Freitag, 9. Oktober 2009

Und ich sag es immer wieder:

Erst mal entspannen!
Lest keine Tageszeitungen, schon garnicht morgens, wenn Ihr den Tag gutgelaunt beginnen wollt, und hört oder guckt überhaupt keine "Nachrichten" - wenn doch, dann glaubt nichts davon (falls es überhaupt um "Tatsachen" geht, und nicht bloß um die "Meinung" einer Pappnase) und nehmt es erst recht nicht ernst: falls was Wahres daran ist, betrifft es Euch und Euer Leben sowieso nicht (abgesehen von den üblichen finanziellen "Kürzungen", gegen die Ihr erstmal eh nix machen könnt - Ihr wißt schon: wenn Wahlen was verändern würden, wären sie verboten).
Wenn ihr niemanden zum quatschen oder gemütlich anschweigen habt, lest lieber "Die Geschichte der Genußmittel" von W. Schivelbusch, "Liebeszauber" von L. Erdrich oder "Der Segen der Erde" von K. Hamsun.

Mehr Ergebnis durch weniger Arbeit!
Laßt Euch nicht einreden, daß es ein Verbrechen sei, vor dem gemütlichen Morgenschiß zur Arbeit oder sonstigen "Verpflichtungen" zu erscheinen - wer vor Mitternacht ins Bett geht, ist sowieso ein Zwangs-Charakter und hat noch nicht zuende gedacht. Der übliche kapitalistische Stundenplan ist dem militärischen Drill entlehnt und soll nur Euren Widerstandswillen durch lähmenden unausgeschlafenen und stuhlverhaltenden Widerwillen ersetzen, egal, ob Ihr dabei produktiv seid oder noch halb döst - Ihr werdet sowieso bald durch Kulis in Billiglohnländern ersetzt, denen der Hungerlohn gekürzt wird, wenn sie schläfrig aussehen.
Falls Ihr aus unerfindlichen Gründen ohne "Chef" und "Staat" nicht befriedigend über die Runden kommt, verlangt täglich, nach Eurem eigenen Biorythmus zu arbeiten: erstens seid Ihr dann zufriedener und, wie auch immer, produktiver, zweitens wurden die Maschinen nicht erfunden, damit die Menschen sich nach ihnen richten, und drittens arbeitet Ihr zum größten Teil sowieso für eine überflüssige Konsum- oder sogar schädliche Rüstungsproduktion, oder für deren Verwaltung, "Reproduktion" oder Vermarktung mit dem Ziel, daß die Konkurrenz pleite geht - was soll daran so wichtig sein? Wenn´s klappt, macht sowieso jemand anders den Reibach, und Ihr werdet entlassen oder müßt für weniger Geld mehr arbeiten.
Überlegt besser, was Euch Spaß machen würde - aber Vorsicht vor "Selbstausbeutung" aus lauter Begeisterung: es gibt sowieso schon zu viele geschnitzte Brotkörbchen, Computer-Grafiken, Designer-Klamotten, Überlebens- und Bewerbungs-Trainings, Wein-Importe und moderne Romane.
Arbeitet weniger, langsamer, vielfältiger und besser, und lest einstweilen in der Mittagspause den "Wegweiser für die intelligente Frau zum Sozialismus und Kapitalismus" von G. B. Shaw und "Das Schwein und der Wolkenkratzer" von M. d´Eramo.

Alle Schweine sind gleich!
Laßt Euch nicht von Technokraten, Bürokraten und Geld-Aristokraten beeindrucken und schikanieren, die vielleicht sogar jünger sind, als Ihr - die sind nicht besser oder schlauer als ihr, bloß weil sie 10 mal soviel verdienen: sie haben ihre Arroganz nur geerbt oder trainiert. Überall wird gelassener und "erfolgreicher", wenn´s denn sein soll, gearbeitet, sobald der "Chef" krank oder im Urlaub ist.
Wenn jeder arbeiten kann, was und wie es ihm Spaß macht, werden endlich Kranken- und Altenpflege und Müllabfuhr die höchstbezahlten Arbeiten sein, und nicht mehr globales "Monopoly"-Spielen, Fußballspielen, Schauspielen und Spielregeln-Hintergehen.
Außerdem wird es weniger Kranke und abgenutzte Alte geben, und weniger Müll, wenn nicht mehr dafür gearbeitet wird, daß es den Konzernen und der Investitions-Abschreibung nützt, sondern dafür, daß es den Menschen gut geht.
Lest "Leben ohne Chef und Staat" von H. Stowasser und (endlich mal auf deutsch) "Die Farm der Tiere" von G. Orwell - stellt Euch vor, irgendwelche Papiertiger und Mafiosi "globalisieren", und keiner geht hin.

