Samstag, 20. Januar 2024

Bin ich grau-sexuell oder halb-sexuell?

Die gute Nachricht ist: man muß sich nicht festlegen bzw. kann das jeden Tag neu tun... Die schlechte ist: es gibt zuviele teils unverständliche und verschieden kombinierbare Möglichkeiten:
neben dem banalen hetero-sexuell gibt es
homo-,
bi-,
trans-,
inter-,
queer-,
fetisch-,
travesti-
sado-,
maso-,
omni- (mit allem),
poly- (in Gruppen),
pädo- (mit Kindern),
geronto- (mit Alten),
nekro- (mit Leichen),
para- (mit allgemein gestörten Präferenzen),
uro- (pinkelnd / "Natursekt" / vgl. "Peegasm"),
kopro- (kackend / "Naturkaviar"),
zoo- (mit Tieren / "Sodomie"),
sapio- (mit intellektuell Überlegenen),
promi- (mit Berühmtheiten / "Groupies" / "Lewinsky-Syndrom"),
promisko- (mit Fremden / "One-Night-Stands" / "Swinger"),
prostito- (mit Prostituierten / "Der Kunde ist König"),
invalido- (mit Behinderten, "Versehrten", Amputierten usw.),
adiposito- (mit Verfetteten),
exoto- (mit "Farbigen"),
porn- (Voyeurismus),
exhibitio- (Konter-Voyeurismus / "Blitzer")
rito- (als religiöse Zeremonie),
ego- (mit sich selbst),
a- (nie),
grau- (manchmal),
allo-sexuell (immer),

- und dazu jetzt noch demi-(=halb-)sexuell: eine Spezial-Form der "Grau-Sexualität", die eigentlich die traditionelle romantische "Liebe" darstellt - sexuelles Verlangen nur im Fall einer tiefer gehenden emotionalen Bindung: diese alte Erfindung der antiken griechischen Päderasten und der mittelalterlichen Troubadours ist seltsamerweise die "neuste" Rand-Erscheinung der "Gender"-Gesellschaft... Unter Demisexuell: Was ist Demisexualität? | BRIGITTE.de wird allen Ernstes erklärt, woran man diese "Sonderform" erkennt (als wäre sie nicht aus tausenden von Legenden, Märchen, Romanen, Liedern, Filmen und eigenen Jugend-Erfahrungen bekannt), und beruhigend versichert, man brauche sich keine "Sorgen" zu machen oder sich zu "schämen", wenn man so gepolt sei und mit modischeren Varianten nichts anfangen könne - jeder sei eben, wie er sei, und das sei auch gut so (außerdem kann man sich ja, wie gesagt, jeden Tag neu orientieren).

Wenn man sich die obige Liste (hab ich was vergessen?) von "interessanten" Möglichkeiten und ihren Kombinationen ohne Drogen-beflügelten Geist vor Augen hält, möchte man am liebsten asexuell werden, oder bestenfalls egosexuell - das könnte man, im Gegensatz zur biederen Demisexualität, immerhin mit wenig Mühe pseudo-"revolutionär" verteidigen (es gibt ja schon "Influencer"-Paare, die sich offen und demonstrativ aus psycho-politischem Prinzip als völlig asexuell präsentieren, und Tipps für Paare, sich "heilsamer-weise" öfters mal gegenseitig beim Egosex, also beim Masturbieren zuzugucken sollen, statt einander zu berühren...).

Auf Cocktail-Parties wird zur Anregung über die seltsame Sexualität von niederen Lebewesen parliert: über herm-aphroditische Schnecken, die sich in "69"-Stellung gegenseitig befruchten, über Austern, die ihr Geschlecht je nach Bedarf und Wasser-Temperatur ändern, über Seepferdchen, bei denen die Männchen die befruchteten Eier von den Weibchen als "Bauch-Schwangerschaft" übernehmen, und ähnliche inspirierende "Experimente" aus der primitiven Natur-Geschichte... Archäologen wetteifern, das älteste Grab mit einer "intersexuellen" Leiche zu finden, als sei Mono- oder Trisomie des ("Geschlechts"-)Chromosoms Nr.23 keine tragische Krankheit (wie Trisomie 21 /"Mongoloidie"), sondern ein Lotterie-Gewinn (- warum sucht man nicht nach der frühesten Leber-Zirrhose, dieser viel wichtigeren Krankheit?)... Und Ethnologen wetteifern in der Suche nach den sexuell seltsamsten Völkern, wie z.B. die kulturell aussterbenden Bugi auf der indonesischen Insel Sulawesi, die traditionell fünf "Geschlechter" kennen: Männer, Frauen, Trans-Männer, Trans-Frauen und die undefinierbaren "Bissu", die die gleiche Rolle spielten, wie die Eunuchen im alten Orient oder die Transvestiten (kafaleiti = "lady-like") in Tonga (- warum sucht man nicht mehr, wie noch in den 1970er- und 80er-Jahren, nach Ethnien, die das beste Wirtschafts-, Sozial- und Erziehungs-System haben, statt nur witzigerweise die meisten oder skurrilsten "Geschlechter"?)

