Eigentlich nichts Neues:
"Man weiß, was man tut. Man könnte jederzeit, falls jemand von außen käme und fragte, auch sagen, was daran falsch ist; man nennt es Systemzwang, Realismus. Das Leben gerät zu einer einzigen großen Verabredung aufs Mitspielen in den Halbheiten und Unlebendigkeiten, auf die sich die Mehrheiten geeinigt haben. Über dem Land hängt ein pseudo-realistischer psychologischer Smog, ein Halbdunkel aus Verhärtung und Demoralisierung, Einsicht und Resignation, Selbsterhaltungs-Trieb und Ehrgeiz. Das Bewußtsein ist wach, aber es wirft, zu seiner eigenen Betäubung, immer einen Seitenblick auf die `nicht zu ändernde Realität´. (...)
Daß heute von Hochstaplern nicht mehr soviel die Rede ist, beweist nur den Vormarsch des Seriösen auch in diesem Gebiet. Aus den ungelernten Hochstaplern von einst* sind die Fach-Hochstapler von heute geworden. Was heute zieht, das sind nicht die spektakulären Effekte, sondern die gediegenen Fassaden, Seriosität. Was früher Hochstapelei hieß, nennt sich heute Expertentum. Ist es eine Sache der Bildungs-Ökonomie oder des technischen Fortschritts? Ohne akademische Ausbildung kann man heute nicht einmal mehr Schwindler werden."
(P. Sloterdijk: "Kritik der zynischen Vernunft", 1983, S. 845f. und 859 der einbändigen 22. Aufl. 2022 - daher auch mein gestriges Zitat des Krypto-Faschisten Jünger)
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* wie Sokrates, die mittelalterlichen Historien-Fälscher von Monte Cassino, Sebastian Brant ("Die Welt will betrogen werden..."), Päpstin Johanna, Till Eulenspiegel, Cagliostro, der Hauptmann von Köpenick, Felix Krull usw.
Dienstag, 9. Juli 2024
Was sagen eigentlich die westlichen Kriegs-Erotiker zu den Ukro-Kriegs-Erotikern?
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