Dienstag, 16. Mai 2023

Haß-Kolumne 6: Auto-Lampen-Design

Während inzwischen alle Autos gleich aussehen, nämlich entweder wie abgewandelte "Smarts", wie verbilligte "Porsche-Cayenne-SUVs" oder wie auf halbem Weg steckengebliebene "Tesla"-Limousinen ("Tesla" hat wohl die Schnörkel-losesten Prototypen des Gegenwarts-Autos), also ein "Mercedes" wie ein "Renault", ein "VW" wie ein "Toyota" und ein "Jaguar" wie ein "BMW" aussieht, toben sich als Einzige noch die Leuchten-Designer aus, und zwar sowohl sinnlos, als auch willkürlich und häßlich, sowie ebenfalls (außer vielleicht bei "Volvo", was die Sache ästhetisch nicht besser macht) ohne erkennbares Marken-Konzept.

Vielleicht ist das alles insofern gut, als sich die fast kultische Auto-Liebe und Marken-Treue im Zeitalter des Treibhaus-Effekts überlebt hat und das Auto banalisiert werden sollte - da es aber keine konsequente Politik zur Reduzierung oder Abschaffung des Auto-Verkehrs gibt und immer noch Autos das Bild von Städten und Dörfern prägen, sollten sie zumindest nicht so das Auge beleidigen, wie sie es heutzutage tun.

Den größten Teil trägt dazu die Spielwiese des Lampen-Designs bei - im Grund gibt zwei Varianten von Designs: erstens die aggressive, wobei die Leuchten wie die Augen einer Raubkatze, eines Tyrannosaurus oder eines angreifenden Alien-Raumschiffs aussehen, und zweitens die spielerische, wobei die Leuchten wie die eines Spiel-Kasino-Automaten oder einer Spätkauf-Reklame aussehen (teils sogar mit laufenden LED-Bändern und anderem Schnick-Schnack) - das ist beides nicht nur häßlich und enervierend, sondern auch zweckfrei, un-"wirtschaftlich" und teils verwirrend und deshalb sogar gefährlich.

Die abstrusen Lampen-Designs müssen sich ja irgendwelche Menschen ausgedacht und als Konstruktions-Plan gezeichnet haben: die immer gleiche Funktions-Leuchte "mal ganz anders" - warum und wozu, und was für ein Berufs-Ethos haben solche Leute, wenn alles nicht schöner wird? - Nagut: vielleicht ein ähnliches, wie jeder Turnschuh- oder Akkuschrauber-Designer... Aber die Karosserie-Designer der 30er- bis 60er-Jahre haben (wenn auch für die kapitalistische Konsum- und Werbe-Welt) nicht nur einen weiteren Gag, sondern wenigstens ein Maschinen-ästhetisches Gesamtkunstwerk geschaffen, wodurch die Invasion des Stadt-Bilds durch massenhafte Autos auf alten Fotos (oder in den 50er-Jahre-Filmen von Tati) zumindest im Nachhinein das Auge nicht beleidigt (wenn auch damals wohl das Ohr und die Nase) und uns heute fast "romantisch" vorkommt: fast jeder kriegt einen warmen Blick, wenn er im einerlei der neo-designten Straßenrand-Verseuchung einen "Käfer", einen "2CV", eine zweckentfremdete alte Feuerwehr, einen "Mercedes 200D" oder einen alten "Opel Kapitän" (und auch nur einen halb-modernen "Kadett" mit rechteckigen, statt klassisch runden Scheinwerfern) sieht... Die aktuellen "ausgefallenen" Lampen-Designs rufen sowas nicht hervor, sondern höchstens ein routiniertes "Oh, mal wieder was neues - ganz witzig!", obwohl es ganz und garnicht "witzig" ist.

(siehe meine Haß-Kolumne 5: Lichtverschmutzung, vom 30.12.2022)

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