Donnerstag, 29. August 2024

Wieso hat eigentlich Ungarn keine Angst vor Rußland?

Chruschtschows "Ent-Stalinisierung" hatte in einigen Ländern des "Warschauer Pakts" voreilige Hoffnungen geweckt - vor allem in Ungarn, wo 1956 eine "anti-stalinistische" Revolte ausbrach, worauf der liberale Kommunist Nagy eine neue Regierung bildete und aus dem "Warschauer Pakt" austrat. Die Sowjet-Armee marschierte ein, beendete das "Experiment" in kurzer Zeit mit Gewalt und ließ Tausende (darunter Nagy) exekutieren oder inhaftieren und installierte eine Sowjet-treue Regierung.

Trotz dieser traumatischen Erfahrung, deren letzte Zeitzeugen teils noch leben, hat Ungarn (falls man das so verallgemeinernd sagen kann) offenbar keine Angst vor dem seit dem Ukraine-Krieg viel-beschworenen "russischen Imperialismus" - im Gegensatz z.B. zu Polen (das sich 1956 trotz ähnlich rebellischer Tendenzen im "Warschauer Pakt" arrangierte und einen Sowjet-Einmarsch vermied - vgl. die taktische "Finnlandisierung" nach 1945), oder zum Baltikum, ganz zu schweigen vom albernen heutigen Finnland...

All diese Länder berufen sich auf das "Trauma" des sowjetischen Einmarsches von 1945: welches "Trauma"? Die Rote Armee hat am Ende des 2. Weltkriegs nicht nur die Ukraine, Polen und die Tschechoslowakei von der traumatischen Nazi-Herrschaft befreit, sondern auch Ungarn vom pro-nazistischen Regime der "Pfeil-(statt Haken-)Kreuzler" und Rumänien vom pro-nazistischen Antonescu-Faschismus, sowie die baltischen Staaten und das ex-russische Finnland von pro-nazistischen Regimes (im Baltikum trauert man der Nazi-Vergangenheit immer noch mit uniformierten "Veteranen"-Treffen nach, und dort haben die derzeit herrschenden Politiker die markigsten russophoben Sprüche drauf, obwohl in allen drei Ländern große russische Minderheiten leben...).

All diese damals vorwiegend agrarischen Länder haben von der kommunistischen Boden-Reform profitiert, genauso wie die damals bereits vorwiegend industrialisierten west-europäischen Länder nach der Befreiung vom US-Kapitalismus profitiert haben (außer den US-amerikanischen Kriegs-Gefangenen, denen es teils schlechter ging, als den russischen... Und außer dem vorwiegend agrarischen Griechenland, in dem die West-Alliierten im Gegensatz zum erfolgreichen Jugoslawien eine sozialistische Befreiung blutig unterdrückt haben... vgl. den finnischen Bürgerkrieg 1918, den die Rechten mithilfe deutscher Truppen gewannen).

Einzig die Ungarn (und ein paar slowakische und serbische Dissidenten) scheinen im neuen "Kalten Krieg" des Westens gegen Rußland Gelassenheit zu bewahren - und die "Putin-Versteher-typischen" autokratischen Tendenzen, die man Orban ankreidet, lassen sich in der gesamten Ost-Erweiterung von EU und NATO (samt dem "Kandidaten" Ukraine) finden, und außerdem auch bei Macron, Vonderleychen, Meloni & Co., ganz zu schweigen von Netanjahu oder befreundeten Öl-Scheichs und anderen strategischen Despoten-"Partnern".

DieUngarn haben offenbar kapiert, daß "Putin" nicht "Europa bedroht", sondern lieber wie gehabt sein Gas dorthin verkaufen würde.

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