Montag, 29. Januar 2024

Alles Rassismus: "Willkommen im falschen Film"

In dem Buch "Willkommen im falschen Film" der Kabarettistin M. Gruber (mit A. Hock) wird als "verblendete Woke-Aktivistin" eine Bloggerin namens "Roma Maria M." zitiert, die davor warnt, daß "rechtsextreme Frauen (...) die textile Hobbyszene (z.B. zum Thema Stricken) unterwandern" - die Autoren lästern, es sei ihnen "ein Rätsel, was jemand mit einem solchen Namen in der 'textilen Hobbyszene' treibt? Ich hätte sie eher beim tantrischen Shakren-Turnen oder einem veganen Urschrei-Seminar verortet", und vermuten, der Name sei ein Pseudonym, weil der möglicherweise wirkliche Name "Maria Müller (...) schwer nach `Bund Deutscher Mädel´ klingt".

Roma Maria M. nennt das "rassistisch" und beantragt gerichtlich eine einstweilige Verfügung, und auch der "Stern" erkennt eine "Lächerlich-Machung eines migrantischen Namens" und eine "öffentliche Demütigung einer Frau mit Migrations-Hintergrund im Kontext einer national-sozialistischen Jugend-Organisation"   (Monika Gruber und die Rassismus-Vorwürfe: Kabarettistin stilisiert sich zum Opfer | STERN.de).

Grubers und Hocks Assoziation des Namens mit "Tantra" und "vegan" deutet aber garnicht auf "anti-migrantischen Rassismus" hin, sondern tatsächlich eher auf modische "Multi-Kulti"-Pseudonyme, oder auf Opfer exaltierter Eltern-Willkür, wie Carl Zuckmayers Tochter Maria Winnetou, oder Rudi Dutschkes Sohn Hosea Che (der Migrations-Hintergrund hat: seine Mutter ist US-Amerikanerin) - jedenfalls deutet der Name "Roma" nicht darauf hin, daß Maria M.s Vater zufällig "Inder" ist oder war, wie es für den "Stern" ein "Leichtes zu recherchieren", für die Autoren aber garkein Thema war. Und daß die rechtsextreme "textile Hobbyszene" die Autoren belustigt und vielleicht an die NS-"Bräute-Schule" erinnert hat, ist auch kein Verbrechen.

Die aufgebauschte Entrüstung über diese lächerliche Angelegenheit rechtfertigt schließlich nur die satirische Vorführung "verblendeter Woke-Aktivisten" durch Gruber und Hock - natürlich gibt es "latenten" Rassismus zwar nicht in deren Buch, aber ansonsten allerorten: z.B. mußte ausgerechnet der dunkel-häutige Kultur-Senator Berlins bei einer öffentlichen Begehung des Kreuzberger "Drogen-Hotspots" am 23.1.2024 im Gegensatz zu hell-häutigem Publikum (ganz zu schweigen von seinen weißen Kollegen) seinen Ausweis vorzeigen (Görlitzer Park: Senator Chialo von Polizei aufgehalten – „Das ist ja unglaublich“ (morgenpost.de)) - "racial profiling" durch deutsche Bullen á la USA, während die Kreuzberger Bevölkerung ungeachtet der schwarzen Dealer (und ohne Sympathie oder Solidarität diesen gegenüber) "rassisch" getrennt den Park bevölkert... ("Globalisierung" läßt sich eben nicht "verordnen" - wozu auch, seit der sozialistische Internationalismus vom Kapital in Beschlag genommen wurde?)

Im übrigen hat Hock recht mit seiner Entgegnung auf die "Humorlosigkeit" von Roma Maria M. und ihren "Rassismus"-Wächtern: "Wer nicht öffentlich in Erscheinung treten möchte, sollte sich von allen sozialen Netzwerken abmelden..." - was soll die Forderung des "Stern" nach "Schutz der sogenannten kleinen Leute", die "nicht wie Politiker öffentlich vorgeführt" werden dürften? Mich jedenfalls darf man gerne kritisch, satirisch, zynisch oder wohlwollend zitieren, obwohl ich Vorfahren aus mehreren Ländern habe... Gnadenlose Häme gegen "Kleine" praktiziert z.B. der "Spiegel" (der inzwischen offenbar selbst an Korrektur-Lesern spart) seit Jahrzehnten in seiner Rubrik "Hohl-Spiegel", wo Druckfehler, Zahlendreher und logische Verwirrungen der provinziellen Konkurrenz dem Gespött preisgegeben werden (schönstes Beispiel war ein Zitat aus einer kleinen Provinz-Zeitung, die geschrieben hatte: "Die Mehrheit der evangelikalen US-Bürger glaubt immer noch, daß die Erde um die Sonne kreist..." - und wenn man ehrlich ist, muß man zugeben, daß man zweimal nachdenken muß, um den verdrehten Witz zu verstehen, der im Original vielleicht "rassistischer" ist, als Grubers Bemerkungen übers Stricken...).

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