"Expressionismus" ist hingerotzte Malerei - ein post-freudianischer Exzeß des schon sehr subjektiven, aber im Nachhinein doch noch gefälligen "Impressionismus": wo der "Impressionismus" noch die Welt interpretiert, ergeht sich der "Expressionismus" in ebenso spektakulären und wenig subtilen, wie dilettantischen und zweckfreien Symbolismen á la blaue Pferde oder Strichmännchen mit dreieckigen Köpfen: was soll das? Es erinnert an die spontane oder therapeutische "Art Cru" von Psychiatrie-Insassen, oder an Gemälde von Vorschul-Kindern... Die Kirchner-Werkschau vor ein paar Jahren im Hamburger Bahnhof in Berlin wurde z.B. euphemistisch "Hieroglyphen" betitelt, statt "naive Malerei" oder "Triebtaten": ist das "Kunst", oder kann das weg? - Ohne die hysterische "Entartete-Kunst"-Kampagne der dämlichen Nazis wäre der "Expressionismus" sang- und klanglos verschwunden, statt als Beweis der "Entnazifizierung" aus dem wohl-verdienten Grab aufzuerstehen und hofiert zu werden, wozu nicht zuletzt Siegfried Lenz mit seiner Verklärung des als "entartet" verkannten Möchte-gern-Nazis Emil Nolde (der "Nansen" in "Deutschstunde") beigetragen hat... Dem entspricht die Renaissance der entseelten "Bauhaus"-Ideologie (s. Tati´s Filme), und natürlich waren auch Gropius und Le Corbusier erfolglose Möchte-gern-Nazis...
Nach diversen gegenstandslosen Exkursen seit den 1950er-Jahren als Wiederholung der erfolglosen "Kunst-Manifeste" des frühen 20. Jahrhunderts hat sich eine neo-"expressive" Mode entwickelt, und einer von deren speziell (gesamt-)deutschen Repräsentanten wird nun ausgerechnet im Pariser "Centre Pompidou" mit einer Gesamt-Schau gewürdigt: der Scharlatan Baselitz, der auf den genialen Marketing-Trick kam, seine "expressiven" Pinseleien kopfüber aufzuhängen: was soll das? Ist das "Kunst", oder kann das weg?
Immerhin sein bekanntes entfernt Baguette-artiges Phallus-Portrait hängt richtig herum (oder war es andersrum gemalt?), und davor sitzt der in Ehren ergraute "Kunst"-Millionär und gibt Plattitüden von sich: ist das "Kunst-Erklärung", oder kann das weg?
Wem sagt solche "Kunst" überhaupt irgendwas, wenn er brav ins "Centre Pompidou" dackelt, weil dort der ach so berühmte Baselitz ausgestellt wird? (Könnte auch Raffael, Warhol oder Van Gogh sein: Hauptsache im Original teuer und bei IKEA als gerahmter Druck im Angebot...)
"Kunst" ist eine einträgliche Erfindung von "Kunst"-Händlern: eine Sinn-freie Dekoration für "liberale" Millionärs-Villen zu genau solchen Spekulations-Preisen, wie jede Aktie eines viel-versprechenden Start-Ups - und je Sinn-freier, desto erfolgreicher: l´art pour l´art á la "der Künstler überläßt dem Betrachter die Interpretation", also eigentlich dem "Kunst-Kritiker", der im Feuilleton die Richtung vorgibt - das heißt: der Künstler bezieht keine Position und läßt sich auf keinen Standpunkt festnageln, er will nichts öffentlich mitteilen und hat keine Botschaft - wieso malt er dann, statt zu maurern oder zu tischlern? Weil natürlich das rauschende "Bohéme"-Dasein in betuchten "Kunst"-Sammler-Kreisen witziger ist, und erst recht, wenn man "entdeckt" wird und der Rubel rollt... (vgl. "Gerhard Richter Painting", unfreiwillig entlarvender Film von C. Belz, 2011: dem "teuersten lebenden Künstler" kann mittlerweile offenbar alles egal sein - und der Scharlatan "Neo" Rauch nennt seinen "Expressionismus" dagegen provokant anti-modern "Neo-Realismus" und erfindet damit eine profitable "Markt-Lücke"...) Da fällt einem nur Liebermann samt seinem bekannten Ausspruch ein.
"Kunst" ist eine Geschäftsidee, wie alberne "Mario-Barth"-Shows oder das seit den 1960er-Jahren immer beschissener werdende Automobil-"Design", und die professionellen "Kunst-Kritiker" sind die Marketing- und Werbe-Strategen - womit nichts gegen M.C. Escher, Horst Jansen, Kurt Halbritter, Milo Manara, André Franquin, F.K. Waechter, Jaques Tardi, Enki Bilal, Loisel & Tripp, Manu Larcenet, Michael Sowa, Miguel Anxo Pradó, Shaun Tan, die geniale Isabel Kreitz, Reinhard Kleist und ähnliche Künstler gesagt sein soll: die haben eine Aussage (und ich kann auch nichts dafür, daß mir nur eine Frau dabei einfällt), ganz zu schweigen von Wilhelm Busch, Toulouse-Lautrec, Carl Larsson, Norman Rockwell, Carl Barks, Hergé, Robert Crumb, Albert Uderzo und Seyfried.
Vielleicht wird das in der gleichzeitigen, eigentlich sinnlosen Gegenüberstellung von US-"Pop-Art" und "sozialistischem Realismus" im Berliner Gropius-Bau deutlich: die einst von "Radio Peking" kostenlos in alle Welt versandten Bild-Kalender hatten mehr Inhalt und Qualität, als die vervielfältigten Suppendosen oder Marilyns von Andy Warhol oder die vergrößerten "Comics" von Roy Lichtenstein oder die abgemalten "Tagesschau"-Bildschirme von Gerhard Richter - die von den "Kunst"-Propagandisten gefeierte angebliche "subtile" Minimal-"Kritik" der "Pop-Art" am System ist für das Massen-Publikum nun mal allzu subtil, und das zu recht: wenn einem was nicht paßt, sollte man es klar und deutlich sagen, statt es hinter zaghaften kindischen Symbolismen zu verbergen... Das kann weg !
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