Ein "Experte" sagte dieser Tage auf die Frage nach den Vor- und Nachteilen eines EU-Beitritts der Ukraine allen Ernstes: der Vorteil für die EU sei der "Zugewinn der großen und kampferprobten Armee der Ukraine", und Nachteile könne man derzeit "nicht benennen", da die Ukraine nach dem jahrelangen Beitritts-Prozeß "eine andere als die jetzige" sein werde...
Meinte er: nicht mehr der korrupte verarmte Oligarchen-Staat, der eh schon vom Westen finanziert wird, sondern ein bankrottes Land mit halb-zerstörter Infra-Struktur, dessen "große kampferprobte Armee" tot in Schützengräben liegt und dessen Bevölkerung zu einem Viertel oder mehr bereits im halb-legal privilegierten "Exil" ist? Raum für das deutsche bzw. europäische "Volk (oder jedenfalls dessen Agrar-Multis) ohne Raum", wie man das vor Stalingrad noch nannte?
In Georgien ist die Lage ähnlich (aber eine hübschere Schrift und eine wirklich eigene Sprache haben sie da): natürlich wäre auch dieses herunter gekommene Land gerne Netto-Subventions-Empfänger der EU, aber nicht wegen der "imperialistischen Russen", von deren Handel, Energie-Lieferungen und Touristen man bisher (wie die Ukraine) ganz gut gelebt hat, sondern weil Georgien selbst "imperialistisch" den Krieg gegen die autonomistischen Süd-Ossetier und Abchasier begonnen hat, zu deren Gunsten Rußland schließlich eingegriffen hat (wie nach 8 Jahren Zögern zugunsten der ost-ukrainischen Autonomisten, die von den "Nationalisten" bombardiert wurden) - d.h. der Vielvölker-Staat Georgien will (wie die Ukraine) seine post-sowjetischen Pfründe gegen die von Rußland unterstützten autonomistischen Völker "in den Westen retten"... Im übrigen wurde der derzeitige Aufhänger der "Pro-Europäisten", das sogenannte "Russen-Gesetz" zur finanziellen Transparenz von Auslands-finanzierten "NGOs", zuerst 1938 in den USA eingeführt und bis heute angewendet ("Foreign Agents Registration Act", siehe meinen Eintrag vom 16.4.), und in den EU-Ländern gibt es verschiedene ähnliche Transparenz-Gesetze: wieso soll das georgische Gesetz also den Beitritts-Kandidaten-Status "gefährden"?
Wäre schön, wenn das so einfach wär... Denn der Nachteil für die EU wäre in beiden Fällen, daß man sich, wie einst mit Portugal, Spanien und Griechenland, und später mit den ost-europäischen und balkanischen Ländern, zwei weitere Armenhäuser ans Bein binden würde, die subventionierte westliche Konsortien (wie schon die erwähnten süd- und ost-europäischen Länder) auf Kosten der Steuerzahler aus den "reichen" Ländern profitabel zu verlängerten Werkbänken (d.h. kapitalistischen Billig-Lohn-Zonen) "aufbauen" würden, die (wie einst die Süd-Europäer und Türken, und jetzt die Ost-Europäer) zusätzlich die Löhne und Arbeitsplätze in den "reichen" Ländern bedrohen (wie aktuell der "solidarisch" importierte Ukro-Weizen die europäischen Getreide-Bauern). Da könnte man doch besser Marokko in die EU aufnehmen: politisch und wirtschaftlich stabiles Regime, billige Tomaten, Haschisch, bei Touristen beliebt, und bereits auf MEZ umgestellt... - oder den Libanon, die alte "Schweiz der Levante" mit dem Charme von Côte-d´-Azur, St.Moritz-Aprés-Ski und Akropolis in einem: ein echter Zugewinn, ganz zu schweigen von den "kampferprobten Armeen" der Falangisten, der Hisbollah und der PLO...
Kurz: die Erweiterung der EU (ganz zu schweigen von der allgemeinen "Globalisierung" und all den "Freihandels-Verträgen") nützt niemandem, außer den trans-nationalen Konzernen vom militärisch-finanz-industriellen Komplex und den lokalen Oligarchen - den Transen der Wirtschafts-Prostitution, sozusagen. Faxem.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen