Mittwoch, 13. Dezember 2023

Irland: die Palästinenser Europas (aber Ukrainer nicht die "Iren Osteuropas")

Irland war sowohl vom Römischen Imperium, als auch von den Wirren der Völkerwanderung unbeleckt, wurde aber seltsamerweise spätestens seit dem 5. Jahrhundert (St. Patrick) friedlich und ohne die üblichen "Märtyrer" christianisiert und entwickelte quasi in insularer Isolation einen erstaunlich frühreif gelehrten "keltischen Katholizismus", von dem später die Missionierung der Germanen ausging, die das seit dem Konzil von Nicäa (325) zunehmend christianisierte Römische Imperium mit ihrem fröhlichen "Heidentum" überrannt hatten.
Die streitlustige Idylle von zig irischen Klein-Königtümern und hunderten von Klöstern wurde ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts durch normanno-englische Barone von Osten her aufgerollt, die gewaltsam Lehns-Herrschaften nach englischem Muster errichteten und die Iren unterjochten oder in den kargen Westen vertrieben, ähnlich wie es die frühen Zionisten in umgekehrter Richtung mit den Palästinensern gemacht haben.
Die englische Krone versuchte mehr schlecht, als recht, diese unabhängigen Barone unter ihrer Zentral-Gewalt zu halten, deren "assimilierte" Nachfahren noch heute die irische "Gentry" bilden. Ähnlich vergeblich versuchte die britische Verwaltung, der zionistischen Landnahme in ihrem palästinensischen "Protektorat" seit Ende des 19. Jahrhunderts Herr zu werden... 
In den folgenden Jahrhunderten wurden alle immer wieder aufflammenden Aufstände der Iren ebenso blutig niedergeschlagen, wie die "Intifadas" der Palästinenser. Die Päpste segneten die Massaker, weil sie den eigensinnigen "keltischen Katholizismus" unter ihre Fuchtel bringen wollten.

Nach der "Reformation" in England war damit Schluß, denn dann versuchten die Besatzer (der illustre Heinrich VIII. nannte sich seit 1542 "König von Irland"), die Iren zu zwangs-anglikanisieren, aber die blieben trotz Straf-Verfolgungen (z.B. "Gemetzel von Ulster", 1641) stur katholisch.
Die puritanische "Republik" (1649-60) unter Oliver Cromwell siedelte darauf (vor allem schottische) Presbyterianer in Ulster an: der Beginn des Nord-Irland-Problems...
1690 besiegte der in der "Glorious Revolution" der Aristokratie neu gekrönte Wilhelm III. (von Oranien - daher die protestantischen "Orange-Men" Nord-Irlands) am dadurch berühmten River Boyne die irisch-katholischen "Jakobiten", die seinen abgesetzten katholischen Schwiegervater, den englischen ex-König Jakob II., bei der vergeblichen Rück-Eroberung seine Throns unterstützt hatten - damit (Kapitulation von Limerick, 1692) wurde Irland endgültig englische Kolonie und die Diskriminierung der Katholiken bis ins 20. Jahrhundert durch verschärfte Gesetze festgeschrieben, ähnlich der Degradierung der Palästinenser zu "Bürgern zweiter Klasse" durch israelische Gesetze.

Nach dem Aufstand von 1798 wurde Irland schließlich 1800, wie zuvor schon Schottland, dem "United Kingdom" einverleibt - im Parlament allerdings ausschließlich durch Protestanten, also Kolonial-Herren vertreten.

