V. Forrester (s. meinen Eintrag vom 27.6.: "Kapitalismus 3") wurde vorgeworfen, sie habe keine Ahnung von den "Gesetzen" der ökonomischen (Pseudo-)Wissenschaft, also von den selbst-gemachten Regeln der globalen "Monopoly"-Spieler - und das stimmt natürlich: zum Glück, denn man muß auch nicht die "Abseits-Regeln" kennen, um zu merken, daß "Fußball" ein Opium des Volks ist, an dem sich eine Plutokratie auf Kosten des Volks (u.a. der "Fans") bereichert.
Seit der neoliberalen Reagan-/Thatcher-"Revolution" der 80er-Jahre ist ja klar, daß der Kapitalismus sein "Versprechen" gebrochen hat, der technische Fortschritt werde den allgemeinen Wohlstand steigern ("trickle-down"-Effekt, bzw. Kennedy´s berühmte populistische Behauptung: "A rising flood lifts all boats!").
Im Gegenteil kehrt der Kapitalismus zu seinen "Hoch-Zeiten" im 19. Jh. zurück, in dem die Lebens-Bedingungen der Massen, wie man nicht nur von Engels weiß, schlechter wurden, als jemals zuvor: die frühen "Maschinen-Stürmer" waren keine reaktionären Nostalgiker, sondern hatten die kommende Entfremdung und Ausbeutung vorausgesehen.
Die bescheidenen Resultate der mal mehr, mal weniger erfolgreichen Kämpfe des industriellen "Proletariats" seit Mitte des 19. Jh.s, die in Deutschland in der "sozialen Marktwirtschaft" der Nachkriegs-Zeit gipfelten, werden nun nach und nach wieder abgebaut: eine neo-feudale Kaste von Kapitalisten eignet sich den gesellschaftlichen Wohlstand an und degradiert die Masse der Bevölkerung nach sozial-darwinistischen Prinzipien tendenziell zu Tagelöhnern.
Die globalisierte Finanz-Oligarchie hat die "3. Welt" zur "verlängerten Billig-Lohn-Werkbank" ihrer "1.Welt" gemacht und zwingt dieses Modell jetzt ihren Ex-Heimat-Ländern auf (Merkels "Wir haben, also Ihr habt, lange genug über unsere bzw. Eure Verhältnisse gelebt."): die "Flut" steigt eben (für einige Bauern-Schlaue) nur, wenn bei anderen Ebbe herrscht - ständiges "Wachstum" Einiger basiert auf Einschrumpfung Anderer...
In Deutschland wurde das 2005 offenbart durch die "Harz4"-Gesetze, die strukturell Arbeitslose mit (A-)Sozialhilfe-Empfängern gleichsetzten, also "unrentablen" oder "unverwertbaren" Mitgliedern der Gesellschaft nur noch das "Existenzminimum" zugestanden (was natürlich immer noch besser ist, als in Äthiopien, Indien, Italien, Guatemala oder den USA, wo es nichtmal das gibt...).
Gleichzeitig wurde eine Tagelöhner-Kaste mit befristeten "Mini"-, Teilzeit-, "Gig"- und/oder Niedriglohn-Jobs eingeführt (weniger als die Hälfte aller Jobs ist noch Tarif-gebunden) und der "Mittelstand" aufgespalten in viele Abstiegs-Gefährdete und wenige Aufstiegs-Fähige (die Zahl der Millionäre wächst, und noch mehr wächst die Zahl der Wohlstands-Verlierer) - eine Tendenz, die durch die "Corona-Lock-Downs" befördert wurde: man wird automatisch an die "20:80-Gesellschaft" erinnert, die der "global braintrust" der US-amerikanischen "Gorbatschow-Stiftung" bereits 1995 prophezeite: die digitalisierte Ökonomie werde in Zukunft nur noch 20% der arbeitsfähigen Bevölkerung "benötigen" (H.-P. Martin, H. Schumacher: "Die Globalisierungsfalle", 1996), also nur noch ein Fünftel, statt der bisher schon mit Unbehagen angenommenen zwei Drittel...
Schon die Grundgedanken sind grundverkehrt: erstens ist nicht jede sinnvolle menschliche Tätigkeit und jede notwendige Arbeit auf Kapital-Rendite ausgerichtet (und umgekehrt die meiste kapitalistische Arbeit Lebenssinn-entfremdeter Überlebenszwang), und zweitens würde die Effizienz-Steigerung durch Roboterisierung und Künstliche Intelligenz dem gesunden Menschen-Verstand nahelegen, daß dann jeder bei vollem Lohn nur noch ein Fünftel der Zeit arbeiten müßte (die klassische deutsche Marktwirtschaft vorausgesetzt).
Es wären natürlich auch noch paradiesischere Modelle vorstellbar, wenn man nicht nur Mindest-, sondern auch Höchst-Einkommen und Höchst-Vermögen festlegen, Anti-Kartell- und Anti-Monopol-Gesetze erlassen und reale und virtuelle Spekulationen und trans-nationale "Steuer-Optimierung" verbieten würde, statt nur prekäre "Schwarz-Arbeit" der kleinen Leute zu verfolgen...
Eine völlig neue Humanität täte sich auf, wenn man das ganze absurde Finanz-System samt seinem sinnlosen "Effizienz"-Denken und seiner "Globalisierung" abschaffen und zu dem natürlichen Gedanken zurückkehren würde, daß die "Wirtschaft" sowohl dem Menschen zu dienen hat (statt daß der Mensch "Markt-konform" werden muß), als auch das ökologische Gleichgewicht erhalten muß, damit nach uns nicht die Sintflut kommt, die die digitalen kinderlosen Nerds und Dinks ("double income, no kids") bereits fatalistisch hinzunehmen scheinen - aber auch Wohlstands-verblendete Eltern und die Millionäre des Davoser "Wirtschafts-Forums".
Im alten China wurden Ärzte nicht für Kranken-Behandlung (Steigerung des "BIP"), sondern vernünftigerweise für Gesund-Erhaltung ihrer Klienten (also eigene Arbeitslosigkeit infolge von Prophylaxe) belohnt - ähnlich sollte sich ein Tischler zufrieden und wohlversorgt zurücklehnen oder seinen Gemüse-Garten bestellen können, wenn alle einen Tisch haben, statt um´s Verrecken neue "Märkte" für Tische auftun zu müssen: die einzige Bier-Brauerei des "Kosovo" floriert so vor sich hin, aber ihre "Manager" grollen vor sich hin, daß sie nicht "expandieren" können, weil Serben und serbische Bosnier ihnen den "Export" verweigern - na und? Reicht doch, wenn sich die Kosovo-Albaner Mut für ihre Blutrache-Fehden antrinken... Global denken, lokal handeln.