Mittwoch, 3. Januar 2024

Französische Dekret-"Demokratie" für alle*e ("tou.te.s") - wenn alles "Egalia" ist

Zum 17. Mal hat Baby Borne, die französische Premier-Ministerin, einen Gesetzes-Entwurf mittels des dubiosen Verfassungs-Artikels 49.3 durchgedrückt - also mangels Regierungs-Mehrheit im Parlament ohne dessen Zustimmung per Dekret-, und damit im Durchschnitt einmal pro Monat ihrer Amtszeit...

Es ging um nichts geringeres als den Haushalts-Entwurf für die nächsten Jahre, aber Borne hat die Umgehung des Parlaments nur stellvertretend verkünden lassen und es nicht für nötig gehalten, deswegen extra aus Irland zurück zu kommen: der undemokratische "49.3" wird offenbar langsam zum Normalfall und zur Banalität, wie überhaupt nicht nur die französische parlamentarische "Demokratie" - schließlich haben angesichts der sinkenden Wahl-Beteiligung nur ein Viertel der Wahl-Berechtigten Macron´s Regierungs-Partei gewählt: US-amerikanische Verhältnisse... (in Deutschland und in der EU ist es nicht anders...)

Zumindest sind aber die herrschenden Dekret-"Demokraten" per Dekret gegen die "écriture inclusive", das schrift-sprachliche "Gendern", das nicht nur ein * erfordert, sondern gleich zwei "mediopoints": das deutsche "Wähler*innen" würde auf französisch "électeur.rice.s" geschrieben (aus mask. "électeurs" und fem. "électrices") und müßte auch auf Adjektive angewandt werden: "blinde Passagier(e)*innen" wären "passager.e.s clandestin.e.s", wobei "-tins" und "-tines" (=quasi "blindinne") auch noch unterschiedlich ausgesprochen werden, ebenso wie "alle" in "écriture inclusive": "tou.te.s" (aus mask. "tous" und fem. "toutes") - man muß schon der neoliberalen Regierung und den konservativen Patriarchen der Académie recht geben, daß das noch mehr als das deutsche * die Schrift-Sprache versauen und unleserlich (und, im Gegensatz zum schon schwer erträglichen deutschen *-Hicks, tatsächlich unaussprechbar) machen würde.

Es fragt sich, ob die eingeschliffenenen unterschiedlich maskulin-dominierten Sprachen überhaupt angesichts der spät-feministischen Realität noch als Mittel der Deklassierung und Unterdrückung von Frauen gesehen werden: im Englischen gibt es sogut wie keine weiblichen Formen von Substantiven (auch nicht von Berufs-Bezeichnungen usw.) oder Adjektiven (eine Frau ist neutral "minister", und nicht "Ministerin" oder "Madame le ministre"), und trotzdem ist die englische Gesellschaft eine der konservativ-patriarchalischsten... Und ein Boot oder Schiff ist auf englisch weiblich, auf französisch männlich, und auf deutsch ein meist weibliches Neutrum (das Schiff "die Passat" oder "die Gorch Fock", obwohl beide Namen männlich sind) - ohne daß das Rückschlüsse auf die jeweils gleichartige Macho-marine Kultur zulassen würde...

Die französische "écriture inclusive" würde (wie das deutsche "*innen") wegen der Wort-Verlängerung eher eine weibliche Aussprache nahelegen, aber das wäre, abgesehen von der Schriftbild-Vergewaltigung, nur eine Umkehrung der patriarchalen Dominanz, wie in G. Brantenbergs lächerlich "utopischem" (oder simpel satirischem) Roman "Die Töchter Egalias" (1977), und würde das eigentliche Problem nicht lösen - schon garnicht das der undemokratischen Macht, die immer mehr Frauen ungeachtet der maskulinen Sprache ergreifen und (von Thatcher über Merkel und Vonderleychen bis zu Borne, um nur in Mittel-Europa zu bleiben) teils gnadenloser nutzen, als ihre männlichen Kollegen oder Konkurrenten.

Scheiß auf Kapitalist*innen und Kapitalist.inn.en ! Á bas le.a gouvernement.e !

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