Montag, 5. Dezember 2022

Kommunikation und Kooperation sind das Prinzip der "Natur"

Mittlerweile ist ja bekannt, daß Bäume im Wald untereinander mit und über Pilz-Myzele durch bio-chemische Botenstoffe zum gegenseitigen Vorteil kommunizieren (siehe z.B. E. Thoma: "Die geheime Sprache der Bäume", 2017), und daß "Staaten"-bildende Insekten dank non-verbaler Kommunikation ("Bienen-Tänze", Pheromone, Betasten usw.) funktionieren (siehe z.B. M. Maeterlinck: "Das Leben der Bienen, Ameisen und Termiten", 1930). Höher entwickelte Tiere (Vögel und Säugetiere) haben sogar ein vor-sprachliches Laut-System, das soziale Informationen ausdrücken und Kooperation herstellen kann (siehe z.B. P. Kropotkin: "Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt", 1902).

Die menschliche Sprache schließlich ist vollkommen auf Kooperation ausgerichtet: "Die wahre Heimat ist eigentlich die Sprache." (W. Humboldt)
Abgesehen von einer quasi animalischen optischen, akkustischen, olfaktorischen und taktilen "Erinnerung", die (auch beim Menschen) ein gewisses sprach-los individuelles "Denken" (und Träumen) ermöglicht, ist die Sprache die Voraussetzung sowohl für reflektiertes Denken, als auch für kooperative Kommunikation, die über die bereits bemerkenswerten Aktionen eines Wolfs-Rudels hinaus geht.

Höchst wahrscheinlich ist "Sprache" nicht von einem philosophisch veranlagten Grübler "erfunden" worden, sondern durch Kommunikation zwecks Kooperation entstanden - lange bevor sie sich durch Verbreitung der Schrift-Kultur und des kapitalistischen Sozial-Darwinismus wieder "individualisiert" hat: inzwischen ist jedenfalls ein Großteil des menschlichen Denkens und der Erinnerung auch individuell an "Sprache" gebunden, und es ist nicht einzusehen, warum die herrschenden Linguisten ihre Energie darauf verschwenden, die "Sapir-Whorf-Hypothese" zu widerlegen, daß die Sprach-Struktur unser Denken bestimme - auch wenn (oder gerade weil) das anti-globalistische Kultur-Unterschiede aufzeigt, die Sand im Getriebe des kapitalistischen "Frei"-Handels und der "liberalen" Multi-Kulti-Ideologie sind.

Sprechen ist eine "erworbene", also durch Imitation und Kommunikation mit dem sozialen Umfeld erlernte Fähigkeit - "Kaspar-Hauser"-Kinder können nicht sprechen und lernen es später nur schwer, und eine "Muttersprache" ist die Voraussetzung für das Erlernen anderer Sprachen, auch das einsame Lernen nach einem Buch oder Tonträger, oder beim Zusammentreffen mit Fremden ohne Übersetzer, wie es im Zeitalter der imperialistischen "Entdeckungen" häufig vorkam...

Ob zumindest die Fähigkeit zum Sprach-Erwerb "genetisch" vererbt ist, ist eine ebenso ungelöste Frage, wie die der ererbten Instinkte und des "kollektiven Unbewußten" (vgl. meinen Eintrag zur Darwinismus-Kritik vom 17.10.2022) - jedenfalls sind Sprache und Sprach-gebundenes Denken der Haupt-Unterschied zwischen Mensch und Tier, soweit wir wissen.

Sprache als "Heimat" erzeugt Gemeinschaft und Gesellschaft, aber auch Abgrenzung, Chauvinismus, Hierarchien, Tabus und Propaganda... Wenn die Sprach-Struktur das Denken prägt, wäre eine "lingua franca" (Welt-Sprache) aber kein Fortschritt, da sie notwendigerweise eine vereinfachte "Pidgin"- oder "Kreol"-Sprache wäre (wie das derzeit globalisierte Basic-English beweist, oder auch das Esperanto), in der Sprechen und Denken verarmen - schon das Verdrängen von Dialekten in "National"-Staaten zugunsten einer zentralen "Hoch"-Sprache verarmt das Sprechen der Dialekt-Muttersprachler (zumindest einige Generationen lang) und konditioniert es gewissermaßen: es verliert an Kreativität, Intuition und Empathie - kurz: die Vereinheitlichung von Sprache befördert den glatten Konsumenten, den Propaganda-hörigen Bürger, den faire-Konkurrenz-Gläubigen und den Stimm-Abgeber.

Die Kinder-Krankheiten der urprünglich kooperativen und Gemeinschafts-bildenden Sprachen (Chauvinismus, Hierarchisierung usw.), die sich absurderweise mit zunehmendem "Fortschritt" bzw. "Zivilisierung" verstärkt haben (vermutlich auch, weil sowohl Feudal-"Reiche", als auch neuzeitliche "Nationen", wie Frankreich, England, Preußen, Rußland usw., nichts mit "Sprach-Heimat" zu tun haben, sondern nur durch imperiale Propaganda zusammen gehaltene Herrschafts-Territorien waren und sind...), diese Krankheiten müssen auf philosophisch-politischem Weg, also quasi durch anti-imperiale Propaganda, geheilt werden, ohne lokale Sprach- und Denk-Strukturen, und damit menschlichen Geist zu zerstören - wie es vernünftigerweise vom "historischen Fortschritt" schon lange zu erwarten gewesen wäre, da der Mensch, wie die Menschenaffen und viele andere Herden-Tiere, ein soziales und kooperatives Lebewesen ist, bloß angeblich intelligenter und ethisch bewußter, als die Affen - wenn nicht schon in der Antike Imperialismus und Früh-Kapitalismus dazwischen gefunkt und den Grundstein für sozial-historischen Rückschritt gelegt hätten...

Man muß mal wieder den anarchistischen Fürsten Kropotkin lesen.

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