Im Zug der Anti-Sklaverei-Kampagne in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts "kauften" und annektierten zuerst Briten, dann auch US-Amerikaner von den bisher bei der Sklaven-Jagd kollaborierenden afrikanischen "Königen" in West-Afrika Küsten-Stützpunkte zur Ansiedlung und "Re-Patriierung" (= "Remigration") kleiner Trupps "befreiter" amerikanischer "Neger-Sklaven" - nach anfänglichen Schwierigkeiten und Mißerfolgen gründeten die US-Amerikaner 1822 Monrovia und die Kolonie "Liberia" südlich der ähnlich problematischen britischen Kolonie "Sierra Leone".
Bald kam es natürlich zu Konflikten zwischen den einheimischen Stämmen und den eingeschleppten Ex-Sklaven aus den USA und der Karibik, welch Letztere sich dank ihrer (wenn auch Underdog-) Sozialisation im Kapitalismus als überlegen erwiesen - bis heute sind alle Konflikte in Liberia und Sierra Leone und die langen Bürgerkriege auf diese kolonialen Konstruktionen zurück zu führen: die Einheimischen bekamen es in gewisser Weise mit einer von den USA bzw. den Briten importierten "aggressiven invasiven Art" zu tun...
Ähnlich erging es dem britischen UN-Protektorat "Palästina": nach den ost-europäischen Pogromen und der west-europäischen Ausgrenzung sickerten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr Juden in Palästina ein, und nach dem Holocaust etablierte England eine Art "Liberia" für Juden in seinem Protektorat - bis heute sind alle Konflikte in Israel/Palästina auf diese koloniale Konstruktion zurück zu führen: die Einheimischen bekamen es in gewisser Weise mit einer aus Europa importierten "aggressiven invasiven Art" zu tun - angeblichen "Semiten" (das Judentum ist, wie das Christentum, der Islam, der Buddhismus, "Scientology" usw., keine "ethnische"*, sondern eine "Buch"-Religion), die nach 2000 Jahren europäischer und nord-afrikanischer Diaspora "ihr biblisches Land" (schon vor 2000 Jahren allerdings ein Viel-Völker-Land) reklamierten: ähnlich könnten "die Deutschen" das Staufer-Reich bis nach Riga und Sizilien reklamieren (und/oder ihre Kolonial-Herrschaft von Namibia bis Samoa), "die Griechen" das byzantinische Reich von Belgrad über Istanbul bis Kairo, "die Mongolen" das Dschingis-Khan-Reich von Ulan Bator über Moskau und Kiew bis Budapest, "die Italiener" das römische Reich von Spanien und Frankreich über Syrien bis Ägypten und Tunesien, "die Türken" das osmanische Reich von Slowenien bis Arabien, "die Briten" ihr Empire von Kanada über Afrika und Indien bis Honkong und Neuseeland, "die Holländer" ihre Herrschaft von der Karibik bis zu den Molukken, usw. - alle diese Herrschaften sind realer und jünger, als der biblische Anspruch der europäisierten Juden auf "Judäa"/Palästina.
Die Existenz Israels aufgrund quasi prä-historischer und mythologischer Ansprüche ist also ebenso ein post-kolonialer Sonderfall, wie die Existenz Liberias, und sollte, vor allem angesichts der großelterlichen Holocaust-Erfahrung, eher mit Toleranz, Brüderlichkeit und Dankbarkeit, als wie derzeit mit militaristischer, faschistoider und rassistischer Arroganz hin genommen werden: einen "Jüdischen Staat" zu proklamieren, dessen arabische Bürger nur solche zweiter Klasse sind, erinnert an den "Juden-Stern" des "Dritten Reichs" - die Enkel reproduzieren die Unterdrückung ihrer Großeltern durch die Nazis**: das ist entweder krank oder instrumentalisiert neo-imperialistisch den Holocaust - jedenfalls zum Kotzen! Trotz der Bilder von Sahel-mäßig verhungernden Gaza-Kindern läßt man das selbst-ernannte ewige "Opfer"- und "Gottes-Volk" der Zionisten seinen Völkermord an den Palästinensern vollenden, als würde damit der historische Anti-Semitismus auf Kosten Schwächerer "gesühnt", ohne daß "wir" wirklich dafür zahlen müssen...
