Montag, 12. Mai 2025

Das Verschwinden der Realität in der "modernen" Kunst

"Krisen und Konflikte, Migration und soziale Ungerechtigkeit" gehen angeblich in das Werk von Julie Mehretu ein, 1970 in Addis Abeba als Tochter eines äthiopischen Professors und einer US-amerikanischen Lehrerin geboren, seit 1977 mit ihren Eltern in den USA, und längst akademisch hoch dekorierte (halb-)"schwarze Ausnahme"-Künstlerin.*

Angefangen hat sie offenbar mit groß-formatigen architektonischen und städtischen Plänen, in die sie "Bewegungs-Linien" reingezeichnet hat. Diese "Muster" wurden nach und nach immer abstrakter und krakeliger und erinnern inzwischen an Zeilen- und Richtungs-lose äthiopische oder arabische Laien-Handschrift (wohl-wollende Exegeten nennen es "kalligraphisch"**), und als "Hintergründe" benutzt sie aktuelle Presse-Photos, die sie aber per "Photoshop" bis zur Unerkennbarkeit vermischt und verfremdet (z.B. überlagerte Photos einer "Pegida"- und einer "Brexit"-Demonstration, von denen nur noch über-dimensionale abstrakte Farbkleckse übrig bleiben, überschrieben von ihrer "Kalligraphie", kopierten Logos und Airbrush-Elementen), und das "Neuste" sind ihre "Trans-Pictures": das gleiche wie vorher, aber auf transparentem Untergrund und beidseitig betrachtbar: wie originell...

Das Problem ist bloß, daß die "Krisen und Konflikte, Migration und soziale Ungerechtigkeit" nach diesem Schaffens-Prozeß nicht mehr erkennbar sind, sondern durch die "künstlerische" Verfremdung völlig in dem "hochkomplexen"* Produkt verschwunden sind, das "formale Verbindungen zu Kandinsky und Malewitsch"** (sic!) zeigt: das angeblich "konkrete" Anliegen wird in einem letztlich psychotischen "künstlerischen" Prozeß "verinnerlicht" und dem Zugang des Betrachters entweder durch allzu primitive und nicht mehr Augen-fällige Symbolik oder allzu komplizierten Allegorismus entzogen.

Im Grund bräuchte man zu jedem Werk mindestens eine DIN-A4-Seite Erklärung oder einen Video-Film, der das Verschwinden der ursprünglichen realen "Krise" (usw.) in der Abstraktion erklärt, oder umgekehrt die Abstraktion auf die gemeinte Realität zurückführt... Ist das der Sinn und Zweck von Kunst: die angeblich kritisierte Realität in mehr oder weniger ästhetische Hieroglyphen*** zu verwandeln, die kein Mensch mehr als "Kritik" erkennt? - Mehretus "explosive"* Werke sehen aus, wie die von Pollock, bloß mit Strich-Krakeln, statt mit bekoksten Schleuder-Farb-Sprenkeln...

Ähnliches passiert einem mit "moderner" Kunst immer wieder: man liest von einem "Kunst-Kritiker" wer-weiß-was über eine Ausstellung, geht hin und findet null und nichts vom angekündigten "Tiefsinn" oder "aktuellen Bezug"...

Wahre Künstler haben eine lesbare Botschaft: Goya, Daumier, Hogarth, Wilhelm Busch, Jacques Tardi, Enki Bilal, Robert Crumb, Gerhard Seyfried, Michael Sowa, Isabel Kreitz und ähnliche.
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* aktuelle Ausstellung: Julie Mehretu | Kunstsammlung NRW ("K 21", Düsseldorf), bis 12.10.2025
** Julie Mehretu – Wikipedia
*** vgl. die Ausstellung im "Hamburger Bahnhof" (Berlin 2016): "Ernst Ludwig Kirchner: Hieroglyphen" , und meinen damaligen abfälligen Blog-Eintrag dazu: scheiß auf die infantilen unbegabten "Expressionisten"!

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