Heute wurde im "Arte-Journal" berichtet, daß 1.800 französische Polizisten gegen "kriminelle Banden" und "Waffen-Schmuggel" auf Mayotte vorgehen: eine tragisch-skurrile Geschichte.
Die kleine Insel (kleiner als Andorra) zwischen den Komoren und Madagaskar in der Straße von Mosambik, bewohnt von "Mahore"-Swahili-sprechenden moslemischen Arabo-Afrikanern, war mit den Komoren-Inseln seit 1841 französisches "Protektorat" und Militär-Stützpunkt, seit 1976 "Übersee-Territorium", nach einer Volks-Abstimmung für den Verbleib bei Frankreich seit 2011 "Übersee-Département", und damit seit 2014 Teil der EU (aber nicht des "Schengen-Raums" - Währung ist trotzdem der €), während die seit 1975 von Frankreich unabhängigen Komoren Mayotte als Teil ihres Archipels beanspruchen (ähnlich wie die Chinesen Taiwan und die andern Inseln des Chinesischen Meeres). Frankreich dagegen subventioniert das "Dritte-Welt-Département" wohl oder übel, um seinen strategischen Militär-Stützpunkt zu behalten, nachdem die seit 1895 militärisch beherrschte Kolonie Madagaskar 1960 unabhängig wurde.
Die Insel lebt von Plantagen-Wirtschaft, Import-Zöllen (fast alles wird aus Frankreich und seltsamerweise von den Komoren, einem der ärmsten Staaten der Welt, importiert), sowie vom Konsum der französischen Beamten und der Militärbasis.
Das "Pro-Kopf-BIP" (falls das was aussagt) beträgt zwar nur ein Drittel des französischen, aber das Zehnfache dessen der Komoren - daher hat Mayotte ein Flüchtlings-Problem mit illegalen Einwanderern von den Komoren und (via Mosambik und Komoren) aus Zentral- und Ost-Afrika, die ähnlich riskant, wie auf dem Mittelmeer, nachts (wenn sie nicht kentern) mit Booten ankommen, angezogen von den höheren Plantagen-Löhnen und in der (vergeblichen) Hoffnung auf französische und damit EU-Staats-Bürgerschaft.
Laut "Arte" leben heute neben 200.000 "Mahorern" trotz "Frontex"-artiger Küsten-Sicherung 150.000 Flüchtlinge auf Mayotte, zumeist in großen Slum-Siedlungen und manche schon seit Jahrzehnten, die wie in Süd-Amerika von Gangs kontrolliert werden, die oft aus zurück gelassenen Kindern von abgeschobenen Flüchtlingen bestehen, wobei die Gewalt schon mehrmals eskaliert ist (zuletzt 2022) - Abschiebungen scheitern allerdings bisher zumeist, weil z.B. die desolaten Komoren ihre Emigranten nicht "zurück nehmen" und Abgeschobene schnellst-möglich nächtens zurückkehren...
Nichtsdestotrotz hat der derzeitige gutgenährte komorische Präsident (wie alle vor ihm ein Nachkomme eingeheirateter arabischer Sultane, aber "gewählt", und nicht an die Macht geputscht, wie es seit der Unabhängigkeit 1975 mehrmals der Fall war) angekündigt, die französische "Säuberungs-Aktion" in den großenteils komorischen Slums auf Mayotte "nicht hinnehmen zu wollen" (was auch immer das heißen soll), während die "Mahorer" auf ein Ende der grassierenden Kriminalität und der Überfüllung ihrer Schulen durch Flüchtlings-Kinder (sowie vermutlich, ähnlich wie in Süd-Italien, des Plantagen-Lohn-Dumpings) hoffen...
Dieses außerhalb der französischen Kolonial-Behörden völlig unbekannte Inselchen im Indischen Ozean zeigt en miniature ("in nuce" bzw. "in a nut-shell") die geo-politische, militär-strategische, ökonomische, demographische, migratorische, soziale und vermutlich auch ökologische Weltlage deutlicher, als die "großen" abstrakten "Konflikte" der "Welt-Mächte", die uns in den "Nachrichten" alltäglich um die Augen und Ohren gehauen werden.
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