Heute ist mal wieder eine dieser von NATO-oliv-grünem Tarn-Mosaik verseuchten Straßenbahnen an mir vorbei gefahren, auf der ein blasses Jüngelchen in Dschungel-Uniform, mit einem Sturm-Gewehr stramm-stehend, so tut, als "mache" es gleich, "was wirklich zählt": nämlich auf Befehl töten oder sterben. Hier wird nämlich "vorwärts geschritten, nicht still gestanden", so ein anderer Slogan.
Die zig Millionen € teure "Human-Ressources"-Kampagne* einer Werbe-Agentur für die "Bundeswehr", noch vom Vonderleychen zu ihrer Zeit als "Beratungs"-süchtige Kriegs-"Ministerin" losgetreten, scheint reine Satire zu sein: arbeitet die Werbe-Agentur in Wirklichkeit für den "Feind", also für "den Russen" oder für irgendwelche "Lumpen-Pazifisten"?** Oder ist es, obwohl es um Leben und Tod und Töten geht, die selbe Kalauer-Agentur, die für die Berliner Stadt-Reinigung ("We kehr for you") und für die Verkehrs-Betriebe ("Nach der Schule auf die krumme Bahn") hunderte von oft wirklich witzigen Blödel-Sprüchen erfindet?
Schon das erwähnte Hintergrund-Mosaik der Kampagne erinnert eher an ein nach Granat-Beschuß geborstenes Fenster, als an modisches "Navy-Seals"- oder "Rammstein"-Tarn-Muster***, und die knappen Slogans erinnern widerwärtig an "Strategie"-, "Abenteuer"- und "Ego-Shooter"-Spiele im Internet - im Klein-Gedruckten immer der Hinweis, daß dieser "Job" nicht nur "Verantwortungs-voller", sondern auch (was zählt) finanziell einträglicher ist, als ein Studium der Germanistik oder Soziologie, oder eine Tischler- oder Klempner-Lehre: mit dem gleichen Argument wirbt im verelendeten Sahel die Islamisten-Miliz "Boko Haram" für die Karriere als Scharia-Terrorist: gestellt wird ein "Heckler & Koch"-Gewehr, das z.B. über die korrupte Ukraine auf den Schwarzmarkt gelangt ist, und mit seinem "Heckler & Koch"-Gewehr wird das obengenannte Jüngelchen dann nach Mali geschickt, um zu "machen, was zählt": also möglichst "Boko Haram" zurück in die Wüste zu jagen... Wer auch immer dabei "siegt": zum Nachteil von "Heckler & Koch" ist es jedenfalls nicht****, und das ist ja, was zählt (neben dem Profit natürlich auch deutsche "Arbeits-Plätze": immerhin tariflich bezahlte Waffen-Schmiede, und nicht schein-selbständige Liefer-Radler).
Zum Glück gibt es die angeblich nur 1000 € teure anti-satirische Kampagne Bundeswehr Karriere - Mach, was wirklich zählt, die die Sache ungeschminkt gerade rückt...
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* nirgendwo trifft der Menschen-verachtende Begriff "Human Ressources" so fatal zu, wie beim "Schanghaien" von Kanonen-Futter für die Armeen
** siehe meinen Eintrag vom 29.7.
*** wieso haben eigentlich schon die "Linken" in den 1970er-Jahren US-"Blue-Jeans" und "Bundeswehr-Parkas" getragen? Etwa im falschen Glauben, daß sie damit nicht als "RAF-Sympathisanten" erkenntlich wären?
**** vgl. Isabel Kreitz: "Waffenhändler", geniale Graphic Novel (1998)