Laut dem Mysterien-Buch des von Jehova "auserwählten (und ständig gestraften) Volks " wurde sein heiliger Tempel erstmals um 587 v. u. Z. von den Babyloniern zerstört und die Juden in die bekannte "babylonische Gefangenschaft" deportiert (nachdem Moses sie grade aus der legendären "ägyptischen Gefangenschaft" befreit hatte), und dann der zweite Tempel 70 u.Z. von den Römern als Rache für die anti-römischen Aufstände in Palästina.
Beider Ereignisse gedenken die Juden durch rituelles Fasten noch heute am "Tischa be Av", dem vermaledeiten 9. des jüdischen Monats Av, an dem diese beiden und andere mythische Unglücke der jüdischen Geschichte angeblich stattgefunden haben. Dieses Jahr (2024, jüdisch: 5784) ist der 9. Av von Sonnen-Untergang des kommenden Dienstag (13.) bis Sonnen-Untergang des 14. August (nächstes Jahr aufgrund des von unserem abweichenden jüdischen Kalenders 10 Tage früher).
Daß sowohl Moslems, als auch Juden an ihren archaischen Kalendern festhalten, erinnert an nett-skurrile "Natur-Völker" oder an den beliebten Maya-Kalender (es muß ja nicht alles so öde "rational" sein, wie unser wegen der Differenz zwischen Sonnen-Tagen und Sonnen-Jahr Sekunden-genau "geschalteter" Sonnenkalender), aber daß mindestens fünf historische Unglücke der Juden im Verlauf von 5000 Jahren alle an einem 9. Av passiert sein sollen, erinnert an die Arbeitgeber-freundliche administrative Maßnahme der dänischen Regierung, alle religiösen Feiertage (außer Weihnachten und Ostern) zu einem einzigen nationalen "Bet-Tag" im Mai zusammen zu fassen.*
Im übrigen ist das Gedenken an die 1950 bzw. 2600 Jahre zurückliegenden Tempel-Zerstörungen noch abwegiger, als würden die Germanen noch der Fällung ihres heiligen Baumes durch St. Bonifatius nachtrauern, und das erinnert an die ungefähr gleichzeitige "Hidschra" des Propheten Mohammed von Mekka nach Medina (622 u.Z.), mit der rein willkürlich die islamische Zeit-Rechnung beginnt - das erinnert wiederum an den früh-mittelalterlichen Streit über das "Jahr Null" der christlichen Zeitrechnung, sowie an den Jahrhunderte-langen Disput über das Datum des Oster-Fests, das schließlich Wochentags-pragmatisch in den julianischen und später gregorianischen Sonnen-Kalender eingefügt wurde - im Gegensatz zum Wochentags-unabhängigen "Tag der Arbeit", der leider nicht immer auf einen Arbeitstag fällt...
Und was ist eigentlich mit der Zerstörung der Tempel der Azteken. der Inkas, der Hindus, der Khmer in Kambodscha usw,, und mit der Zerstörung der Natur-Heiligtümer indigener Völker?
All das erscheint uns heute ziemlich lächerlich, und bis auf ein paar papistische oder evangelikale Sektierer gefällt sich erfreulicherweise längst jeder moderne Europäer in ironischer "De-Legitimierung" der christlichen Religion und wohl-wollender Infantilisierung der "Natur-Religionen", sowie in Verteufelung der islamischen Religion - einzig die alt-testamentarische Religion der Hiobs-Botschaften ist immun (und der Islam wird hauptsächlich verteufelt, weil er sowohl seine jüdischen Wurzeln, als auch die säkularisierten ex-Christen verteufelt...).
Die "Zerstörung des Tempels" ist sowohl Symbol des ewig gestraften Volkes, als auch mystischer Grund für den Imperialismus des heutigen Israel, das den Juden erstmals ein angebliches Ende ihres historischen Pessimismus und ihrer Diaspora-Strafe verspricht, indem es sie zum "Herren-Volk" in ihrem "Apartheids"-Staat erklärt und letztlich die Zerstörung des islamischen Tempels in Jerusalem zum Ziel hat - die Geschichte des neuen israelischen Staates erinnert eben nicht nur an die Eroberung Palästinas durch die Babylonier und die Römer, sondern auch an die Conquista Süd- und Nordamerikas durch die Europäer...
Kurz: scheiß auf alle nationalistischen und groß-religiösen Mythen - lieber ein lokales Bier, als das Opium des Volkes.
Wer Leonardos "Abendmahl" durch adipöse "Drag Queens" verhohnepipelt, kann dasselbe auch mit Mohammeds Clan-Fehden in Mekka und den anti-imperialistischen Querelen im antiken Palästina bzw. Judäa tun - alles andere ist "Krampf im Klassenkampf**!" (Degenhardt).
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* es gibt aber zugegebenerweise auch z.B. den allerdings erst seit 180 Jahren vermaledeiten deutschen 9. November: 1848 Hinrichtung des Demokraten Robert Blum, 1918 erfolglose Revolution in Berlin, 1923 Hitler-Ludendorff-Putsch, 1938 Eskalation der anti-jüdischen Pogrome, 1974 Hungerstreik-Tod von Holger Meins, 1989 Mauerfall (und 2001 die US-Umkehrung "9/11" - ob die Baum-Fällung durch Bonifatius an einem 9.11. oder 11.9. stattgefunden hat, ist nicht überliefert)
** in Wien wurde die jüdische Friedens-Aktivistin Isabel Frey von "Antifas" des "Antisemitismus" bezichtigt, weil sie in einem Vortrag von "weißen und Klassen-Privilegien" israelischer Juden gesprochen hatte...
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