In Emile Zolas berühmtem Roman "Germinal" (=Keim-Monat, 1885, nicht sehr gut verfilmt 1993) wird am Beispiel eines Bergarbeiter-Streiks in Nordfrankreich in den 1860er-Jahren die erbärmliche Lage der Arbeiter-Klasse im dekadenten 2. Kaiser-Reich unter Napoleon III. beschrieben: während die neo-feudale Bourgeoisie sich an Börsen-Spekulationen bereichert (oder gegenseitig ruiniert: siehe Zolas Roman "Das Geld") und die Herrschaft des Kapitals immer anonymer wird, vegetiert die Masse der Bevölkerung bei tierischer Arbeit zu Hunger-Löhnen abgestumpft und mit militärischer Gewalt zu untertänigem Gehorsam erniedrigt in Slum-artigen "Arbeiter-Siedlungen" vor sich hin... Als die Akkord-Löhne wieder gedrückt werden sollen, keimt der (trotz aller Opfer letztlich erfolglose) Widerstand...
Ähnlich beschrieb schon Friedrich Engels "Die Lage der arbeitenden Klasse in England" (1845), und seither hat die Arbeiter-Bewegung in Todesopfer-reichen Kämpfen und einem ständigen Auf und Ab zwar in Europa großenteils auskömmliche Löhne erzwungen, aber am Prinzip hat sich nichts geändert: es ist die "Logik" des Geldes und seiner Verzinsung, die die gesamte Menschheit inzwischen im Würge-Griff hat (kaum zufällig ähnlich dem Würge-Griff, der derzeit wegen rassistischer US-amerikanischer und französischer Polizei-Gewalt im Gespräch ist), bloß wurde das Sub-Proletariat inzwischen in die Gruben und "Sweat-Shops" der "Dritten Welt" ausgelagert...
Diese "Logik", letztlich die puritanische von "Zeit ist Geld", ist aber kein Naturgesetz und auch nicht mit der darwinistischen Theorie vom permanenten "Überlebens-Kampf" zu erklären, sondern sie ist eine Erfindung der "klassischen" merkantilistischen "National-Ökonomen", ganz nach dem Bonmot von Ortega y Gasset (1883-1955): "Die Realität gibt es nicht - man muß sie erfinden." Und diese Erfindung scheint nach paar-hundert Jahren Gehirnwäsche als unabwendbare "Realität" akzeptiert zu sein.
Abgesehen von ein paar von der "Globalisierung" bisher mißachteten, vergessenen oder in die Steinzeit zurück gebombten weißen Flecken auf der Landkarte, wo Bevölkerungen ganz archaisch und zufrieden ohne "Staat" oder "Ökonomie" vor sich hin leben, zeigt aber auch der aktuelle "Lock-Down", daß unser bisheriges Ethos von "Arbeit", "Produktivität", "Effizienz" und "Wachstum" ein Fake war: das einzige, was wir für ein normales Leben brauchen, sind Wohnung, Nahrung, Wasser und Energie - und das hat bisher jede einigermaßen funktionierende Gesellschaft im lokal üblichen (d.h äußerst unterschiedlichen) Maß zur Verfügung gestellt: die ganze restliche Tretmühle von "Konsum-Güter"-Produktions-Jobs hat sich als überflüssig erwiesen, auch wenn das konditionierte Volk, statt endlich was Sinnvolles zu tun, sich vermehrt auf elektronische Unterhaltung und Bestell-Dienste geworfen und sofort nach den ersten "Lockerungen" wie süchtig die Elektronik- und Baumärkte gestürmt hat.
Es drängt sich also gradezu auf, jetzt endlich die kapitalistische Produktion, den Sozial-Darwinismus, die "Globalisierung", den "Freihandel", die "Rüstung" und den Waffen-Export, den Sinn und die Verteilung von "Arbeit" und deren Profit, den Fetisch "Konsum" sowie das "Geld"-System überhaupt anzuzweifeln und neue Konzepte zu entwickeln, und zwar nicht nur nach rationalen und ökologischen Maßstäben (denen das herrschende System ganz offensichtlich nicht folgt), sondern nach von der "Effizienz" befreiten phantasievollen Maßstäben: jenseits des Kapitalismus gibt es unbegrenztere Möglichkeiten, als im "Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär"-Imperium der "westlichen Werte-Gemeinschaft", die im Grund nur eine Zocker-Gemeinde aufgrund der verselbständigten erfundenen Spiel-Regeln des Finanz-Casinos ist: entfremdetes Hundeleben für die Mehrheit mit dem Nieten-Los, Napoleon-III-Leben für die Jackpot-Gewinner und paar Privilegien für deren Erfüllungs-Gehilfen: nichts weiter, als eine Farce à la "Monopoly"...
Die angeblich "primitivsten" Völker wußten, daß die menschliche Gesellschaft keine Poker-Runde oder Staats-Lotterie sein kann und darf: "Spiel" und spielerisches Kräfte-Messen gibt es schon bei Tieren, aber nie bis hin zur tödlichen oder ruinösen Konkurrenz - die Gesellschaft ist biologisch immer wichtiger, als die gnadenlose Durchsetzung der individuellen Macht: selbst die hirnlosen Viren legen es aufgrund irgendeiner "natürlichen Vorsehung", oder was auch immer, nicht darauf an, ihre "Wirte" umzubringen (daher sterben durch "Corona" auch fast nur altersgeschwächte oder vor-erkrankte Leute, was ein hirnloses Virus natürlich nicht voraussehen kann).
Jedenfalls gibt es ein wahreres, ökologischeres und besseres Leben jenseits der fatalen pseudo-wissenschaftlichen "Ökonomie", und wenn uns nicht bald was dazu einfällt, dann Gute Nacht.
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