D. Adams beschreibt in "Per Anhalter durch die Galaxis" eine nicht von der Hand zu weisende mögliche Erklärung der menschlichen "Evolution": die unerträglich bürokratische und penetrante Kaste der "Telefon-Desinfizierer" einer fernen galaktischen "Zivilisation" wird von deren genervten Bürgern in ein Tiefkühl-Raumschiff entsorgt, das auf Kollision mit dem marginalen Planeten "Erde" programmiert ist... Der "Hitchhiker" Arthur Dent und sein galaktischer Begleiter sorgen jedoch für eine sanfte Notlandung, sodaß die aufgetauten "Telefon-Desinfizierer" sogleich wieder ihr bürokratisches Imperium installieren, wogegen Homo Neandertalensis und Homo Heidelbergensis natürlich nicht ankommen und aussterben...
Das hieße, die Menschheit stammt nicht gut-darwinistisch von den Affen, den Primaten und den Australopitheken ab, sondern von den Anal-Charakteren einer dekadenten "Zivilisation": in der Tat wären damit einige Perversionen der herrschenden Gesellschafts-Ordnung erklärt - nicht zuletzt der fatale quasi-religiöse Glaube an ein verselbständigtes Finanz-System, das der Masse der Gläubigen ganz offensichtlich mehr schadet, als nützt: seit der "neolithischen Revolution" (nicht nur nach Hariri´s "Kurzer Geschichte der Menschheit" der bisher "größte Betrug"...) ist die Menschheit zunehmend von Streit um Besitz (an Immobilien und Mobilien), von Haustieren verursachten Seuchen, militaristischen Hierarchien und einem utilitaristischen Krämer-Geist geplagt, der längst pandemisch oder vielleicht sogar epigenetisch und heutzutage für fast alle Übel der Gesellschaft verantwortlich ist...
Im Gegensatz zu den archaischen und heute noch in Restbeständen lebenden Jägern und Sammlern, die spätestens ab ihrer "Pubertät" vollwertige, körperlich und seelisch gesunde und zugleich sozial-kooperative Allround-(Über-)Lebenskünstler waren (und teils noch sind), sind wir zu fettleibigen System-abhängigen einseitigen "Spezialisten" degeneriert, die schnell sterben würden, wenn die Strom-Versorgung ihrer "Server" zusammenbrechen würde: ein armseliges Menschenbild !
Der wahrscheinlich garnicht so "primitive" Neandertaler war möglicherweise ebenso dem vermutlich aus den Randgebieten der "neolithischen Revolution" einbrechenden "Homo Sapiens" überlebens-technisch überlegen, aber dessen spitzfindiger "Telefon-Desinfizierer"-Organisation nicht gewachsen - daher die bis heute gültige Sieger-Geschichts-Schreibung, daß "komplexere" Gesellschaften per se ein "Fortschritt" sind, selbst wenn sie eine Schreckens-Herrschaft über die Masse der Menschen bedeuten, wie die antiken mesopotamischen, ägyptischen, chinesischen, griechischen, römischen und die mittelalterlichen (einschl. der mexikanischen, peruanischen, ugandischen, indischen usw.) Feudal-Diktaturen, bis hin zum heutigen globalen Finanz-Kapitalismus.
Wie man spätestens am Früh-Kapitalismus der "Renaissance" und den folgenden imperialistischen Kriegen (am eindrücklichsten bereits am "30-jährigen") sehen kann, basiert unsere "Zivilisation" auf einer materialistischen Barbarei, die inzwischen sozial-darwinistisches Dogma ist: der Mensch sei nun mal "des Menschen Wolf" und kämpfe ständig um das "Überleben" seines "egoistischen Gens" (Dawkins) - dabei sind sogar schon die Wölfe auf ihrer instinktiven Ebene genauso soziale und kooperative Wesen, wie der Mensch es biologisch immer noch ist.
Besonders am Menschen zeigt sich, daß die "Evolution" nicht "fortschrittlich" ist, sondern genauso, wie die menschliche "Geschichte", allzu häufig die falsche Abzweigung benutzt hat - die "Evolution" ist eben nicht vergleichbar mit der Gründung und Effizienz-Steigerung eines kapitalistischen Handels-Unternehmens, obwohl die herrschende "ökonomische Wissenschaft" im Gefolge von Malthus, Ricardo, A. Smith und Darwin uns das weismachen will.
Die Philosophen der "Aufklärung" haben die bis heute gültige Auffassung von "Zivilisierung" geprägt: der "primitive" Mensch lebte in anarchischem Krieg "Jeder gegen Jeden" und auf ständiger Suche nach Nahrung, die Seßhaftigkeit brachte ansatzweise Nahrungs-Sicherheit und erforderte erste "Regeln" für Grund-Besitz, und von da an ging es schrittweise auf dem Weg der "Vernunft" bis zur "Republik" (was auch immer das sein mag: Kant z.B. war dafür, aber gegen "Demokratie"...) - in Wahrheit sind mit zunehmender "Zivilisierung" nur die Hierarchien und deren ökonomische "Vernunft" (also die Ausbeutung durch entfremdete Arbeit der Unterdrückten) und die Perfidie der Kriegs-Führung gewachsen, wie schon ein grober Überblick über die Welt-"Geschichte" zeigt.
In Wirklichkeit mußte der "Primitive" für seine Ernährung weniger "arbeiten", als der kapitalistische Prolet (vgl. Bölls "Anekdote zur Arbeitsmoral") und waren seine "Kriege" nur ritueller Ausdruck seiner Fremden-Furcht in einer dünn besiedelten und normalerweise isolierten und kontaktlosen Welt, die erst durch imperiale Vorstöße (z.B. der Mongolen in Eurasien, oder der US-Kolonisation in Amerika) im eigentlichen Sinn "militarisiert" wurden.
Die einzigen Beispiele sozialer, kooperativ-ökonomischer und ökologischer Vernunft findet man heutzutage jedenfalls nur noch bei den überlebenden "Primitiven", die noch nicht von Kapitalismus und (christlichem oder islamischem) Monotheismus befallen sind: Jäger-und-Sammler-Kulturen oder Hirten-Nomaden in Süd-Amerika, in Süd- und Zentral-Afrika, im tropischen Asien, in Australien und in den subarktischen Gebieten: diese Kulturen entsprechen manchmal fast, aber nicht notwendigerweise immer, Rousseau´s Ideal vom "Guten Wilden" oder Bougainville´s paradiesischem "Tahiti-Mythos" - aber egal, ob "ur-kommunistische" Horden oder abergläubische "Herr-der-Fliegen"-Sekten: eine wirkliche "Zivilisierung" von diesen archaischen Ausgangs-Punkten aus hätte anders ausgesehen, als die historisch überlieferte, deren Folgen wir heute sehen: eine pseudo-"demokratische" Oligarchie von bauern-schlauen und ansonsten geistig-moralisch minder-bemittelten Neo-Feudalisten - kurz: "Telefon-Desinfizierern" á la Bill Gates.
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