Die "Freude" über den Sturz der "Assad-Diktatur" durch die internationalen Dschihadisten-Milizen aus Idlib hat so einige Gedächtnis-Lücken, wie dieser alte Korrespondenten-Bericht der "Nahost-Expertin" Karin Leukefeld zeigt:
"Seit dem Frühsommer 2011 hatten die Bundesregierung und die Europäische Union mit einseitigen wirtschaftlichen Strafmaßnahmen gegen Syrien zum wirtschaftlichen Mangel des Landes beigetragen und einen Wiederaufbau verhindert. Die USA setzten mit dem „Caesar-Gesetz“ noch eins drauf und drohten Einzelpersonen, Unternehmen und Staaten mit Sanktionen, sollten sie mit Syrien Handel treiben oder dort Investitionen tätigen. Seit fast 10 Jahren halten US-Truppen die syrischen Ölquellen im Nordosten des Landes besetzt und kontrollieren – in Koordination mit den Truppen der Verbündeten Türkei, Jordanien und Israel – nahezu alle Grenzen des Landes.
Bashar al Assad, der seinem Vater Hafez nach dessen Tod im Jahr 2000 im Präsidentenamt folgte, stand spätestens seit dem völkerrechtswidrigen Irak-Krieg 2003 unter offenem Druck der USA: Der damalige US-Außenminister Colin Powell forderte vom syrischen Präsidenten 2002, wie Jordanien Land und Grenzen für den Vormarsch der US-Truppen in den Irak zu öffnen. Vergeblich, Syrien stellte sich an die Seite des bedrängten Irak, der von den USA schließlich – unter dem Vorwand, Massen-Vernichtungs-Waffen zu besitzen – überfallen und besetzt wurde. Die Massenvernichtungswaffen wurden nie gefunden, weil es sie nicht gab. Der Irak wurde zerstört, Millionen flohen, Tausende wurden in einem angefachten interreligiösen Krieg getötet.
Der Druck auf Damaskus hielt an. Syrien solle das Bündnis mit dem Iran kappen, so die Forderung aus Washington. Die Golanhöhen solle Damaskus Israel überlassen und es müsse die Unterstützung für die Palästinenser stoppen. Im Gegenzug wurden Syrien blühende Landschaften versprochen, die Bevölkerung solle im Frieden des US-amerikanischen Hegemons [sic] – und seines regionalen Wächters Israel – zufrieden und glücklich sein.
Syrien beharrte auf seiner souveränen Politik, öffnete sich nach innen und außen und prosperierte. Die Syrer unterstützten den jungen Präsidenten, der ihr Leben um vieles erleichtert hatte. Genau in dieser Zeit begann der Krieg 2011. Aus mehr als 150 Staaten zogen Dschihadisten nach Syrien, um den „Heiligen Krieg gegen das Assad-Regime“ zu führen. Die Türkei und Jordanien ermöglichten deren Passage, USA und arabische Golfstaaten lieferten die Waffen. Syrien wurde verwüstet und gespalten. Die ressourcenreichen Gebiete – Baumwolle, Wasser, Oliven und Ölquellen – wurden besetzt und dem Land entzogen.
Syrien wurde absichtlich zerstört. Weil es sich weigerte, sich den geopolitischen Interessen der USA zu unterwerfen."
(Karin Leukefeld, Quelle: Globalbridge, zit. n. F. Blenz, Nachdenkseiten.de, Hervorh. von mir)
Jedenfalls war Syrien, ebenso wie das von der NATO in die Steinzeit zurück bombardierte Libyen, einer der fortschrittlichsten, sozialsten und erfolgreichsten Staaten des Nahen und Mittleren Ostens und Nord-Afrikas (im Gegensatz zu Libyen noch dazu im Prinzip säkular), bevor es durch Sanktionen und schließlich importierten Krieg in den Abgrund getrieben wurde - auch die teils auf Vermutungen oder Fake-News beruhenden Horrormeldungen über Repressionen, Folter, Kriegs-Verbrechen und "Diktatur" lassen den Vergleich mit den Nachbar-Ländern einfach aus (Tunesien, Ägypten, Sau.-Arabien, Emirate usw., einschließlich der Türkei, Aserbaidschans usw.), ganz zu schweigen vom Vergleich mit westlichen "Staats-Räson"-Überwachungs- und Polizei-Staaten, die sich nur graduell von "orientalischen Despotien" unterscheiden und jederzeit mit solchen Augen-zudrückend ebenso kooperieren, wie mit afrikanischen Kleptokraten oder latein-amerikanischen und südost-asiatischen Autokratien, die im humanitären Index weit unter Assads Syrien rangieren.
Das neue Dschihadisten-Regime in Syrien könnte sich nun bestenfalls als so "kooperativ" erweisen, wie die bereits "befreundeten" Scharia-Feudalismen Arabiens und des Maghrebs...
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