Klein ist schön!
Überlegt mal, was Euch wirklich wichtig ist: vermutlich Eure Zweierbeziehung und die Kinder, sofern es sie gibt, dann Eure Kumpels und Eure Stammkneipe, Eure Wohnung und Eure Hobbies, Eure Freizeit und Euer Vergnügen.
Wollt Ihr wirklich den größten Teil Eurer Zeit als Rädchen der großen Maschine irgendwas tun, was mit Euch null und nichts zu tun hat und Euch nichts nützt, außer daß Ihr für den Lohn mehr Fernsehprogramme, ein neueres Auto auf Raten, ein noch interaktiveres Telefon und einen billigen Pauschalurlaub in einem unterentwickelten Land kaufen könnt?
Wieso habt Ihr trotzdem nie genug Geld? Weil Ihr nicht für Euch selbst arbeitet, sondern für irgendwelche Anteilseigner und Kreditgeber der Konzerne.
Warum könnt Ihr Euch nicht alles leisten, was Ihr wollt? Weil nicht hergestellt und verteilt wird, was gebraucht wird, sondern was sich "rentiert", also Zinsen abwirft - es gibt ja auch genug Reis und Getreide, und trotzdem läßt man Millionen Leute verhungern, um erstmal Kurs-Spekulationen zu betreiben und Wettgewinne einzustreichen.
Lest "Nachrichten von Nirgendwo" von W. Morris und "Neue Arbeit, Neue Kultur" von F. Bergmann, und nehmt Eure Angelegenheiten selbst in die Hände.

Geld ist eine Waffe - Abrüsten!
Daß das Geld das Grundübel ist, wißt Ihr nicht erst seit G. B. Shaw´s "Wegweiser". Diese Binsenweisheit zeigt sich am besten daran, daß die größten und "besten" Geschäfte auf der Welt mit Waffen- und Drogenhandel gemacht werden.
Waffen sind sündhaft und sinnlos teuer und werden in zig leicht erzeugten "Krisengebieten" auf der Welt ständig "verbraucht" oder "veralten" schnell - gekauft werden sie in einer Tour, koste es, was es wolle, mit Steuer- und Schwarzgeldern zu 97,8% für Staatsarmeen, Geheimdienste und deren Todes-Schwadrone.
Drogen werden billig produziert und dank "Illegalisierung" tausend mal teurer verkauft - die Süchtigen müssen sie trotzdem kaufen, und der Profit ist natürlich schwarz und wandert in die "Steueroasen" - und zu den Waffenproduzenten.
Dieser Kreislauf ist so überflüssig, wie ein Kropf, und existiert nur, weil er perfekter in die kapitalistisch- imperialistische Geldmaschine paßt, als jeder andere profane "Handel".
Entweder, Ihr macht in Eurem bescheidenen Rahmen bei dieser Schweinerei mit, oder Ihr lest "Die Globalisierungsfalle" von H.-P. Martin und H. Schumann, die "Verschwörungen, Verschwörungstheorien und Geheimnisse des 11.9." von M. Bröckers, sowie "Die natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld" von S. Gesell - und zieht Eure Schlußfolgerungen daraus.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Kein Mensch braucht die protestantische Arbeitsmoral!

