Der Sudan zeigt in aller Brutalität, worum es in Kriegen geht, weil in diesem schweinearmen Land die Mechanismen deutlicher hervortreten, als in wohlhabenderen Ländern, wo sie ebenso ablaufen, aber weniger sichtbar sind: in allen Kriegen geht es um die ökonomischen Interessen von korrupten Oligarchen, die für das, was volkt (bzw. verheizt wird, oder jedenfalls nicht profitiert), mit "nationalistischer", "völkischer" oder anderer Ideologie und einem "Feind"-Bild verbrämt und schmackhaft gemacht werden - das ist spätestens seit den anti-napoleonischen Kriegen der europäischen Adels-Oligarchie so und hat sich im 19. und 20. Jahrhundert weiter bewährt: besonders 1870/71, im 1. Weltkrieg und in den von den Oligarchen der industrialisierten Welt befeuerten Kriegen, Bürgerkriegen und Militär-Putschen der multi-ethnischen post-kolonialen Staaten (zu denen auch die Ukraine gehört, obwohl Russisches Reich und Sowjetunion weniger brutale Kolonial-Mächte waren, als die europäischen und die USA).
Im ehemals "anglo-ägyptischen" Sudan ist es im Prinzip der Konflikt zwischen den von den Briten bevorzugten arabisierten Oligarchen (den ehemaligen Sklaven-Händlern der Region) und der archaisch-armen Niloten-Bevölkerung, der zur militärischen Unterdrückung der marginalisierten und aufständischen Bevölkerung im Westen (Darfur) und Süden führte - nach langem Bürgerkrieg wurde schließlich der Süd-Sudan 2011 ein unabhängiger Staat und 193. Mitglied der "UNO", dessen Grenzen aber weiter umkämpft blieben, weil just im Grenzgebiet Öl-Vorkommen liegen, von denen die Bauern und Hirten beiderseits der Grenze sowieso nichts haben, und 2013 brach innerhalb des gefeierten neuen Staates Süd-Sudan ein fataler Krieg aus, weil sich die dortigen korrupten Oligarchen, die ehemals gegen den arabisierten Sudan verbündeten Warlords der Nuer und der Dinka, gegenseitig die Ressourcen-Profite streitig machten... Man fragt sich, wie bei jedem Krieg (aber besonders bei diesem elenden Land, wie auch beim Jemen), wieso sich Leute bereit finden, als Milizionäre für solche perfide Macht-Süchtige zu töten und zu sterben? Das erinnert an die idiotischen deutschen "Expressionisten", die 1914 begeistert in den Krieg zogen und 1915 zur Hälfte bereits tot waren... Und es erinnert an das "Liliput" aus "Gulliver´s Reisen", wo sich die Leute wegen Albernheiten bekriegen...
Im Rest-Sudan wurde 2019 der 1989 durch einen Militärputsch an die Macht gekommene Omar-al-Baschir samt seiner Scharia-Diktatur durch einen neuen Militärputsch abgesetzt, der natürlich (siehe auch Ägypten) nicht zur versprochenen "Demokratisierung" führte, sondern neuerdings, wie im Süd-Sudan, zu einem Krieg zweier rivalisierender Militärs (=korrupter Warlords) und ihrer Söldner um die Aneignung von Ressourcen-Profiten, die dem Normal-Bürger leider am Arsch vorbei gehen muß, auch wenn er noch nicht auf der Flucht ist...
Die gesamte Geschichte des post-kolonialen Sudan ist eine des Kriegs der Oligarchen gegen das Volk, eine Geschichte von Ausbeutung, Hunger, militärischem Terror und Mord, Plünderung, Vergewaltigung, Flucht und Vertreibung - eigentlich wie im "30-jährigen Krieg" und in allen Kriegen danach, einschließlich des aktuellen Ukraine-Kriegs.
Im Grund gilt das auch für die "westlichen" Strippenzieher und Ausrüster des Stellvertreter-Kriegs in der Ukraine: für die geopolitischen und -strategischen Profit-Ziele des Groß-Kapitals wird der Großteil dessen, was in den industrialisierten Ländern volkt, nach Jahrzehnten der Neo-Feudalisierung weiter prekarisiert, indem durch eine "Kriegs-Wirtschaft" und "Sanktionen" die Inflation angeheizt und durch gigantische finanzielle und militärische "Hilfe" für die Ukraine (sowie durch eigene Aufrüstung: siehe "Bundeswehr-Sonder-Vermögen") die "Sozial-Staaten" und ihre Infrastruktur ausgetrocknet werden - ganz abgesehen von der Gefahr, vom Ausrüster zum Teilnehmer des Kriegs zu werden... Aber das, was volkt, schnallt brav den Gürtel enger und stimmt (wie 1914) gegen seine eigenen Interessen lauthals in das Propaganda-Geschrei nach "Waffen gegen Putin" ein - Halleluja (=Gelobt seien die Herren der Propaganda)!
"Sein allergrößter Wunsch auf Erden:
Vom Kanzler mal begrüßt zu werden!"
(Tote Hosen: "Und so weiter" auf "Opium fürs Volk", 1996)