Die Krim dagegen wurde schon Ende des 18.Jahrhunderts unter Zarin Katherina "der Großen" dem russischen Reich einverleibt - imperialistisch nicht den "Ukrainern"***, sondern den Krim-Tataren geraubt und in der Folge militarisiert und russifiziert als einziger Eis-freier westlicher Marine-Stützpunkt des russischen Reichs (auch als russische "Riviera" neben der kaukasischen Schwarzmeer-Küste um Sotschi - Churchill, Roosevelt und Stalin trafen sich lieber im mondänen Jalta, als im grauen London oder Moskau). Nachdem die Sowjet-Union aus Tataristan und dem süd-polnischen Galizien die "Republik Ukraine" gemacht hatte, blieb die Krim russisch, bis Chruschtschow sie 1954 verwaltungs-technisch der Ukraine zuschlug - das hatte eine ähnliche Bedeutung, wie wenn man die niedersächsische Ausbeulung Osnabrück zwecks Grenz-Begradigung Nordrhein-Westfalen zuschlagen würde). Nach der Auflösung der Sowjet-Union schloß Rußland mit der Ukraine im Rahmen der "GUS" einen unbegrenzten Pacht-Vertrag für seine militärischen Einrichtungen auf der Krim, den die Ukro-Putsch-Regierung von 2014 zu kündigen drohte - um das zu vermeiden, ließ Rußland in der seit langem mehrheitlich "russischen" und russisch-sprachigen Krim erfolgreich einen Volks-Entscheid über die Rückgängig-Machung des Verwaltungs-Akts von 1954 durchführen - soviel zur "Völkerrechts-widrigen Annektion"**** (zum Erfolg trug sicher bei, daß die Ukro-Regierung gleich nach dem Putsch angekündigt hatte, die russische Sprache und Kultur ausmerzen zu wollen...).
Nun wäre es zwar netter gewesen, die Krim den turk-sprachigen Tataren zurück zu geben (oder Palästina den Palästinensern, oder Nord-Irland den Iren und Wales den Walisern, oder West-Irian den Papuas von Neuguinea, oder ein paar Millionen km² US-Prärie den Sioux-Indianern, oder Australien den Aborigines, oder Chile den Mapuche- und Aymara-Indianern, die nur noch ein Zehntel der Bevölkerung ausmachen), aber all das ist natürlich genauso illusorisch, wie logischer-weise auch, daß die Russen die Krim samt dem Hafen Sewastopol und den andern militärischen Einrichtungen an die rechts-nationalistischen und NATO-affinen Ukros "zurück" geben. - Das Gleiche gilt natürlich für die von den Ukros bombardierten und von Ent-Russifizierung bedrohten mehrheitlich "russischen" und russisch-sprachigen Gebiete des Donbass und der Süd-Ukraine... Die Ukros unter ihrem Komiker-Präsidenten haben´s genauso verschissen, wie das "Deutsche Reich" den Anspruch auf das Elsaß oder gar Lothringen.
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* "ethnische Religionen" sind im wesentlichen die der "Natur-Völker", deren Genesis und Mythologie sich (wie bei den biblischen Ur-Juden) allein auf ihr Volk bezieht - ursprünglich galt das auch für die sumerische, die ägyptische, die babylonische und die griechische Religion, bis die Römer all diese zu ihrer "Multi-Kulti"-Pseudo-Religion verwursteten und diese dann "ver-christ-lichten"
** vgl. die "erbliche" Inzest-Vergewaltigung in Stieg Larssons bekannter "Millenium-Trilogie" (2006-8)
*** "Ukrainer" waren damals die "Kosaken": Tataren-bekämpfende Wild-West-mäßige Reiter-Trupps aus entlaufenen polnischen und russischen Leibeignen in den unbefriedeten Grenz-Regionen ("Krain") des russischen Reichs, die später in die russische Armee integriert wurden (ähnlich wie die rechts-radikalen Ukro-Milizen nach 2014 in die rechts-nationalistische Ukro-Armee)
**** siehe den Jura-Professor R. Merkel am 7.4.2014 in der "FAZ": Die Krim und das Völkerrecht: Kühle Ironie der Geschichte („Hat Russland die Krim annektiert? Nein. Waren das Referendum auf der Krim und deren Abspaltung von der Ukraine völkerrechtswidrig? Nein. Waren sie also rechtens? Nein; sie verstießen gegen die ukrainische Verfassung (aber das ist keine Frage des Völkerrechts). Hätte aber Russland wegen dieser Verfassungswidrigkeit den Beitritt der Krim nicht ablehnen müssen? Nein." usw.)
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