"Die Vorstellung, daß der `Job´ die Antwort auf alle Sorgen ist, individuelle oder soziale, ist eines der bösartigsten Märchen der heutigen Gesellschaft. Es wird von Politikern, Eltern, Industriellen und Zeitungsmoralisten auf der politisch Linken und Rechten verbreitet: das Paradies, sagen sie, ist die `Vollbeschäftigung´.
Aber es klafft eine breite Lücke zwischen den Erwartungen hinsichtlich des Jobs und seiner Wirklichkeit. Wenn wir in die normale Arbeitswelt eintreten, entsetzen uns sehr bald die Erniedrigungen, denen wir ausgesetzt sind. Um unser streng geregeltes Arbeitsleben zu verteidigen, heißt es: `Oh, aber die Leute haben Spaß an der Arbeit wegen des menschlichen Miteinanders.´ Nein, die Leute haben Spaß am menschlichen Miteinander trotz der miesen Bedingungen. Nimmt denn irgendjemand allen Ernstes an, jedes menschliche Miteinander würde aufhören, wenn wir ohne Job wären? Und über Spaß bei der Arbeit wird sowieso oft die Stirn gerunzelt.
Vor dem Aufkommen von Dampfmaschinen und Fabriken in der Mitte des 18. Jh.s war Arbeit eine viel willkürlichere und weniger strukturierte Angelegenheit. Die Menschen arbeiteten soviel wie sie mußten, und nicht mehr. Zeit war nicht Geld, wie Benjamin Franklin später behaupten sollte. Arbeit und Leben waren ineinander verflochten.
Doch diese chaotische Haltung störte zeitgenössische Moralisten, die glaubten, die Menschen müßten auf Trab gebracht werden, damit sie keine Dummheiten machten.
Die Industrielle Revolution war vor allem ein Kampf zwischen harter Arbeit und Faulheit, und die harte Arbeit hat gesiegt. Maschinen raubten den Herstellungsprozeß aus Händen und Köpfen. Mit andern Worten: der Job wurde erfunden, um für die oben alles einfacher zu machen. Den Leuten wurde die Unabhängigkeit genommen, um dem erhabenen Traum eines gesellschaftlich aufstrebenden Fabrikbesitzers dienlich zu sein, der an harte Arbeit glaubte - an die anderer Leute.
Entscheidend war, daß das neue freudlose Kredo der Methodisten den werktätigen Armen gepredigt wurde. In der Kirche wurde ihnen der Gedanke eingebläut, daß sie sündig waren, daß jeder Spaß ein Fehler ist und daß stilles Dulden der Weg zum Heil auf dieser Erde ist. `Brecht ihren Willen beizeiten´, schrieb J. Wesley, der Begründer des Methodismus, `laßt einem Kind ab dem Alter von einem Jahr die Lehre zuteil werden, daß es die Rute zu fürchten und leise zu weinen hat...´
Eine gute Ersatzwaffe, falls Gottesfurcht nicht hinreichte, um die bäuerlichen Drohnen in städtische Arbeitsbienen zu verwandeln, war der Hunger: je niedriger der Lohn, desto härter würde sich das Proletariat schinden. Wieder ist es das Dogma harter Arbeit - tief verwurzelt in den Vorstellungen, was es heißt, Amerikaner zu sein -, das uns am Schuften hält und gleichzeitig glücklich darüber sein läßt, dermaßen ausgebeutet zu werden.
Der Kapitalismus hat den Job zu einer Religion gemacht, tragischerweise aber auch der Sozialismus. Die Linken sind mit dem sozialistischen Traum von der `Vollbeschäftigung´ einer Gehirnwäsche unterzogen worden.
Zeit ist nicht Geld! Arbeit und Muße können sich wieder verbinden! Es ist Zeit, die Kontrolle zu übernehmen, Arbeit und Leben wieder zu einer glücklichen Harmonie zusammenzuführen."
(Tom Hodgkinson, 2004)

