Krim-Tataren
Die sogenannten Krim-Tataren sind entweder ein turk-sprachiger Zweig der mongolischen "Goldenen Horde", die seit dem 13. Jahrhundert die südrussischen Steppen erobert hatte, oder eine islamisierte Mischbevölkerung aus Mongolen und auf der Krim ansässigen Chasaren, Rumänen, Griechen, Venezianer usw., deren Oberschicht beim Zerfall des Mongolen-Reiches im 15. Jahrhundert unter der Protektion der Osmanen ein eigenes Khanat gründete - jedenfalls behielten sie die nomadische Lebensweise der "Goldenen Horde" bei, sowie deren traditonelle Haupt-Wirtschaftsweise, nämlich die Sklaven-Jagd für das osmanische Reich im nördlichen Schwarzmeer-Gebiet, also Süd-Rußland und Polen-Litauen, bis zum Ende des 17. Jahrhunderts... Gegen die verheerenden tatarischen Menschen-Raub-Züge organisierten sich die bekannten "Kosaken" (russische Wehr-Bauern), von denen nur noch der "Don-Kosaken-Chor" übrig ist.
1771 eroberte schließlich das russische Zaren-Reich die Krim und erklärte das Khanat zum russischen Protektorat, brachte durch Umsiedlung der meist griechischen und armenischen Sklavenhändler die tatarische "Wirtschaft" zum Erliegen und annektierte nach anti-russischen Unruhen 1783 die Krim und begann dort Russen anzusiedeln, während zunehmend "Arbeits"-lose tatarische Sklaven-Jäger ins osmanische Reich (Rumänien und Bulgarien) auswanderten, bis sie auf der Krim in der Minderheit waren...
Unter der sowjetischen Getreide-Krise der 1920er- und 30er-Jahre litten die verbliebenen Krim-Tataren genauso, wie die ukrainischen "Klein-Russen", und ebenso wie diese kollaborierten viele Tataren nach dem deutschen Einmarsch 1941 (auch aus traditioneller Russophobie) mit der "SS", was nach der Befreiung 1944 den Grund für die stalinistische Deportation der Tataren in die neue autonome Tartaren-Republik von Kasan an der oberen Wolga lieferte...
Also: Russischer Kolonialismus
Zu diesem Thema interviewte die meist eher moderate "Berliner Zeitung" die vielleicht etwas zu junge kasachische Historikerin B. Kassymbekova mit ein paar Suggestiv-Fragen (Warum viele Deutsche Russlandversteher sind und die Russen im Krieg still halten (berliner-zeitung.de), die daraufhin alle Kennzeichen der Kolonial-Reiche seit dem 16. Jahrhundert aufzählt, als seien sie eine russische Erfindung: Eroberung, Militär-Verwaltung, Ausbeutung, Kultur- und Sprach-Imperialismus usw. - mit andern Worten: das russische Zarenreich hat das gleiche mit seinen Grenz-Regionen gemacht, wie England mit Wales, Schottland und Irland, wie Frankreich mit der Bretagne, Wallonien, dem Elsaß, Aquitanien, Okzitanien und der Provence, und wie Spanien mit Katalonien, Galizien, Andalusien und dem Baskenland - bloß haben die west-europäischen Kolonial-Mächte das gleiche auch in Übersee getan: deshalb sprechen ganz Afrika, Nord- und Süd-Amerika, Süd- und Südost-Asien, Australien und Ozeanien heute Portugiesisch, Spanisch, Französisch, Englisch oder Niederländisch, während die Urbevölkerungen samt ihrer Sprachen zu aussterbenden Prekariaten degradiert sind - in der Sowjet-Union gab es immerhin (neben den baltischen, der weißrussischen, der ukrainischen und den zentral-asiatischen föderativen Republiken) die autonomen Regionen Tatarstan, Baschkortostan, Dagestan, Tschetschenien, Ossetien, Abchasien und Inguschetien, und in Rußland gibt es immer noch die autonomen Regionen der Komi, Mari, Udmurten, Tschuwaschen, Mordwinen, Kalmücken und Tuwa (auch China hat übrigens autonome Regionen für seine Minderheiten, die z.B. von der "1-Kind-Politik" ausgenommen waren - das galt auch für Tibet und Uigurien: soviel zum "Völkermord"). - Rußland jetzt zu unterstellen, es wolle "die ukrainische Kultur und Sprache auslöschen", entbehrt jeder Grundlage, ebenso wie die Behauptung, Rußland wolle sich "imperialistisch" auf das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion oder sogar des "Warschauer Pakts" ausdehnen...
Die übrigen Argumente der spät-geborenen Kasachin gegen den "russischen Imperialismus" lassen sich noch leichter gegen den westlichen (NATO- und EU-)Imperialismus verwenden, sodaß man sich eine Erwiderung sparen kann... Zumindest will sich unbestreitbar die NATO auf das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion ausdehnen... Das Vorbild für die Separation der Krim und der Donbass-Republiken war die vom "Westen" erzwungene und von der UNO anerkannte Separation des Kosovo... Und das Vorbild für die russischen "Wagner"-Söldner sind die tolle staatlich-französische "Fremdenlegion" und die diversen US-Privat-Armeen, die mindestens seit dem Angriffskrieg gegen den Irak (2003) im Einsatz sind...
Es ist eher witzig - wenn die Historikerin sagt: "In Kasachstan und Kirgistan zum Beispiel kontrolliert die russische Botschaft regelmäßig die Schulbücher und schaut, wie Russland und die Sowjetunion dargestellt werden. Wenn den Mitarbeitern etwas nicht passt, schreiben sie dem Bildungsministerium und drohen mit Maßnahmen, wenn die Geschichtsschreibung nicht an ihre Vorstellungen angepasst wird", antwortet die Interviewerin: "Oha!" - Von der anti-russischen Umschreibung der ukrainischen Schulbücher und von der deutschen "Verfassungsschutz-relevanten Delegitimierung des Staates" (siehe meinen Eintrag vom 25.2.2023) haben offenbar beide noch nichts gehört...
Aha!
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