In den 1970er-Jahren schrieben "Konservative" gegen die "sexuelle Revolution" (vorehelicher Sex, Gleich-Berechtigung*, Verhütung, Abtreibung, Promiskuität, Gruppen-Sex, Homo- und Bi-Sexualität usw.) an und behaupteten zur Entrüstung der "Revolutionäre" u.a., daß Homo- und Bi-Sexualität aus einem "zwanghaften Drang" entstünden, sich außerhalb der Gesellschaft zu stellen, und daß deren Liberalisierung eine Gesellschaft von "Außenstehenden" produzieren würde, und damit die Auflösung der Gesellschaft - abgesehen davon, daß diese bigotten Moralisten eine heuchlerische patriarchale "Gesellschaft" mit halb- oder illegaler Prostitution, Hinterzimmer-Homosexualität, "Engelmacher"-Abtreibungen, Sado-Masochismus und Päderastie verteidigten, scheinen ihre Befürchtungen nicht ganz unberechtigt gewesen zu sein: die Gesellschaft wurde durch die "sexuelle Revolution" nicht besser, humaner oder sozialer, sondern eher "aufgelöst" (das möglicherweise asexuelle Thatcher: "Sowas wie Gesellschaft gibt es nicht." - vgl. M. Houellebecqs Roman "Elementar-Teilchen", dt. 2001 - den Film kann man vergessen -, und F. Schmoll, der schon 1988 in seiner Berlin-Dystopie "Kiezkoller" prophezeite, daß die zukünftigen "Eliten" zwangs-homosexuell und dabei Lesben-Kollektive "domi-" bzw. "feminant" sein werden).

"Normale" Frauen werden immer noch schlechter bezahlt als Männer, "führende" Frauen haben (ebenso wie ihre ex-"revolutionären" männlichen Kollegen) das Patriarchale, die Hierarchien und die kapitalistischen Methoden der alten "Gesellschaft" übernommen, wie die konter-revolutionäre SPD 1919 den militaristischen Apparat des "Kaiser-Reichs" und Adenauer 1949 die Nazi-Bürokratie. 

Ein symbolisches Überbleibsel der in die Nomenklatura aufgerückten Ex-"Revolutionäre" ist der Hype um die sexuellen Minderheiten, die, wenn nicht durch eigenen "zwanghaften Drang", dann durch die konservative "Gesellschaft" herausgedrängt wurden und tatsächlich ihren "Stolz" als Außenstehende zelebrierten, bis sie neben Lambrusco und Döner als domestizierte Exoten akzeptiert wurden, und zwar nicht wie die mafiösen Italiener und Türken als nur zu gut funktionierende Familien-"Clans", sondern als mehr oder weniger "befreite" und "kreative" Individualisten und schillernde "Queers" und "Drag Queens" - eher eine hierarchische und konkurrierende "Szene", als eine verschworene "Gesellschaft", schon wegen der durch Ausgrenzung und "Aids" erzeugten "Tanz-auf-dem-Vulkan"-Mentalität: trotz all der Legenden von vor allem schwuler sexueller Freiheit umweht diese bunte Minderheit etwas Belangloses, Mechanisches oder sogar Deprimierendes: es erinnert an den oben erwähnten Hetero Houellebecq: "In seinen meist in der Ich-Form erzählten Romanen zeichnet Houellebecq (...) das provokante Bild einer narzisstischen westlichen Konsumgesellschaft. Seine Protagonisten leiden unter ihrer Egozentrik, ihrem Unerfülltsein und ihren Schwierigkeiten, in einer kontakt- und gefühlsgehemmten Gesellschaft menschliche Nähe und gegenseitige Hingabe zu erleben. Insbesondere die sexuelle Frustration erscheint als ein Leitmotiv." (Michel Houellebecq – Wikipedia)

Kein überzeugender Hinweis auf eine funktionierende Gesellschaft und kein Grund, die "Akzeptanz" von "LGBTQ", oder wíe das heißt, als Zeichen für irgendeinen "Fortschritt" zu halten: aus dem revolutionären "Freiheit, Gleichheit, Brüder(innen)lichkeit" ist geworden: "Sexuelle Freiheit, multiple Un-Gleichheit, egozentrische Identität"...

"Sado-Maso und dergleichen
Sind nur für die Reichen.
" (Zeltinger)

"Inne Schiete wöhlen? - Asso nä!" (plattdeutsche Großmutter)
________
* erst seit 1958 durften verheiratete Frauen ein eigenes Konto haben und ohne Genehmigung des Mannes arbeiten - bis 1977 allerdings nur, wenn das "mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar" war...
- Sitzen 1958 zwei Frauen nebeneinander beim Friseur unter Dauerwellen-Hauben, sagt die eine: "Haben Sie´s schon gelesen? Endlich können wir uns selbstbestimmt einen Job suchen!" - Sagt die andere: "Oje, das wird meinem Karl-Heinz aber garnicht gefallen..."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen