Samstag, 1. April 2023

Fürchtet den (Gerhard) Richter, auch wenn er (Kunst-)Geschenke bringt

Die schlauen Danaer haben den Trojanern ein hölzernes Pferd "geschenkt", und der greise Gerhard Richter (der "teuerste lebende Künstler") hat offenbar 100 seiner mehr oder weniger bunten Leinwände der Berliner Neuen National-Galerie "geschenkt", d.h. als "Dauer-Leihgabe" überlassen, und die macht (nach dem abstrusen Erfolg der 80-Jahre-Richter-"Werkschau" vor 11 Jahren) beflissen ab dem heutigen 1. April (leider kein Scherz) eine Dauer-Ausstellung bis 2026 daraus... Und heraus springen aus dem sprichwörtlichen "Danaer-Geschenk" nicht leibhaftige griechische Soldaten, sondern zumeist "Abstraktionen", die dem Betrachter den Krieg erklären und für deren Würdigung man die blumigen Erläuterungen aus dem Feuilleton oder aus "Kunst"-Zeitschriften braucht: da gibt es Farb-Quadrat-Mosaike á la Klee, säuberliche Farb-Streifen-Bilder á la De Stijl, amöbische und vieleckige Farbflecke á la Picasso und wilde Klecksereien á la Pollock - der Mann hat alles mal probiert, früher auch eine Art "Surrealismus" und unscharf nachgemalte Fotos und Fernsehschirm-Bilder, aber das wurde ihm wohl zu mühsam.

Besonders am Herzen liegen ihm vier große völlig abstrakte Leinwände mit viel ausgefranstem Schwarz und Weiß, die nach seiner Ansicht wegen ihrer "politischen Bedeutung nicht in eine Privat-Sammlung, sondern in die Öffentlichkeit" gehören: sie sind nämlich angeblich nach (heiliges Sakrament!) von Häftlingen heimlich gemachten KZ-Fotos gemalt - aber so dermaßen "abstrahiert", daß man eine Begleit-Broschüre samt Abbildungen der Original-Fotos braucht, um (wie die Kuratorin meint) "ohne jegliche figürliche Darstellung [also ohne jeden Wiedererkennungs-Wert] zum Nachdenken über KZs angeregt" zu werden - das übliche Dilemma der "modernen Kunst" seit Malewitsch, Mondrian, den "Neuen Wilden" und dem berliner "Holocaust-Mahnmal", das Dilemma, das Tom Wolfe schon 1975 "The Painted Word" nannte: das Geschwätz wurde wichtiger, als das Produkt... (Die echten "Wilden" waren und sind überzeugender, als Picassos entfremdete Derivate nach Fotos von "primitiven" Skulpturen... siehe unten)

Ist die Vorstellung nicht ergreifend, wie das an die Atelier-Wand geheftete KZ-Foto den genialen Künstler zu expressiven Pinsel-Schmissen hingerissen hat?- Aber klar doch: wir stupide Normal-Bürger müssen uns nur auf die sensible Interpretation der "Kunst-Kritiker" und -Vermarkter einlassen...

Wie man mit solchem egomanischem Verwurschteln nach Duchamps "Pissoir" (1917) noch berühmt und reich werden kann, bleibt ein ewiges Rätsel... (siehe, oder besser nicht, den Film "Gerhard Richter Painting" - gemeint ist wohl "malend" - von C. Belz, 2009 - vgl. meinen alten Eintrag dazu und siehe auch meine Einträge vom 27.10. und 31.3.2022, sowie vom 27.10.2021
Auch wieso leicht erregbare Gemüter durch kryptische Farb-Kombinationen offenbar tatsächlich "zum Nachdenken angeregt" werden und seitenlange weithergeholte Exegesen dazu verfassen bleibt ein Rätsel...

"Kunst" kommt von "Dunst" und führt nach dem "Wust" von "Schwulst" der "Verdunster" durch "Invester" zum finanziellen "Wanst" und zum Bedeutungs-"Schwund", also "Schund" - und am Ende ist "Kunscht" nur noch "Wurscht" und macht hauptsächlich "Durscht".

(Das gilt auch für die zig weltweiten Ausstellungen zum aktuellen "Picasso-Jahr" (seit 50 Jahren tot) und Picassos pseudo-gegenständliche "Art Brut", also seinen angeblich manisch selbst-therapeutischen - oder doch eher Vermarktungs-strategischen? - Dekonstruktivismus, vulgo: "Kubismus"... Ist automatisch alles "Kunst", was die Nazis als "entartete Kunst" bezeichnet haben oder hätten? Und sind Picassos beim Frühstück während der Nazi-Besetzung von Paris mit grobem Pinsel auf Zeitungsseiten gekritzelte Strichmännchen und Mondgesichter "antifaschistischer Widerstand", wie seine Bewunderer glauben möchten? - Den spanischen antifaschistischen Republikanern hat jedenfalls Picassos "Guernica" (1937), das sie bei ihm in Auftrag gegeben hatten, nicht gefallen: erst die benebelte Kokain-"Avantgarde" von New York, die schon auf Pollock gefaßt war, wußte es zu würdigen...)

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