Donnerstag, 30. Mai 2024

Architektur der "Extraklasse"

Laut Futuristische Architektur: Diese Wolkenkratzer werden gerade gebaut (msn.com) ist "spektakuläre Architektur" mehr vom immer gleichen: im wesentlichen unsinnig teure Riesen-Projekte von der globalen Architekten-Aristokratie (bzw. von Planungs-Konzernen unter deren Namen), die so aussehen, als wollte man in ihrer Nähe nicht spazierengehen* und würde sich in ihrem monumentalen Inneren völlig verloren fühlen...

Einerseits sind es nach wie vor vertikale Quader, also die üblichen rechteckigen "Wolkenkratzer", die seit 10 oder 20 Jahren allerdings gern bißchen schräg, gewölbt, statisch verwirrend, beerkert oder "verkrumpelt" sein dürfen - andererseits gigantische fensterlose Museums-Bunker als weiße oder schwarze Kuben*, oder als Kugeln oder sonstwie geschwungene Hüllen aus möglichst ungewöhnlichem Material, die wie gestrandete Glitzer-Wale in den Städten liegen und die Umgegend ungemütlich machen: nicht anders, als früher die feudalen Burgen und Schlösser, deren asozialen Protz der Pöbel heute bewundern darf, wenn er schon nicht in die umzäunten und Kamera-überwachten Residenzen und Yachten der aktuellen Oligarchen Einblick kriegt.

Allesamt haben sie grotesk große "Atrien", deren "spektakuläre" Verkehrswege und gläserne Balustraden nur für Schwindelfreie geeignet sind - alle andern können nur schaudernd "Oh" und "Ah" sagen... Echte Gesellschaft kann in solchen Räumen aber auch nicht für Schwindelfreie entstehen: "futuristisch" ist das ganze nämlich nur im dystopischen Sinn alter Science-Fiction-Filme und -Comics - eiskalte voll-kontrollierte Kulisse für ein seelenloses Massen-Konsum-Gewusel, ob im interaktiven Museum oder in der Shopping-Mall oder in der Event-Location oder im "Erlebnis"-Bahnhof/-Flughafen.

Manche dieser egozentrischen "Architekten-Träume" sehen in den Planungs-3D-Simulationen (oder früher als Miniatur-Modell) oder auf Postkarten-Fotos "interessant" aus, aber in der städtischen Realität sind sie Albträume und töten das Leben* - schon allein wegen ihrer Monstrosität und ihrem daraus folgenden Zentralismus, ihrer absichtlichen "Entfremdung" (durch das gewollt "Außergewöhnliche"), ihrer inneren Selbst-Genügsamkeit und fehlendem Bezug zur Umgebung (siehe z.B. J. Jacobs: "Tod und Leben großer amerikanischer Städte", 1961) - jede Groß- und Kleinstadt kann seit dem 20. Jahrhundert (und besonders dessen zweiter Hälfte) ein Lied davon singen**: bloß gelernt hat´s uns nix.
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* z.B. der liebevoll "Black Diamond" genannte abweisende schwarze Riesen-Würfel, die deprimierende Erweiterung der wunderschönen alten Königlichen Bibliothek in Kopenhagen, die jetzt diesen Teil der Hafen-Front zum Un-Ort macht, von dem man möglichst schnell weg will, falls man nicht gezwungen ist, durch dieses Unding die Bibliothek zu betreten...
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in meiner Heimatstadt wurde (neben vielen anderen Sünden) in den 70er-Jahren das zentral gelegene nette städtische "Jugendstil"-Hallenbad zugunsten eines Beton-Klotzes für ein Billig-Kaufhaus und Büros mit angeschlossenem Parkhaus abgerissen und stattdessen am öden Stadtrand ein Spannbeton-Hallenbad mit "olympischen Maßen" (samt einem großen Parkplatz) gebaut...

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