Dienstag, 12. April 2022

Der deutsche Mann in Zeiten des Kriegs

Zur Zeit liegen vor manchen Mode-Butiken kleine Stapel des "Zeit-Magazins Mann" zur kostenlosen Mitnahme - diese Hochglanz-Werbe-Broschüre für teure Armband-Uhren, teure Klamotten und teure Autos (= "Mann") der trans-atlantischen Wochenzeitung "Die Zeit" kostet ansonsten trotz der Luxus-Anzeigen-Einnahmen stolze 8,50 €, die offenbar keiner bezahlen will...

Komischerweise sind im Stab des "Z-M Mann" ziemlich viele Frauen - sogar die "Test-Fahrerin" des nebulös (un-)abgebildeten lächerliche 178.000 € teuren 8-Zylinder/4,4 Liter/625 PS-BMW-Cabrios ist eine Frau, subtil ironisch "die fahrende Frau" genannt... Und unter den Männer-Mode-Models sind viele androgyne Pädophilen-Lieblinge (und andererseits die entsprechenden zerknitterten Freier-Typen)... Und aus unerklärlichen Gründen läßt sich S. Wagenknecht für dieses Machwerk ganz brav und "Frau-im-Spiegel"-bieder (von einer Frau) "über die Männer ihres Lebens" befragen... Für die primitive Typographie verantwortlich ist wohl das zufällig zu drei Vierteln weibliche "Gestaltungs"-Team.

Apropos Abbildungen: zu drei Vierteln handelt es sich um Luxus-Männer-Mode, die im "redaktionellen Teil" noch schlechter fotografiert ist, als bei den albernen hoch-bezahlten ganz- oder doppelseitigen Anzeigen der Haute-Couture-Konzerne - die heutigen Profi-Fotografen scheinen den "freien" bildenden "Künstlern" nach zu eifern: zeig möglichst wenig und sag nix dazu... selbst das enttäuschende Interview mit T.C. Boyle wird nur mit "künstlerisch" unterbelichteten und beschnittenen Porträts des Schriftstellers illustriert, der sich dazu (hoffentlich für viel Geld, obwohl er´s vermutlich nicht braucht, und wenn er´s braucht sei´s ihm gegönnt) vom allgegenwärtigen "Z-M-Mann-Stylisten" Stockhausen in verschiedene Marken-Klamotten hat stecken lassen (lieber hätte man mal Boyle´s F.-L.-Wright-Haus in Santa Barbara gesehen, als die Marke von dem zufällig aus dem Gras lugenden Stückchen Schuh zu erfahren...).

Das kaum erhellendere Interview mit dem Auto-Designer-Papst De Silva ist mit zwei belanglosen schiefen Schnapp-Schüssen illustriert, statt mit seinen Design-Ideen (falls Auto-Design heutzutage noch jemanden interessiert), und das Interview mit dem Rock-Musiker Jack White über seine tollen Design-Ambitionen ist gleich garnicht illustriert (außer mit einer infantilen Collage aus diversen White-Portäts).
Dagegen hat der erwähnte "Stylist" redaktionelle Kauftipps für überteuerte Objekte und Accessoires in nervend neo-kubistischem/-surrealistischem Stilleben-Ambiente in Schwarzweiß fotografieren lassen, sodaß in der Legende immer noch die Farbe erwähnt werden muß... Krönung des Ganzen sind "gewollt" unscharfe Abbildungen vor scharfer Landschaft, bei denen nichtsdestotrotz der Marken-Name der Vordergrund-Schemen angegeben ist: voll "provo", null info !

Kurz: es fragt sich, wozu es dieses Anzeigen-Blatt mit seinen zu 95% belanglosen "redaktionellen Beiträgen" nach groß-bourgeois patriarchalem "Wirtschafts-Wunder"-Muster und vorsätzlich aussage-losen "Künstler"-Fotos überhaupt gibt - zumal in Zeiten des Kriegs, des viel-beschworenen, ob gegen Terror-Islamisten, Killer-Viren oder Russen-Imperialismus?
Das "Editorial" fängt an: "Hin und wieder so entspannt auf einer Wiese in der Nachmittagssonne zu sitzen (...) - das wäre schon mal ein guter Plan für das Frühjahr und den Sommer dieses Jahres, das mit schweren Krisen begann: Kurz vor unserem Redaktionsschluß griff Rußland die Ukraine an." - Na, und wenn schon, und andere "Krisen" scheint es auch nicht zu geben: Hauptsache Armani und Rolex für die Kotz- und Protz-Typen, die bei Schampus kurz die "Ukraine" beseufzen und halbherzig im Jaguar (statt im CO²-lastigen Easy-Jet) über den drohenden Welt-Untergang schwadronieren, während sie nebenbei auf dem Smartphone den Stand ihrer Rüstungs-Aktien checken und über eine Ganzkörper-Rasur nachdenken, wenn man dem "Z-M-Mann" glauben mag...

Ist das Dekadenz im End-Stadium (wie z.B. das erwähnte BMW-Cabrio) oder bereits der Beginn einer hoffnungsvollen anti-globalistischen Anarchie? Oder bloß eine vermeintliche Markt-Lücke, die der "Zeit"-Verlag bei neureichen Polit- und Kultur-Banausen entdeckt zu haben glaubt?


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