Wie auf Bestellung sendet "Arte" am 2.2.2021 passend zu meinem vorherigen Eintrag ("Der Virus..." vom 1.2.2021) Rupert Russel´s Doku-Drama Boom und Crash - Wie Spekulation ins Chaos führt - Die ganze Doku | ARTE von 2020...
Darin wird ökonomisch überzeugend dargelegt, wie Termin-Börsen-Spekulationen mit Rohstoffen und Nahrungsmitteln losgelöst von der Real-Wirtschaft weltweit Krisen, Hunger, Aufstände, Bürgerkriege und internationale Kriege erzeugen - daß also die "klassischen Segnungen" der Börse für die Real-Wirtschaft (Kredit und Kapital-Aufstockung, Risiko-Absicherung usw.) sich längst zu eigenen Profit-Maschinen verselbständigt haben, die der Real-Wirtschaft eher schaden, als nutzen...
So weit, so gut (bzw. schlecht) und einleuchtend - die (geo-)politischen Beispiele der Doku sind dagegen wieder pure West-Propaganda, am besten erkennbar am Ukraine-"Drama": natürlich wird die Sezession der Krim NATO-konform als "Annexion" durch Rußland bezeichnet (s. dagegen den Völkerrechtler R. Merkel auf: www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/ die-krim-und-das-völkerrecht-kühle-ironie-der-geschichte-12884464.htm), aber schlimmer noch wird die Autonomie-Erklärung der Ost-Ukraine (Donezk und Lugansk) als "russische Intervention" dargestellt: R. Russel zeigt zerbombte Städte der Ost-Ukraine und erweckt den Eindruck, als seien das die Resultate "russischen Einmarsches", und nicht des militärischen Angriffs der rechts-"nationalistischen" russophoben west-ukrainischen Regierung gegen ihre abtrünnigen Gebiete und "gegen ihr eigenes Volk", wie man andernorts der syrischen Assad-Regierung melodramatisch vorwirft... Russel findet denn auch nur humanitäre Helfer als "russische Intervention", merkt aber seinen eigenen Widerspruch angeblich nicht: im Gegenteil behauptet er seinem Thema gemäß, daß die russischen Gewinne aus der Ölpreis-Blase Rußland "militärische Abenteuer" erlaubt hätten, für die er jeden Beweis schuldig bleiben muß.
Dasselbe gilt für seine episch ausgewalzten Beispiele Irak, Syrien, Libyen, Guatemala und Venezuela: natürlich spielen die spekulative Getreidepreis-Erhöhung, die ebensolche Kaffeepreis-Senkung, das Platzen der Ölpreis-Blase usw. eine verhängnisvolle Rolle, aber Russel verliert kein Wort über die jahrelangen "westlichen Sanktionen", die die dortigen Völker ins Elend und in den Aufstand gegen ihre Herrscher getrieben haben, kein Wort über die verdeckte "westliche" Unterstützung von radikal-islamistischen Milizen bis hin zum geisteskranken "IS", oder vom rechts-populistischen US-Hampelmann Guaido in Venezuela und dem ebensolchen Nawalny in Rußland - ganz zu schweigen von der EU-/NATO-Unterstützung des Putsches in der Ukraine.
Bei "guten" Staaten (wie der Militär-Bananenrepublik Guatemala) sind tatsächlich die Börsen-Spekulationen schuld an der Misere, bei "bösen" Staaten (wie Libyen, Syrien, Venezuela) sind die mißliebigen Regimes schuld - durch diese US-imperiale Brille wird die ganze Doku diskreditiert: was soll man diesem Propaganda-Würstchen, das tapfer (von hinten gefilmt) durch die Kriegs-, Krisen- und Slumgebiete der Welt stapft und dabei laut vor sich hin sinniert, noch glauben? - Chance vertan, kleiner Russel !
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen