Sonntag, 5. Januar 2020

Jesellschaft? Jibt´s nich! - Alternativen? Jibt´s ooch nich!

Das Thatcher-Monster, bei dessen spätem Tod in England verständlicherweise Jubelfeiern unter den überlebenden Opfern und ihren Nachfahren ausbrachen, hatte leider recht mit der selbst-erfüllenden Prophezeiung: "There is no such thing as society." Schließlich hatte das Monster mit der eisernen Frisur im Verbund mit dem Reagan-Regime dazu beigetragen, was nur ging: Entmachtung der Gewerkschaften, Radikalisierung der "Märkte", Deregulierung und Aufblähen der Finanz-Industrie, Steuer-Senkungen für Reiche und Konzerne, Kürzungen der Sozial-, Bildungs- und Infrastruktur-Ausgaben, Oligarchisierung auf der einen und Pauperisierung auf der anderen Seite...
Dieses neofeudalistische Konzept hat sich inzwischen schleichend in allen kapitalistischen Ländern mehr oder weniger durchgesetzt (sieht man von den französischen Gewerkschaften und Gelbwesten und den bröckelnden Sozialstaats-Resten in Skandinavien ab), und ex-linke Parteien, wie die deutsche "Linke", die spanische "Podemos", die griechische "Syriza" und die italienischen "5 Sterne", ergeben sich nach dem Muster der deutschen "Grünen" und der französischen "Sozialisten" dem Sog des thatcheristischen TINA-Prinzips ("There Is No Alternative."), um ihre "Regierungs-Fähigkeit" im angeblich alternativlosen "New American Century" (PNAC) zu beweisen, obwohl letzteres an allen Ecken und Enden Auflösungs-Erscheinungen zeigt:
Die "repräsentativen Demokratien" sind überall zu plutokratischen Kasten-Systemen von Gnaden der trans-nationalen Konzerne und der globalen Finanz-Industrie verkommen (jedenfalls noch mehr, als wohl immer schon); die aufgrund der Digitalisierung zunehmende strukturelle Arbeitslosigkeit wird durch Disziplinierung, "Flexibilisierung" und Niedriglohn-Jobs kaschiert; die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich ist bereits so groß, daß man sie fassungslos wie eine neue Folge von "Wer wird Deutschlands Top-Model?" betrachtet; die steigende Klima-Erwärmung, Extrem-Wetter und Katastrophen werden seit Jahrzehnten tot-geredet und unverdrossen "business as usual" betrieben (beste Beispiele sind Brasilien und Australien); überall, sogar im "hyggeligen" Skandinavien, kommen rechts-fundamentalistische Bewegungen mit terroristischen Rändern auf (wenn sie nicht bereits regieren, wie in den USA, in Israel, Ungarn, Polen, Brasilien, Ägypten, Saudi-Arabien, in der Türkei, auf den Philippinen usw., und bis vor kurzem in Italien und in der Ukraine); wie zu Kaisers Zeiten wird allerorten (vor allem in den USA und ihren NATO-Folge-Staaten) vermehrt in Rüstung investiert, als gäbe es sonst keine Probleme, und das westliche Imperium verzettelt sich weltweit in sinnlosen brutalen, menschen- und völkerrechts-widrigen und gefährlichen militaristischen Macht-Beweisen (vgl. vorherigen Eintrag); und die beherrschenden Medien bringen PR-"Tweets" von Regierungs-Schauspielern als "Nachrichten", statt den ganzen grassierenden TINA-Wahnsinn mal zu hinterfragen...
Welchen "Fortschritt" haben wir also seit den archaischen Tyranneien, antiken Gott-Königtümern und früh-imperialen Militär-Diktaturen (á la Alexander "dem Großen", Cäsar oder Karl "dem Großen" - falls es einen von denen gegeben hat) gemacht? Jedes zeitweilige Aufflackern von echter (Zivil-)Gesellschaft wurde von den Mächtigen blutig erstickt und aus der Sieger-Geschichts-Schreibung gelöscht: die englischen "Levellers", die deutschen Bauern-Befreier, die Pariser Kommune, die russischen Anarchisten, die deutschen Räte-Republiken und viele andere Beispiele sind wie in primitiven Priester-Despotien mit einem "Tabu" belegt: deshalb sind deutsche "Sozial-Demokraten" und "expressionistische Künstler" so begeistert als Kanonen-Futter in den 1. Weltkrieg gezogen, wie Joschka Fischers "Grüne" in den völkerrechtswidrigen Überfall auf Jugoslawien - wer das herrschende "Tabu" nicht respektiert, ist ein "vaterlandsloser Geselle" und muß sich nicht wundern, wenn er, wie Liebknecht und Luxemburg, vom "vaterländischen" Fascho-Mob ermordet wird und Ebert und Noske nach außen ein oder zwei Augen zudrücken, während sie in Wirklichkeit den Mob losgeschickt hatten.
"Gesellschaft" ist da nach dem revolutionären Zwischenspiel der hingemeuchelten Räte-Republiken schon wieder zur atomisierten imperialen Verfügungs-Masse geworden, derer sich dann leicht die Nazis bedienen konnten, und deren überlebende Erb-Masse wiederum leicht mit der rituellen Pseudo-"Demokratie" nach US-amerikanischem Muster zu disziplinieren war: in diesem sich noch weiter auflösenden Zustand von "Gesellschaft" leben wir bis heute und glotzen ungläubig und brav preußisch verängstigt oder sogar arrogant ("So ein Chaos gäb´s bei uns nicht!") auf die gelegentlichen französischen General-Streiks, als wär das Gotteslästerung, und kein Menschenrecht: daher endet jede "Revolution" (sogar die französische, ganz zu schweigen von der US-amerikanischen und leider teils auch der russischen und chinesischen) wie die in Orwell´s "Farm der Tiere"...
Wacht auf, Verdummte dieser Erde!
Die traditionelle Liebknecht-Luxemburg-Gedenk-Demo am Sonntag, 12.Jan. 2020, 10 h ab Frankfurter Tor (Berlin) wird wohl nix ändern, aber die Teilnahme ist erwiesenermaßen unschädlich und im besten Fall sogar förderlich (www.ll-demo.de) - trotz alledem und alledem.

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