Der "heilige Nikolaus" war der griechische Bischof von Myra in Lykien (heute Demre in der Süd-Türkei), der der römischen Christen-Verfolgung im 4. Jahrhundert zum "Märtyrer"-Opfer fiel, und zwar angeblich an einem 6. Dezember, der auch sein katholischer Gedenktag ist. Obwohl er der Legende nach ein Wohltäter der Armen, Kinder und Waisen, sowie Beschützer der Seefahrer (?) und verschiedenster anderer Berufs-Gruppen war, taucht er im Brauch des 6. Dezember mit seinem finsteren "Knecht Ruprecht" und seiner "Rute" als jesuitischer bzw. calvinistischer Ausspionierer und schwarz-pädagogischer Disziplinierer widerspenstiger Kinder auf (der am Ende aber doch Nüsse und Süßigkeiten verteilt, wie auch schon in der vorherigen Nacht in vor die Tür gestellte Stiefel - in Holland und Luxemburg ist der 6.12. traditionell sogar der Tag der "Weihnachts-Bescherung"), während das "Christkind" an seinem kanonischen "Geburtstag", dem 24. Dezember, ohne Prüfung ganz protestantisch alle Sünden vergibt und bloß gnädig und unsichtbar Geschenke bringt.
In der anglo-amerikanischen Tradition gibt es kein "Christkind", sondern der "Santa Claus" wartet als von "Coca Cola" erfundener "Weihnachtsmann" bis zum Abend des 24. Dezember, um per "Rentier-Schlitten" in der "Heiligen Nacht" heimlich und "Christkind"-mäßig die gnädigen Geschenke durch den typisch anglo-amerikanischen Kamin auszuliefern, sodaß erst am Morgen des 25. Dezember das "Wunder" offenbar wird... (Die radikal-"reformierten" Puritaner kennen ja keine katholischen "Heiligen"-Feiertage, wie den 6. Dezember des "Nikolaus", und auch keine Beichte, Buße oder Ablaß: Geschenke sind, wie geschäftlicher und finanzieller Erfolg, gottgewollt und vorher-bestimmt...)
Die deutsche "Amerikanisierung" vermischt freundlicher-(oder befremdlicher-)weise beides: man hängt illuminierte Plastik-"Weihnachtsmänner" an Balkone, als wären sie auf dem Kletter-Weg zu imaginären Schornsteinen von nicht-existenten Kaminen, während in den Weihnachts-Baum-geschmückten Wohnzimmern bereits am Abend des 24. die Synthese von "Nikolaus" und "Christkind" zelebriert wird: nach einer symbolischen "nikolausischen" Kurz-Disziplinierung das vergebungsvolle konsumistische Füllhorn der Geschenke, die der "Weihnachtsmann" persönlich verteilt, obwohl er vielleicht bei manchen schon am 6. Dezember als "Nikolaus" zu Besuch war... Ein großes Durcheinander.
Nötig wäre jedenfalls eine Humanisierung des Kinder-traumatisierenden "Nikolaus"-Straf-Ritus samt des Gewöhnungs-Effekts an bedrohliche Allzeit-Überwachung - der Kommerzialisierung der Säcke-weisen "Schenk-Kultur" ist vermutlich schwerer beizukommen.
Wie wär´s statt all dem mit einer fröhlichen Sonnenwend-Feier am 21. Dezember, der zwar ein "Natur-mystisches", aber wenigstens kein rein "mythisches" Datum ist? Immerhin werden von diesem Tag an ganz reell die düsteren Tage wieder länger...
Schließlich haben auch die Ukrainer aus rein politischer Symbolik ihr 1000 Jahre altes "russisch"-orthodoxes "Weihnachten" vom 7.Januar (nach dem julianischen Kalender der byzantinischen Kirche der 25.12.) auf den "europäischen" (laut gregorianischem Kalender) 25. Dezember vorverlegt, ohne daß das Traditions-gewohnte Volk rebelliert hat: Hauptsache anti-russisch... (vgl.: „Sie schreiben ‚russland‘ und ‚putin‘ klein – als Zeichen der Verachtung“ - ein Exil-Russe erlebt die Russophobie)
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