Irland wurde, nicht anders als weiter entfernte englische Übersee-Kolonien (in "Neu-England", Virginia, Afrika und Asien), als wirtschaftlich abhängiger und steuerlich kontrollierter Lieferant von im Empire benötigten Produkten behandelt (was in Neu-England die US-"Revolution" auslöste), und während in England die "industrielle Revolution" begann, wurde Irland auf dem Stand einer Agrar-Kolonie (ähnlich wie Rhodesien) und prekären Arbeiter-Reserve gehalten (ähnlich wie das besetzte West-Jordan-Land von Israel) - selbst während der berüchtigten Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts, die Millionen Iren tötete oder zur Massen-Auswanderung zwang, mußte Irland noch Nahrungsmittel nach England liefern... Alle irischen Aufstände des 19. Jahrhunderts wurden, wie gehabt, blutig niedergeschlagen.

Auf lange Sicht waren die Konsequenzen klar: während der brave pazifistische Autonomist David O´Connell, der zeitweise über eine Million Anhänger mobilisierte, noch Ende des 19. Jahrhunderts proklamierte, die "Freiheit Irlands ist keinen einzigen Tropfen Blut wert", mußte die absurde Lage angesichts der britisch-imperialen Arroganz zum Unabhängigkeits-Krieg (1919-21) führen (auch Island und Norwegen nutzten die globale Erschöpfung vor und nach dem 1. Weltkrieg zu, allerdings friedlichen, Unabhängigkeits-Erklärungen), den die Briten mit von Kriegs-Minister Churchill eingesetzten Todes-Schwadronen aus Weltkrieg-1-Veteranen und der Zerstörung ganzer Städte und Dörfer führten (wie Deutschland im 1. Weltkrieg in Belgien, und wie Israel aktuell in Gaza).  

Nach dem Frieden von Inverness (Gründung des "Freistaats" als britisches "Dominion" und Abspaltung von sechs "britischen" der 9 Grafschaften der Provinz Ulster) kam es nochmal zum "irischen Bürgerkrieg" zwischen Verteidigern des Kompromisses und radikalen "Gesamt"-Republikanern (1921-23, ähnlich der Rivalität zwischen Palästinenser-Fraktionen - vgl. den finnischen "Bürgerkrieg" 1918) - erst 1937 erkannte England die Souveränität Irlands an, und als 1948 die Republik Irland (wie "umgekehrt" auch der Staat Israel) aus der Taufe gehoben wurde, schloß England sie zur "Strafe" aus dem "Commonwealth" aus: nach dem fatalen Abfall der US-Kolonien (1776-83) ein weiterer schlechter und bösartiger Testfall des britischen Empire für die unvermeidlich folgende totale Auflösung seines Kolonial-Reichs...

Bei all dem blieben (oder wurden?) die Iren idiotischer-weise päpstlicher als der Papst - das heißt: so stock-katholisch, wie die Palästinenser islamistisch. Vor allem im prüden Umgang mit Sex, Verhütung, Abtreibung, Frauen-Rechten und Scheidung hinken die Iren (jedenfalls die politisch und kirchlich Herrschenden), starrsinnig wie palästinensische Moslem-Brüder oder iranische Mullahs, dem übrigen Europa 100 Jahre hinterher (daher so viele 3.-Welt-mäßig kinderreiche Familien, und so viele Findelkinder und Bigamisten...), und ebenso im Kampf zwischen radikalen protestantischen "Loyalisten" und katholischen "Unionisten" in Nord-Irland, der mit ähnlich archaischer Dschihad-Brutalität geführt wurde, wie der zwischen den israelischen Militaristen und den militanten Palästinensern - soviel zur mild-klimatischen (aber teils palästinensisch steinigen) "grünen Insel" mit ihren jovialen und gemütvollen Geschichten-Erzählern, Musikern und Trinkern (wobei Irland offiziell die fast Islam-puritanische Alkohol-Ausschank-Beschränkung der Briten seltsamerweise beibehalten hat)... Ganz zu schweigen von den kriegs-ähnlichen traditionellen National-Sportarten Hurling und Gaelic Football (verwandt mit dem schottischen Shinty und Rugby), deren Training vermutlich dem der ahnungslosen deutschen RAF-Kämpfer in palästinensischen Ausbildungs-Lagern der 70er-Jahre ähnelt.

