Ein paar Jahre nach dem Finanz-Crash von 2008 mit seinen hundert-tausenden zwangs-geräumten Häusern, der hunderte Milliarden teuren "Banken-Rettung", der Katastrophe für die "PIGS"-Staaten (Portugal, Irland, Griechenland und Spanien) usw. (ganz zu schweigen vom Rest der Welt und den Nachwirkungen) konnte der englische Autor des Bestseller-Romans "Kapital" (2012), John Lanchester, in seiner gleich nachfolgenden "Bizarren Geschichte der Finanzen" bereits wieder schreiben:
"Die Ostblockstaaten hatten gravierende und irreparable Fehler, während die liberalen westlichen Demokratien die bewundernswerteste Gesellschaftsform darstellten, die es je gegeben hat.(...) Das Resultat im Osten war Unterdrückung; im Westen war es kostenlose Schulausbildung, eine allen zugängliche Gesundheitsversorgung, wochenlanger bezahlter Urlaub und eine konstante Fortentwicklung in allen Bereichen, die mit Chancengleichheit und den Rechten des Einzelnen zu tun hatten."
Ausnehmen mußte er allerdings die USA, das Flaggschiff des "Westens", mit ihrem lächerlich kurzen Arbeitnehmer-Urlaub, den verrottenden öffentlichen Schulen und absurd hohen Studien-Gebühren, der nur Reichen zugänglichen Gesundheits-Versorgung, der geringeren Lebens-Erwartung (als in Europa), den anti-freiheitlichen "Notstands"-Gesetzen seit "9/11" und der großen Schere zwischen Arm und Reich - er gab zu: "Seit 1970 ist das Gehalt des meistverdienenden Fünftels der US-amerikanischen Arbeitnehmer um 60% gestiegen, während alle anderen [also 80% der Menschen] 10% weniger erhalten. (...) Zwischen 1980 und 2007 ist das Einkommen der reichsten 0,1% der Amerikaner um 700% gestiegen."
Und: "1970 war die Zahl der Arbeitsstunden für Amerikaner und Europäer ungefähr gleich; heute arbeiten die Amerikaner fast doppelt so viel." (bei mehrheitlich sinkenden Einkommen...)
Während es im "Ostblock" natürlich ebenfalls eine kostenlose Schulbildung, Gesundheits-Versorgung, Urlaub usw. gab, folgen die "westlichen liberalen" Staaten tendenziell dem US-Vorbild: die Niedrig-Lohn-Sektoren wachsen, das öffentliche Bildungs- und Gesundheits-System wird kaputtgespart bzw. ebenso wie staatliche Infrastrukturen teils oder ganz privatisiert, also dem Profit-Interesse von Spekulanten überlassen...
Die Folgen sieht man am besten in Griechenland, das nach seinem Quasi-Bankrott infolge der Finanz-"Krise" von der "Troika" (EU, EZB und IWF) zwecks "Rettung" zu drastischen Spar- und Privatisierungs-Maßnahmen gezwungen wurde: das Land liegt nach dieser klassisch-kapitalistischen "Therapie" am Boden (vgl. N. Klein: "Die Schock-Therapie")... Aber auch die einst funktionierenden Gesundheits-Systeme von z.B. Frankreich und England sind am kollabieren, wie in den USA sind europaweit Straßen-Brücken und Schulen Renovierungs-bedürftig, Krankenhäuser, Schulen und soziale Dienste sind unterbezahlt und daher unterbesetzt usw. usw. (Schlimmeres wird natürlich den armen Ländern auferlegt - daher das "Flüchtlings-Problem", das schon die "Bremer Stadt-Musikanten" als Motto hatten: "Was Besseres, als den Tod, finden wir überall"...)
Die Finanzierung von sozialem Ausgleich (national wie international) und ökologischem Umbau wird zugunsten von Aufrüstung, imperialen Militär-Einsätzen, sinnloser "Raumfahrt" und anderer "Brilliant-Feuerwerke", luxuriöser Museen und Opernhäuser, allgemeiner Digitalisierung, sowie Auslands-Militär-"Hilfe" (wie derzeit für die Ukraine: "They may be bastards, but they are our bastards."*) abgebaut: die neo-feudale Finanz-Aristokratie geht offenbar davon aus, daß sie mit den imperialistischen und kolonialistischen Mitteln, die zum 1.Weltkrieg geführt haben, ewig "Staat machen" könne - daß also das, was volkt, die Dauer-"Kriegs-Wirtschaft" ebenso widerspruchslos hinnimmt, wie die zunehmenden "Extrem-Wetter"-Katastrophen, die die kapitalistische "Wachstums"-Ideologie so mit sich bringt: eine gewagte Hoffnung, wenn die Untertanen erstmal garnichts mehr zu verlieren haben werden und (wie die aufständischen Juden des Warschauer Ghettos) lieber "ehrenhaft im Kampf" sterben wollen, als ihre schleichende Degradierung hin zum Tod abzuwarten.
Das "Ende der Geschichte" (Fukuyama 1989/92) ist mit dem vorläufigen "Sieg des Kapitalismus" über den alten "Ostblock" jedenfalls garantiert nicht erreicht: zuerst gibt es noch China und auf lange Sicht vielleicht noch mehr... (siehe meine ältesten Einträge von 2009/10 und die Bücher von p.m., Kropotkin, Landauer & Co.: die Hoffnung stirbt zuletzt...)
___________
* wie mehrere US-Präsidenten über ihre jeweiligen faschistoiden Verbündeten sagten
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen