"Cargo-Kulte" sind vor allem aus Melanesien bekannt: schon die ersten Kolonisatoren mit ihren seltsamen Waren ("Cargos") wurden als zurückkehrende Ahnen mit unermeßlichem Reichtum betrachtet, sodaß man an eine apokalyptische Zeitenwende glaubte... Dann sah man sie als Menschen, die den Reichtum der Ahnen gestohlen hatten, und entwickelte Rituale, um selbst die Ahnen samt ihrem Reichtum zurück zu bringen, indem man symbolisch die technischen Mittel der Kolonisatoren imitierte (von aus Holz geschnitzten Kopfhörern bis zu Flugzeugen in Original-Größe aus Stroh).
Die Kolonisatoren und ihre Missionare versuchten, den Melanesiern zu erzählen, der Reichtum (das "Cargo") sei allein durch brave Arbeit entstanden, aber die zwangs-arbeitenden Kolonisierten sahen, daß sie selbst durch Arbeit genauso wenig reich wurden, wie die arbeitenden Klassen ihrer reichen Unterdrücker...
Als im 2. Weltkrieg die USA überall in Melanesien Militär-Basen errichteten und Unmengen industrieller Waren, Geräte und Nahrungs-Konserven verteilten, lebten diese Kulte wieder auf: in Erwartung der apokalyptischen Zeitenwende wurden bedenkenlos traditionelle Lebensweisen aufgegeben und notwendige Vorräte verspeist - wohlgemerkt: "Apokalypse" heißt nicht "Welt-Untergang", sondern "Enthüllung", nämlich eines übernatürlichen Wirkens oder eines Paradieses, das alle bestehenden Sorgen nichtig macht - "Wenn alles getan egal ist: Schultheiß-Bier !"
Auf diesem massen-psychologischen Stand lebt inzwischen die gesamte globalisierte Menschheit, sofern sie nicht durch Hunger, Klima oder Krieg andere Probleme hat - mit dem Unterschied zu den schlauen Melanesiern, daß sie außerdem den Missionaren glaubt, "Arbeit" sei notwendig, um des "Cargo" (Mobil-Telefone, Flach-Bildschirme, Kleinwagen, Avocados, Liefer-Sushi, Flug-Tickets, Turnschuhe usw.) teilhaftig zu werden, und als sei all dieses "Cargo" nicht mittlerweile dermaßen im Überfluß vorhanden, daß es teilweise zerstört werden muß (z.B. ein Drittel aller produzierten Nahrungsmittel, während Millionen Menschen hungern...) - ob verbrannt, ins Meer gekippt oder zerbombt: Hauptsache keiner kriegt was "umsonst", also ohne seinen, egal ob sinnvollen oder sinnlosen, "Arbeits"-Obolus gemäß dem psycho- und soziopathischen Nicht-Proletarier Calvin, dessen Lieblings-Psalm 90/10 war: "Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn´s hochkommt, so sind´s achtzig Jahre, und wenn´s köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen..."
Die Masse dessen, was volkt, betrachtet den globalen Reichtum, der sich in den Händen weniger Plutokraten konzentriert, als mythisches Privileg einer archaischen Kaste, statt als von ihrer Hände erarbeiteter Wohlstand: wie verblödet kann man eigentlich sein? Da war selbst der "Fortschritts"-verblendete Marx ja schon weiter, und besser sollte man´s den Ahnen im Jenseits gönnen, als den zeit-genössischen Verbrechern in Nadelstreifen...
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