Und heute hausen aufgrund der neoliberalen Politik und der Immobilien-Blase so viele obdachlose Iren auf Dublins Straßen, daß es an Detroit, San Francisco oder palästinensische Flüchtlings-Lager erinnert.

Die Palästinenser befinden sich also auf dem Stand Irlands nach dem 1. Weltkrieg: das heißt, kurz vor einem Unabhängigkeits-Krieg gegen die Besatzer bzw. Kolonisatoren - nicht besonders zufällig ebenfalls in einem ehemals britischen "Protektorat", denn was haben die Briten der Welt schon gegeben, außer ewig weiter brodelnden Konflikten? (Nagut: und außer einer gut funktionierenden Hierarchie, der Sicherheit auf den Straßen, dem aus Indien geklauten Tee, dem Pampelmusen-Messer, dem "Club", der "Fairness"... Vgl. Monty Python´s "Leben des Brian"...)

Die Ukrainer dagegen sind nicht die "Iren Ost-Europas", trotz des viel-beschworenen "Holodomor": in Irland wurde im 19. Jahrhundert gezielt kelto-katholisches Prekariat durch Hunger verheizt, während der "Holodomor" 1932-33  (wie auch die Hungers-Nöte nach dem 1. und nach dem 2. Weltkrieg) in der gesamten Sowjetunion seine Opfer forderte (nach Schätzungen 20% der Ukrainer, 23% der Wolga-Russen, 30% der Kasachen - aber weder Russen, noch Kasachen nennen diese Folge von Mißernten und mißglückter stalinistischer Zwangs-Kollektivierung "Völkermord": vgl. Chinas verhängnisvollen "Großen Schritt nach vorn"...). Die  Ukrainer sind auch nie "Bürger zweiter Klasse" gewesen oder als "Kolonie" behandelt worden - sie waren im Gegenteil als "Kornkammer" und "Kohle-Revier" der Sowjetunion eine der reichsten Republiken der Föderation und stellten seit jeher viele Mitglieder der Intelligentsia und der Nomenklatura (z.B. den in Donezk aufgewachsenen Staats-Chef Nikita Chruschtschow, der 1954 "seiner" Ukraine die bis dahin russische Krim "schenkte"): was soll also das Ukro-Gejammer?
Im Gegensatz zur deutschen Pseudo-"Geschichts-Aufarbeitung" wollen die baltischen und ukrainischen Neo-Nationalisten außerdem noch "Verständnis" für (oder sogar "Stolz" auf) ihre anti-kommunistische Nazi-Kollaboration: alle in einen Sack und Knüppel drauf !

Daß der kleine Selenski angeblich "jüdische" Wurzeln hat, widerlegt nicht das Faschistoide am Ukro-Regime, wie man auch am Netanjahu-Regime (und einigen von dessen Vorgängern) sieht: faschistisch ist die Selbstsicht als "auserwähltes" und "Herren"-Volk - der Antisemitismus der Nazis war bloß das einfachste, weil historisch eingeübte praktische Mittel und wurde im übrigen von den Thesen des bis heute verbreiteten "slawischen Untermenschentums" und der "welschen Erbfeindschaft gegen teutonischen Geist" ergänzt, während der esoterische Massenmörder Himmler seine zivilen "SS"-ler in Tibet und Umgebung nach dem original indo-germanischen "Arier-Übermenschen" suchen ließ...

Wie man leicht erkennt: alles Scheingefechte zur Ablenkung und Verblödung dessen, was volkt - offenbar mit Ervolk, denn sowohl, das was volkt, als auch seine "Vertreter" verhalten sich im allgemeinen, wie Fußball-Fans im speziellen: trotz aller Irrationalität als militante Verteidiger der eigenen "Auserwähltheit" - leider nicht gesunder-weise der individuellen, sondern alberner-weise der "nationalen" oder "völkischen"...

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