Sonntag, 15. Dezember 2024

Die olle DDR-"Diktatur"-Debatte geht weiter (statt überfälliger BRD-"Diktatur"-Debatte)

Die Diskussion, ob die DDR eine "Diktatur" gewesen sei oder nicht (siehe meine Einträge vom 30.10. und 6.11.), kann offenbar auch nach 35 Jahren noch die Gemüter erhitzen: inzwischen gibt es in der schon als "Historiker-Streit" bezeichneten Debatte 7 Beiträge, zumeist aus dem Freundes-Kreis der "westlichen Demokratie", die mit selbst-gerechtem Zorn die DDR weiter "Diktatur" nennen wollen - was den leichtfertigen Vergleich mit der Nazi-Diktatur betrifft, wird feinsinnig argumentiert, beides seien schließlich "Mitläufer"- bzw. "Mitmach-Diktaturen" (Sabrows "Konsens-Diktatur"?) gewesen, und beide hätten regelmäßig langweilige Militär-Paraden veranstaltet...
Aber ein Mario Kluge (geb. 1963 in Magdeburg, Ex-DDR-Diplomat, Journalist und "Stimme der DDR"-Blogger) gibt in Folge 5* zu recht zu bedenken:

"Die juristische Aufbereitung der DDR hat rund 75.000 Ermittlungsverfahren gegen 100.000 Verdächtige [der "Diktatur"] ergeben. Nur 1,4 Prozent [?] davon führten zu einer Anklage. Von den 1734 Angeklagten wurden 54 Prozent verurteilt. Nun ist vieles an der DDR nicht justiziabel und dennoch verurteilenswert. Aber seit dem Ende der DDR ist die Melodei [?] vom Unrechtsstaat der Grund-Sound des Redens über die getrennte deutsche Vergangenheit – und ein Lieblingshit einrückender Eliten aus dem Westen.
Mit diesem Dauerlärm fiel es ihnen leichter, die volkseigenen Perlen einzusammeln und ins eigene Portfolio zu fädeln. Mit dem Singsang vom Unrechtsstaat schien es ein Erfordernis von Ethik und Moral, die DDR-Wissenschaft und sonstige ostdeutsche Funktionseliten zu evaluieren, zu degradieren, abzuwickeln. Machte sich jemand mausig, verwies ihn ein schnelles Stasi-Gerücht auf seinen Platz in der Nahrungskette.
Der britische Soziologe Colin Crouch sieht [heute] eine Scheindemokratie am Wirken, zur Beruhigung der Massen als Show-Veranstaltung inszeniert mit Wahl-Spektakeln entlang von Eliten vorgegebener Themen. Bürger verhalten sich demnach apathisch und reagieren nur auf Signale, während die reale Politik hinter verschlossenen Türen stattfindet. Man muss diese Meinung nicht teilen. Aber mitunter wirkt es so, als wäre das Crouch-Szenario in Deutschland schon Realität. [...]
Um die AfD vom Regieren fernzuhalten, werden die Koalitionen immer beliebiger. Mittlerweile haben viele den Eindruck, sie könnten wählen, wen sie wollten. Und erhielten doch nur immer das gleiche Resultat in wechselnder Farbreihenfolge.
Für Ostdeutsche sieht demokratische Teilhabe noch zweifelhafter aus: Wie wenige Ostdeutsche es selbst in Ostdeutschland und nach 35 Jahren Gemeinsamkeit im deutschen Staat an entscheidende Stellhebel geschafft haben, ist durch zahlreiche Studien belegt.** [...]
Wer die Mär von der Diktatur-Sozialisierung glaubt, der glaubt womöglich auch, diese seelisch verkorksten Ostdeutschen und ihre Nachfahren würden zu Recht von der Macht ferngehalten."

- Gemäß Crouch´s erwähnter und berechtigter "Demokratie"-Kritik müßte man eben erstmal fragen, ob die (laut einer US-universitären Studie***) neo-feudale US-Millionärs-Plutokratie und ihre Nachahmer**** oder die Parteien-oligarchischen "repräsentativen Demokratien" Europas etwa keine Diktaturen (oder zumindest "Mitmach-Diktaturen") sind, und ob die öden Militär-Paraden nicht bloß durch den "European Song Contest" und die seit Riefenstahl nicht ent-militarisierten "Olympia"-Paraden ersetzt sind (das dekadente Pariser Begleit-Spektakel war nur Ablenkung und Verschleierung, sowie ein gutes Geschäft - ähnlich, wie überteuerte "Weihnachts-Märkte" und "Kraft durch Freude"... siehe zu Paris meinen Eintrag vom 28.7.).
Man erinnere sich an Merkels "Alle wesentlichen Entscheidungen wurden gegen den Willen der Bevölkerung getroffen - und das war auch gut so!", oder an B-Bocks "Ich werde die Ukraine mit Waffen unterstützen, auch wenn meine Wähler dagegen sind!", oder an Macrons Erlaß-Politik ohne Parlaments-Zustimmung mittels des berüchtigten "Art. 49, Abs. 3" - in Orwellschem "Lüge-ist-Wahrheit-Neusprech" heißt das: Anti- oder Un-"Demokratie" ist "Demokratie"...
Scheiß auf solche "Demokratie"!
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 Historikerstreit, Teil 5: Heiner Müller irrt in Bezug auf die DDR (Hervorh. und [ ] von mir)
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 vgl. denselben M. Kluge: Deswegen verzichten Ostdeutsche auf Spitzenjobs ("Stimme der DDR")
*** siehe auch R.P. Formisano: "Plutocracy in America" (2015)
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in immer mehr Staaten weltweit werden Millionen- oder Milliarden-schwere "Unternehmer" zu Präsidenten "gewählt" - vgl. in D-land "Blackrock"-Merz ("CDU"-Kanzler-Kandidat) und "Goldman Sucks"-Kukies (Scholz-Kumpel und neuer "SPD"-Finanz-Minister), in Frankreich den "Rothschild"-Bankster Macron, usw. usw.


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