"Krisen und Konflikte, Migration und soziale Ungerechtigkeit" gehen angeblich in das Werk von Julie Mehretu ein, 1970 in Addis Abeba als Tochter eines äthiopischen Professors und einer US-amerikanischen Lehrerin geboren, seit 1977 mit ihren Eltern in den USA, und längst akademisch hoch dekorierte (halb-)"schwarze Ausnahme"-Künstlerin.*
Angefangen hat sie offenbar mit groß-formatigen architektonischen und städtischen Plänen, in die sie "Bewegungs-Linien" reingezeichnet hat. Diese "Muster" wurden nach und nach immer abstrakter und krakeliger und erinnern inzwischen an Zeilen- und Richtungs-lose äthiopische oder arabische Laien-Handschrift (wohl-wollende Exegeten nennen es "kalligraphisch"**), und als "Hintergründe" benutzt sie aktuelle Presse-Photos, die sie aber per "Photoshop" bis zur Unerkennbarkeit vermischt und verfremdet (z.B. überlagerte Photos einer "Pegida"- und einer "Brexit"-Demonstration, von denen nur noch über-dimensionale abstrakte Farbkleckse übrig bleiben, überschrieben von ihrer "Kalligraphie", kopierten Logos und Airbrush-Elementen), und das "Neuste" sind ihre "Trans-Pictures": das gleiche wie vorher, aber auf transparentem Untergrund und beidseitig betrachtbar: wie originell...
Das Problem ist bloß, daß die "Krisen und Konflikte, Migration und soziale Ungerechtigkeit" nach diesem Schaffens-Prozeß nicht mehr erkennbar sind, sondern durch die "künstlerische" Verfremdung völlig in dem "hochkomplexen"* Produkt verschwunden sind, das "formale Verbindungen zu Kandinsky und Malewitsch"** (sic!) zeigt: das angeblich "konkrete" Anliegen wird in einem letztlich psychotischen "künstlerischen" Prozeß "verinnerlicht" und dem Zugang des Betrachters entweder durch allzu primitive und nicht mehr Augen-fällige Symbolik oder allzu komplizierten Allegorismus entzogen.
Im Grund bräuchte man zu jedem Werk mindestens eine DIN-A4-Seite Erklärung oder einen Video-Film, der das Verschwinden der ursprünglichen realen "Krise" (usw.) in der Abstraktion erklärt, oder umgekehrt die Abstraktion auf die gemeinte Realität zurückführt... Ist das der Sinn und Zweck von Kunst: die angeblich kritisierte Realität in mehr oder weniger ästhetische Hieroglyphen*** zu verwandeln, die kein Mensch mehr als "Kritik" erkennt? - Mehretus "explosive"* Werke sehen aus, wie die von Pollock, bloß mit Strich-Krakeln, statt mit bekoksten Schleuder-Farb-Sprenkeln...
Ähnliches passiert einem mit "moderner" Kunst immer wieder: man liest von einem "Kunst-Kritiker" wer-weiß-was über eine Ausstellung, geht hin und findet null und nichts vom angekündigten "Tiefsinn" oder "aktuellen Bezug"...
Wahre Künstler haben eine lesbare Botschaft: Goya, Daumier, Hogarth, Wilhelm Busch, Jacques Tardi, Enki Bilal, Robert Crumb, Gerhard Seyfried, Michael Sowa, Isabel Kreitz und ähnliche.
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* aktuelle Ausstellung: Julie Mehretu | Kunstsammlung NRW ("K 21", Düsseldorf), bis 12.10.2025
** Julie Mehretu – Wikipedia
*** vgl. die Ausstellung im "Hamburger Bahnhof" (Berlin 2016): "Ernst Ludwig Kirchner: Hieroglyphen" , und meinen damaligen abfälligen Blog-Eintrag dazu: scheiß auf die infantilen unbegabten "Expressionisten"!
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