Das Berliner Regierungs-Viertel, die um 90° gedrehte Nazi-Hauptstadt-Achse Albert Speers, grenzt ja an den (ehemaligen?) Straßen-Strich des Tiergartens und an das neugeschaffene (Haupt-)Bahnhofs-Viertel (im Sinn von Frankfurt/M.s berüchtigtem "Bahnhofs-Viertel").
Heutzutage sind die dortigen metropolitanen Gebüsch-Regionen und die Beton-Brachen zwischen den ebenerdigen, unterirdischen und aufgeständerten Verkehrs-Trassen Standorte von provisorischen rumänischen Flüchtlings-Zeltlagern, Treffpunkte tod-geweihter russischer Alkoholiker und Schlafplätze sonstiger Obdachloser: Touristen und "Geschäfts-Reisenden", die in den Haupt-Bahnhofs-nahen sterilen Plattenbau-Hotels logieren, ist empfohlen, nach dem Frühstück das Viertel per Bahn oder Taxi schnellstmöglich in Richtung Shopping-Malls zu verlassen, da sonst das Elend und die Unfähigkeit von Stadt und Land, damit umzugehen, allzu unappetitlich offenbar würde.
An einer Litfaß-Säule klebt eine Werbung für unterbezahlte Pflegeberufe: "In meiner Ausbildung erlebe ich jeden Tag stranger things !" (Überhaupt die Anglizismen: der RBB wirbt mit "Everybody hört es" - hört sich wohl cooler an, als "Jeder hears it" oder "Sein Name ist Nobody"?)
Im Grund sind die Elends-Leute wahrscheinlich harmloser, als die dubiosen Schreibtisch-Täter im nahen Regierungs-Viertel, aber nichtsdestotrotz berichten Besitzer der kleinen Schreber-Garten-Kolonie nahe des Haupt-Bahnhofs von nächtlichen Einbrüchen in ihre bescheidenen Lauben, und kürzlich wurde 100 Meter vom Bahnhof entfernt abends ein Spätkauf per Messer-Attacke überfallen... Ob all das nun Junkie-Beschaffungs-Kriminalität oder Überlebenskampf status-loser Flüchtlinge ist: es zeigt den Verfall der sozial-staatlichen Systeme - eine Art "Amerikanisierung": kein Mensch will einem Hoffnungslosen begegnen, der "für eine Handvoll Dollars" morden würde, aber das System erzeugt genau solche Hoffnungslose (lokal und global) - Berlin wird noch zu einer Art Washington, wo bei "Staatsbesuchen" die (dort meist schwarzen) Obdachlosen mit Polizeibussen aus dem Stadtzentrum entfernt werden... (Aber natürlich kommen "Staatsbesuche" sowieso nicht am Hauptbahnhof an...)
Dagegen wirkt die türkische und arabische Mafia im nordwestlich angrenzenden Bezirk (Moabit hinter "Stadtmission", Knast und Kriminalgericht) gradezu "normal": wie im Regierungs-Viertel fahren hier und da schwarze Limousinen vor, und ihnen entsteigen elegante Herren, die unverständliche Laute von sich geben, wonach alles geregelt zu sein scheint... (Genaufo machenf ja daf Merkel und daf Droften auch..)
Nördlich des Hauptbahnhofs werden ungeachtet all dessen weiter billige Investoren-Hochhäuser und deprimierende pseudo-elegante Wohnblocks hochgezogen, die auch nicht heimeliger sind, als die ehemaligen Gewerbe-Baracken-Brachen von Hamburger Bahnhof und Lehrter Güterbahnhof: ein weiteres Viertel, in dem man nach der "Berliner Abendschau" nicht mehr vor die Tür gehen mag... Aber danach kommt ja auch gleich die "Tagesschau" und dann der "Tatort", der einem nahelegt, die Wohnungstür besser zweimal abzuschließen, weil draußen Mord &Totschlag herrschen...
Manche finden, daß Berlin grade deshalb "interessant" ist, weil die Gegensätze so kraß aufeinander prallen, aber diesen morbiden thrill teilen wohl weder die Zelt-Flüchtlinge, noch offenbar die dubiosen Gestalten des Regierungs-Viertels: die geplante Erweiterung des Bundeskanzler-Amts schließt einen Hubschrauber-Landeplatz auf einer extravagant teuren dachhohen Betonsäule ein, sodaß die (hoffentlich schwindelfreie) Regierung im Fall eines Volksaufstands oder steigender Meeresspiegel ohne jeden Boden-Kontakt oder Anblick der zu Boden Gedrückten per Laufsteg evakuiert werden kann, ähnlich wie die US-Militärs 1975 aus Saigon - allein mit den Ausgaben für diesen albernen Abhebeplatz könnte man die Obdachlosigkeit rund um den Hauptbahnhof oder ein paar Flucht-Ursachen beseitigen: aber damit würden sich die Architekten des Bundeskanzler-Amts wohl unterfordert und die Amtsinhaber nicht genügend privilegiert fühlen...
Wieso nimmt das, was volkt, solche spät-aristokratischen Befindlichkeiten eigentlich ernst und befeuert sie sogar noch selbstlos als Promi-Klatsch-Leser? Wohnt ihr noch, oder lebt ihr schon (um nochmal die nette, aber mißbrauchte Marketing-Philosophie von "Idon´tKEA" zu zitieren)? - Man könnte auch sagen: Arbeitet ihr noch, oder habt ihr schon eure Berufung gefunden und euch selbst verwirklicht? Denn darum geht´s doch am Ende, und nicht darum, daß man immer brav wie die "proletarischen" Urahnen seine "Pflicht" erfüllt hat, pünktlich zur Arbeit erschienen ist und immer korrekt seinen Beitrag zum Rüstungs-Etat bezahlt hat, mit dem irgendwelche Lobbyisten, die schwarzen Limousinen entsteigen, ihr Schindluder treiben: wacht auf, Verdummte dieser Erde !
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