Samstag, 7. Oktober 2023

Arm & nicht sexy: Berlin-Friedrichstraße

Man hatte sich nach der "Wende" um die Filet-Grundstücke der einst berühmten Friedrichstraße gerissen und "Star"-Architekten beauftragt - alles für´n Arsch: aus der "Glamour-Meile" ist genauso wenig was geworden, wie aus dem toten Potsdamer und Leipziger Platz...

Das beste Beispiel ist das damals gefeierte "Luxus-Kaufhaus" aus Paris, "Galeríes Lafayette" (die Plexiglas-Beule von "Star"-Architekt J. Nouvel), das demnächst unter Verlust zumacht: die einzigen Gewinner sind (wie am Potsdamer Platz) die wechselnden internationalen Immobilien-Spekulanten, die sich die Objekte abgekauft und zugeschoben und die Mieten entsprechend erhöht haben - das "Quartier 207" ("Lafayette") hat erst 2022 der US-Hai "Tishman-Speyer" für 300 Millionen € gekauft, und nun soll es denen (wer sonst?) das Land Berlin für fast das Doppelte abkaufen, um da seine Zentral-Bibliothek einzurichten (als hätte das, was volkt sich nicht längst an deren zwei bisherige Standorte gewöhnt): der Staat befreit, wie üblich, die Investoren mit einem "Bonus" von ihren Fehl-Spekulationen, und die "Groupe Lafayette" (nach 120 Jahren auch kein nettes "Familien-Unternehmen" mehr) zieht nach dem mißlungenen berliner Experiment weiter auf lukrativere Märkte (Asien, wie man liest).

Es soll außer Scholz, H-Beck, Lindner und Merz noch andere Leute geben, die immer noch an die "freie" (oder sogar an die "soziale"?) "Markt-Wirtschaft" glauben - sogar unter denen, die nur die "Sport"-Seiten der Zeitungen lesen, obwohl grade da die "Markt-Wirtschaft" am extremsten ad absurdum geführt wird... Irgendwann wird auch der letzte "Honk" merken, daß mit Kapitalismus kein Staat zu machen ist - zumindest kein angenehmer: es endet immer mit einer Dystopie á la "Metropolis" (F. Lang 1927) - die da oben, wir hier unten.

Immerhin gibt es schräg gegenüber vom "Quartier 207" noch das unbeugsame "Russische Haus", eine Art "Goethe-(oder quasi Tolstoi-)Institut", gegen das russophobe Politiker hoffentlich weiter vergeblich anstinken - und wenn dazu eine überteuerte berliner Zentral-Bibliothek kommt, kann man ja die Friedrichstraße als Lesesaal überdachen, vielleicht mit ebenso überteuerter "Star"-Architektur von Calatrava oder so...

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