Mittwoch, 26. Oktober 2022

Letzter Schwarzmaler mit 102 gestorben

Der würdige Nachfolger des 1879 in (natürlich ausgerechnet:) Kiew geborenen und 1935 in Leningrad gestorbenen "Suprematisten" Kasimir Malewitsch (der mit den berühmten schwarzen Quadraten seit 1915 - den "Meilensteinen der Moderne" hin zur völligen Sinn-Entleerung von "Kunst", die man nichtmal mehr "abstrakt" nennen kann...), der Franzose Pierre Soulages, der 80 Jahre lang nur Schwarz in Schwarz gepinselt und gespachtelt hat, bis seine Schwarzmalerei in allen bekannten Museen hing und bei Versteigerungen bis zu über 9 Millionen € einbrachte, hat dieser Tage im biblischen Alter von 102 Jahren den Löffel bzw. Pinsel und Spachtel abgegeben - ich hätte ihm noch paar Jahre gewünscht, damit diese überlebte "Legende der Moderne" endlich die Farbe oder sogar die Form (den Gegenstand) zu würdigen hätte lernen können... Selbst Malewitsch hat nach seinen defätistischen Quadraten nochmal gegenständlich gemalt, aber Soulages war wahrscheinlich in seiner leider erfolgreichen schwarzen "Masche" ähnlich gefangen, wie Pollock während seines kürzeren und bedröhnteren (?) Lebens in seiner Farb-kleckserischen...

Bei "Schwarz" fallen einem (außer dem nett-depressiven "Paint it Black" der Rolling Stones) die "Schwarzen Gedanken" (1977-82) von André Franquin (1924-1997) ein, des absoluten Meisters der expressiven schwarzen Federzeichnung, oder das große und großartige schwarz-weiße Gesamtwerk von Jaques Tardi (*1946), des absoluten Meisters der realistischen Tuschpinsel-Zeichnung (siehe den Film "Tardi - Schwarz auf Weiß" von P.-A. Sauvageot, 2006, dt. 2014), oder die überbordenden Phantasmen des isländisch-dänischen Künstlers und Autoren Jakob Gislason (*1953), oder der unübertreffliche Genie-Streich "Stratos" (1994) des Galiziers Miguelanxo Prado (*1958) - deutsche Vertreter sind Kurt Halbritter (siehe z.B. "Adolf Hitlers Mein Kampf", 1968), Friedrich K. Waechter (siehe z.B. "Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein", 1978), die geniale Isabel Kreitz (siehe z.B. "Ralf"-Serie ab 1994, "Ohne Peilung", 1995, usw.), und vor allem Reinhard Kleist (siehe z.B. "Cash", 2006, "Castro", 2010, usw.): echte Künstler mit Sinn und Verstand, Handwerk und Aussage - während Malewitsch und Soulages scheinbar nur sagen wollten, daß "Malerei" sinnlos ist, und trotzdem (sinnlos) weiter "malten" - wie ein Auto-Konzern, der plötzlich findet, daß Auto-Produktion sinnlos ist, und darauf nur noch "post-moderne" Autos ohne Motor und mit kreuz- und quer-stehenden Rädern produziert, die bei ex-"Grünen" reißenden Absatz finden... (Übereinstimmungen mit der Realität sind rein zufällig!)

Scheiß auf die "Moderne" und ihre überschätzten "Ikonen" (vgl. T. Wolfe´s zynisches "Leben mit dem Bauhaus", 1981, und sein "Worte in Farbe" über die "Kunst" der 50er- und 60er-Jahre, 1975). 

Lang lebe Tardi ! (Er hat grade den finalen Band seiner legendären jahrzehnte-langen "Adéle Blanc Sec"-Serie (seit 1976) gepinselt - und die ist noch nichtmal sein bestes Werk... siehe z.B. "Hier Selbst", die Leo-Malet- und die J.-P.-Manchette-Adaptionen, "Kakerlaken-Killer", "Stalag", "Pariser Commune" usw. - ein wahres Genie und ein großartiger Mensch; ein anarchistischer Weiser!)

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