Auf dem aktuellen Parteitag in Augsburg hat die Führung der "Linken" ihr neues Logo vorgestellt: aus dem bisher schwarz auf weißen waagrechten Schriftzug mit dem logischer-weise nach links weisenden roten Keil als i-Punkt hat irgendeine unbedarfte Werbe-Agentur einen weiß auf rot aufsteigenden Schriftzug mit weißem nach rechts oben weisendem Keil als i-Punkt gemacht.
Diese Freudsche Fehlleistung hat der Delegierte und EU-Wahl-Kandidat Bijan Tavassoli bei seinem furiosen Abgang auf dem Parteitag erkannt: die "Linke" sei wohl auf dem Weg von "links unten", wo sie herkomme, nach "rechts oben", wohin er nicht folgen wolle und deshalb seinen Austritt aus der Partei erkläre.
In der "lateinischen" Typographie (im Gegensatz zur links-läufigen arabischen und anderen) bedeutet ein links-gerichteter Pfeil gewissermaßen "zurück" - aber auch "gegen den Strom" bzw. "gegen die herrschende Richtung": das erinnert an Lissitzkys berühmtes abstraktes Propaganda-Plakat aus dem russischen Bürgerkrieg 1919/20: "Mit dem roten [kommunistischen] Keil zerschlage die Weißen [Reaktionäre]" - allerdings weist sein roter Keil auch nach rechts (unten), was in diesem Zusammenhang aber Sinn macht: Angriff von links auf den weißen Kreis rechts.
Die Einteilung in "links" und "rechts" stammt wohl aus der französischen Revolution, in deren National-Versammlung die "Radikalen" links und die "Konservativen" rechts saßen - jedenfalls haben sich diese Sitz-Ordnung und die politische Einordnung dermaßen etabliert, daß die "Linke" gut beraten gewesen wäre, den nach links gerichteten roten Keil beizubehalten, statt sich mit dem nach rechts oben gerichteten Keil zum Gespött zu machen bzw. den wahren Geist ihrer "Realo"-Führung zu offenbaren.
Jetzt ist der nach links gerichtete Keil jedenfalls für die "Wagenknecht-Partei" frei geworden - fehlt nur noch ein guter Partei-Name.
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