"Tour" ist geschrieben wie von einem Vorschul-Kind, und "France" wie die Unterschrift einer Arzt-Helferin - was hat sich die vermutlich hochbezahlte Werbe-Agentur dabei gedacht? Sind die Radler kindisch und brauchen einen Termin beim Arzt?
Beides könnte sein, aber die Agentur hat sich wahrscheinlich nichts gedacht, sondern ist der Mode gefolgt: Städte-Logos und Tourismus-Werbung, sowie Hipster-Produkt-Verpackungen, benutzen ebenfalls pseudo-spontane Krakel, vom "Paint"-Programm ausgefranste Pinselstriche und angeblich expressive "Hand"-Schrift - extrem häßliche Beispiele sind das Logo von Wetzlar (Hessen) und das des spanischen Fremdenverkehrs-Amts: da möchte man allein deswegen schon garnicht mehr hin.
Jahrtausende graphischer Kultur, von Keilschrift und Hieroglyphen über mittelalterliche Buchmalerei, chinesische und islamische Kalligraphie, Renaissance-Kupferstiche, Jugendstil-Plakate und Wirtschafts-Wunder-Logos bis hin zu Horst Janssen und Celestino Piatti sind perdu, seit eine spät-expressionistische Sekte von Graphik-Designern das Ruder an sich gerissen hat - selbst die sinnlosen, aber klaren Turnschuh-Streifen von "Adidas", "Puma" oder "Nike", oder die "Marlboro"-Typographie, wirken dagegen mittlerweile geradezu erleuchtet...
Überhaupt die überbewerteten "Expressionisten", "Kubisten" & Co.: deren Begeisterung für "primitive" Kunst aus den Kolonien hat schon zu häßlicheren Ergebnissen geführt, als die stilisierten, aber eindrücklichen und verständlichen Vorbilder aus Afrika und Ozeanien, und heute sind steinzeitliche Höhlen-Malereien ästhetisch und sonstwie einleuchtender, als die Ergüsse moderner Zurück-in-die-Steinzeit-Graphiker (garnicht zu reden von Architekten und Fahrzeug-Designern, die sich auf dem Weg in die Zukunft wähnen - "wähnen" kommt von "Wahn"...).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen