"KI" ist ein linear-hierarchisches rationales Programm, das von der Quantität der eingegebenen Daten und der Qualität der eingegebenen (menschlichen) Bewertungen abhängt (siehe meinen Eintrag vom 13.4.2023) - "lernen" tut "KI" nur durch digital-logische Verknüpfung dieser Eingaben, wie subtil das auch mittlerweile sein mag: das Programm kann weder kreativer, noch innovativer, revolutionärer oder reaktionärer, repressiver oder sonstwas sein, als die Kombination der gespeicherten Informationen statistisch erlaubt: die elektronisch beschleunigte Iteration kommt bloß schneller auf den angeblich "optimalen" Mittelwert der Wahrscheinlichkeits-Rechnung, als ein menschlich-"manueller" Buchhalter...
Das menschliche Gehirn ist dagegen (wie jedes biologische Zentral-Nervensystem und auch jedes biologisch "primitive" Reiz-Reaktions-System von Einzellern oder simplen Vielzellern) ein nicht genau lokalisierbares und nicht schematisch berechenbares, ständig variables und multi-funktionales, intuitives, emotionales und empathisches "Chaos", das trotzdem oder besser gesagt: eben deswegen zu viel erstaunlicheren Leistungen fähig ist, als man elektronisch je "nachbauen" können wird, obwohl nicht nur in den technischen, sondern auch in den Natur- und manchen "Geistes"-Wissenschaften das cartesische Dogma herrscht, daß biologische Systeme und das Gehirn im Grund bloß "Maschinen" seien...
"KI" funktioniert so primitiv, wie ein biologischer Einzeller mit seinen diversen interaktiven Sensoren, oder bestenfalls wie ein Insekt mit seinen durch Neuronen koordinierten Reflexen - wobei die organischen Systeme allerdings auf rätselhafte Weise tatsächlich lernen, sozusagen vom biochemischen Molekül (der angeblich alles bestimmenden DNS im befruchteten Ei oder in der verdoppelten Zelle) zum unerklärlichen biologischen Leben zu werden, während "KI" nur Menschen-gemachten digitalen Pfaden zwischen von Menschen gefüllten Speichern folgen kann, wie auch immer dialektisch verschränkt, rück-gekoppelt und selbst-multiplizierend diese mittlerweile sind: sie folgen immer einer abstrakt rationalistischen Logik, die historisch schon immer inhuman war, ob sie als Empirismus, Realismus, Positivismus, Utilitarismus, Nationalismus oder Imperialismus aufgetreten ist...
Die Frage ist: wozu brauchen wir "künstliche Intelligenz", wenn wir selbst eine überlegene haben (auch wenn sie uns immer mehr ausgetrieben wird...) - etwa bloß, um zu beweisen , daß wir zwar holprige, aber irgendwie Jehova-gleiche "Schöpfer" sind? Wieso brauchen wir selbst-fahrende Autos mit einer digitalen Unfall-Tötungs-"Moral", wenn wir sie selbst verantwortungsvoll fahren können und weiterhin könnten? Wieso brauchen wir Literatur-produzierende und Bilder-malende Programme, wenn wir selber schreiben und malen können und wollen? Wieso brauchen wir digitale "Assistenten", "Schauspieler" usw., wenn wir selber reden können und wollen? Wieso sollen wir Alte und Kranke "Pflege"-Robotern ausliefern, wenn menschlicher Kontakt wichtig ist und es möglich wäre, die Pflege-Berufe anständig zu belohnen?
Die Frage bleibt: wer programmiert "KI" zu welchem Zweck? Und wenn es ein "guter" Zweck wäre: warum profitieren nicht alle davon, z.B. von steigender Produktivität und "Effizienz" durch halbe Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich? Welchen Sinn hat die digitalisierte "Befreiung" von manuellen Tätigkeiten und materialistischen Notwendigkeiten, wenn sie in verblödendem "Tittytainment" für Arme á la "Matrix" oder Huxley´s "Brave New World"* oder Lems "Futurologischem Kongreß" endet? Ist der Sinn des Daseins überhaupt die Amöben-hafte Hängematte á la Bölls "Anekdote zur Abschaffung der Arbeitsmoral" (1963)?
IT-Fachidioten schwafeln von einer möglichen mystischen "Hyper-Intelligenz", die "alles Wissen" verbinden und endgültige "Wahrheiten" erkennen und alle Probleme der Menschheit "lösen" wird - bloß wird menschlicher analoger Verstand garnicht "alles wissen" wollen und mit diesen errechneten angeblichen "Wahrheiten" nichts anfangen können, und die Probleme der Menschheit wären bereits mit gesundem Menschen-Verstand lösbar: man müßte bloß den Irrweg des Kapitalismus und materialistischen Utilitarismus aufgeben und ganz einfach nach den schon lange überall jedem denkenden Menschen bekannten humanen, sozialen und ökologischen Prinzipien handeln, die für den überlebten Kapitalismus nur lästige Hemmnisse sind - d.h. man müßte nur die unzähligen ideellen Manifeste, die seit dem Beginn der "Aufklärung" (und schon in der Antike) geschrieben und mißachtet wurden, endlich wörtlich und ernst nehmen...
Ist das Ziel der "Zivilisation" vielleicht eher, alle "dumm und glücklich" zu machen? (...bis auf die Alpha-plus-Kaste* der "Zivilisierer", die dadurch "reich und gottgleich" werden - also auf andere Art "dumm und glücklich", solange sie noch einen unverseuchten und unverminten Flecken Erde außer Sichtweite der Gamma- bis Epsilon-minus-Kaste* finden...)
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* A. Huxley: "Schöne Neue Welt" (1932) - Motto: "Das Leben bewegt sich auf die Utopien zu, und vielleicht eröffnet sich für die Intelligenz und die Kulturschicht ein neues Jahrhundert des Sinnens und Träumens darüber, wie man die Utopie wohl vermeiden, wie man zum nichtutopischen, unvollkommeneren und freieren Staat zurückkehren könne." (N.A. Berdjajew)
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