Planeten erwarten müßte: in den 1970er-Jahren haben revolutionäre Idealisten aus viel abstrakteren Gründen nicht nur zu Klebstoff, sondern zur Waffe gegriffen...
Passend dazu interviewt "Sein und Streit" (5.3.2023) eine Philosophin zum Thema "Sicherheit": zunächst argumentiert sie humanistisch, daß "Sicherheit" nicht nur "Polizei und Knast gegen Kriminalität" oder "Aufrüstung gegen militärische Bedrohung" bedeute, sondern eher sicheren Zugang der Bevölkerung zu lebens-notwendigen Ressourcen und sozialer Teilhabe zwecks Vermeidung von Gewalt als letztem Mittel der Prekarisierten (sei es durch illegale Straßen- oder institutionalisierte Kriegs-Verbrechen) - von der nach wie vor männlich geprägten Kriminalität und Militarisierung geht es dann zu B-Bocks angeblicher "feministischer Außen-Politik": wie die Flinten-Weiber (samt Vonderleychen), die in letzter Zeit deutsche Kriegs-Ministerinnen waren, ist B-Bock ja auch vom Militarismus besessen, und die humanistische Philosophin sagt daher brav "D-Radio"-politisch-korrekt, daß "natürlich zur Zeit" die Verlängerung des Ukraine-Kriegs durch westliche Waffen-Lieferungen á la B-Bock "unumgänglich" sei, aber daß "auf lange Sicht" die "feministisch-mütterlich-schwesterlich-pazifistische" Ansicht sich hoffentlich durchsetzen werde - na, vielleicht sterben die allgegenwärtigen quasi-patriarchalistischen und bellizistischen Thatcher-Abziehbilder ja wirklich irgendwann mal aus, aber eigentlich ist eher zu erwarten, daß immer mehr kapitalistisch geschulte Damen das Heft übernehmen und sich genau deshalb nichts ändern wird - genauso wenig, wie durch ein paar (vom Bullen bis zum Präsidenten) beamtete privilegierte "Schwarze" oder "Farbige" in den USA oder in England (siehe meinen Eintrag vom 6.2.2023)...
P.S. Die Namen der Beteiligten konnte ich mir beim Auto-Radio-Hören weder merken, noch notieren, aber wer es unbedingt will, kann sie wohl rauskriegen...
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