Mittwoch, 30. November 2022

Bundestag beschließt: "Völkermord" (nicht in Irland, sondern in... ja, genau!)

Nachdem der Bundestag Jahrzehnte lang um den eindeutigen deutschen Völkermord an den Namibiern und um den eindeutigen Völkermord (mit deutscher "Militär-Beratung") des NATO-Partners Türkei an den Armeniern rumgeeiert ist, bevor er sich zu halbherzigen Erklärungen (und keinen Entschädigungen) bereit fand, hat er jetzt ohne viel Federlesen den sogenannten "Holodomor" ("Alle verhungern") als sowjetischen "Völkermord an den Ukrainern" anerkannt, obwohl das historisch nicht den Tatsachen entspricht.

Natürlich erinnert das Wort nicht umsonst an den "Holocaust" ("Alle verbrennen") und rückt damit Sowjet-Rußland im alten Nolte-Stil neben Nazi-Deutschland - ungeachtet dessen, daß der alt/neue ukrainische National-"Held" Stepan Bandera ein antisemitischer und russophober Nazi-Kollaborateur und Massen-Mörder war...

Es gab Anfang der 30er-Jahre in der Sowjetunion Mißernten und eine folgende Hungersnot, an der tatsächlich überproportional viele Ukrainer starben, aber auch Millionen Sowjet-Bürger außerhalb der Ukraine - Ursache war neben den Mißernten in gewisser Weise die rigorose stalinistische Industrialisierungs-Politik, die die Land-Bevölkerung hinten an stellte, und angeblich die zentralistische Zwangs-Kollektivierung der Bauern, die später auch in China und anderen Ländern für Probleme verantwortlich gemacht wurde (siehe aber z.B. die herrlich ironischen Romane des Zeitzeugen B. Wogatzki über die Kollektivierung in der DDR der 50er-Jahre...) - die Mängel der sowjetischen, und besonders der stalinistischen Politik sind hinreichend bekannt und nicht zu beschönigen, aber es gibt absolut keinen Grund, anzunehmen, daß es bei den zentralistischen Fehl-Entscheidungen um die "Vernichtung der Ukrainer" ging - genauso wenig, wie die Opfer der chinesisch-kommunistischen Fehl-Entscheidungen einen "Völkermord" darstellen: zentralistische Regierungen sind nunmal selbst bei "besten" ideologischen Absichten leider immer scheiße, wie man spätestens seit der "Französischen Revolution" weiß, die bisher trotz allem Guillotinieren keiner des "Völkermords" bezichtigt hat...

Da war die Große Irische Hungersnot (1845-50), bei der 12% (1 Million Menschen) der Bevölkerung starben und weitere 25% zur Auswanderung gezwungen waren, schon eher ein Völkermord: Irland stand seit dem 16. Jahrhundert unter britischer Kolonial-Herrschaft, und die Iren wurden von britischen Räuber-Landlords (nicht anders als bald darauf die "Rhodesier") in Tagelöhner- und Kleinst-Pächter-Verhältnisse abgedrängt, als deren einzige Ernährung bald die billige Kartoffel eingeführt wurde. Nicht nur ließen die Mißernten durch die aus Amerika eingeschleppte Kartoffel-Fäule die Kolonial-Herren kalt, sondern sie exportierten von ihren irischen Ländereien weiterhin Getreide und andere Nahrungsmittel ins Mutterland und ließen die irischen "Untermenschen" buchstäblich verhungern: ein echter "Holodomor"... (Ähnlich, wie heutige Waren-Termin-Börsen-Spekulanten Hunger-Krisen in der Dritten Welt erzeugen, ohne daß sie oder ihre Shareholder mit der Wimper zucken...)

Und selbst wenn: was haben heutige Ukro-Oligarchen und ihre nationalistischen Polit- und Miliz-Söldner mit dem Bauern-Elend vor 90 Jahren zu schaffen? Dem Großteil der ukrainischen Bevölkerung geht es trotz aller Propaganda eben wegen dieser korrupten Oligarchen schlechter, als zu Sowjet-Zeiten, und sie können sich von der "Rettung" der neu-erdachten anti-russischen "Ukro-Kultur" auch nix kaufen. Und wieso fällt dem Bundestag nach 90 Jahren plötzlich ein, sich damit zu beschäftigen? Was ist z.B. mit dem Massen-Massaker (1-3 Millionen Opfer) an Kommunisten, "Linken" und Chinesisch-Stämmigen in Indonesien 1965-66 durch Milizen des (ab 1966) Diktators Suharto, der schon früh von CIA und BND unterstützt wurde?

Das verbissene Gezeter von Selenski über den "ukrainischen Holodomor", das der Bundestag (gegen die Analyse seines offenbar überflüssigen "wissenschaftlichen Dienstes", siehe WD-1-065-08-pdf-data.pdf (bundestag.de)) bereitwillig bedient, ist nur anti-russische Propaganda und der Versuch, neben der anrüchigen SS-Bandera-Heroisierung einen wahrhaft tragischen "ukrainischen Mythos" nach dem Muster der "deutschen Schmach von Versailles", die letzten Endes die Nazis an die Macht brachte, zu erfinden...

In paar Wochen ist der Bundestag wahrscheinlich so weich gekocht, daß er auch "offiziell" Selenskis Wut-Schnauben übernimmt, daß der "russische Angriffs-Krieg" eine Neu-Auflage des "Völkermords" von 1932 sei - nichts leichter, als das, wird dann das, was volkt, staunend merken und beim "Tages-Schau"-en abnicken.

In seiner bekannten "Vermessung der Welt" (2005, S. 153) läßt D. Kehlmann die Ehegattin des großen Mathematikers, Geodäten und Astronomen Gauß angesichts seiner Ignoranz der anti-napoleonischen Kriege zu ihm sagen, "sie wisse schon, jetzt werde er sagen, daß aus der Zukunft zurück geblickt beide Seiten einander gleichen würden, daß sich bald keiner mehr über das erregen würde, wofür man heute sterbe. Aber was ändere das? Die Anbiederung an die Zukunft sei eine Form der Feigheit. Glaube er wirklich, man werde dann klüger sein?
Ein wenig schon, sagte er. Notgedrungen.
Man lebe aber jetzt!
Leider, sagte er, löschte die Kerzen (und) ging zum Teleskop..."

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