Samstag, 26. September 2009

20-Stunden-Woche

"Als die Ökotopianer die 20-Stunden-Woche einführten, stellten sie sich auf den Standpunkt, die Menschheit sei nicht zur industriellen Produktion nach protestantischer Arbeitsauffassung bestimmt, wie man im 19. und 20. Jahrhundert geglaubt hatte, sondern müsse ihre vorhandenen Ressourcen an Energie, Wissen, Können und Materialien entsprechend den grundlegenden Forderungen des Überlebens organisieren. Die Ökotopianer haben die moderne Technik gesichtet und den größten Teil davon als ökologisch schädlich verworfen. Unter dieser Voraussetzung könne sich sogar ein starker Abfall des Bruttosozialprodukts (das ihrer Meinung nach ohnehin zu großen Teilen aus überflüssiger Arbeit resultierte) als politisch nützlich erweisen.
Je besser man die ökotopianischen Arbeitsgewohnheiten kennt, umso mehr überrascht, daß ihr System überhaupt funktioniert.
Nicht nur, daß die 20-Stunden-Woche eingeführt worden ist - man kann darüber hinaus nicht einmal unterscheiden, wann ein Ökotopianer arbeitet und wann er Freizeit hat. Ich habe beobachtet, wie eine ganze Abteilung von einem Augenblick zum andern geschlossen die Arbeit niederlegte; jemand besorgt Bier oder Marihuana, und schon feiert man inmitten von Kisten und Maschinen eine Party.
Vielleicht betrachten sie den Betrieb als ihr Zuhause oder wenigstens als ihre Domäne, weil sie ja Mitbesitzer der Firma sind. Der gewöhnliche Ökotopianer fragt zuerst nach den Partnerschaftsbedingungen in einem Unternehmen, in das er einzutreten gedenkt; daher sind die Unternehmenskollektive um die Verhältnisse am Arbeitsplatz ebenso besorgt, wie um ihre Profite, und in vielen Fällen nehmen die Belegschaftsmitglieder niedrigere Löhne und Profite in Kauf, wenn dadurch ein angenehmeres Arbeitstempo und Arbeitsklima verwirklicht werden können. Aus dem selben Grund bleiben die Unternehmen eher klein.
Da es keine großen Lohn- und Gehaltsunterschide gibt, werden lediglich die Unternehmensgewinne der Produktionskollektive und der Handwerker besteuert. Überschüsse können nicht anders verwendet werden, als gegen Zinsen bei der lokalen Bank, die Kredite an andere Unternehmensgründer vergibt, deponiert zu werden.
Die geringste Änderung der Arbeitspläne eines Unternehmens gibt Anlaß zu einer langen und breiten Gruppendiskussion und die ursprünglichen Pläne werden selten ohne Änderung akzeptiert. Die (gewählten) Abteilungsleiter behaupten sogar, daß die Arbeiter oft bessere Vorschläge machen, als sie selbst; außerdem glauben sie, daß die Arbeitsleistung pro Kopf und Stunde in Ökotopia besonders hoch ist.
Jedenfalls gehen die Ökotopianer mit ihrer Zeit doch erstaunlich großzügig um: z.B. machen viele Arbeiter Überstunden, um defekte Maschinen zu reparieren - andererseits kann jemand auf der Straße nach einer zwanglosen, in aller Ruhe geführten Unterhaltung nach zehn Minuten plötzlich sagen, er sei mitten in der Arbeit, und sich auf dem Absatz umdrehen.
Das Ergebnis scheint nun zu sein, daß die Unternehmen keinen ernsten Mangel an Teilhaber-Arbeitern haben (unglaublich, aber wahr - die Ökotopianer haben Spaß an ihrer Arbeit), und es zugleich keine nennenswerte Zahl von unfreiwillig Arbeitslosen gibt. Angesichts eines garantierten Mindesteinkommens und des Systems der Grundbedarfsläden wird zeitweilige Arbeitslosigkeit nicht mehr als Katastrophe oder Bedrohung betrachtet, sondern manchmal sogar bewußt ausgedehnt, um sich zu bilden, zu werkeln, sich künstlerisch zu betätigen oder nachzudenken."
(Ernest Callenbach, 1975)

Donnerstag, 24. September 2009

Elend durch "Fortschritt"

"Überall sinken die Massen der Arbeiterklasse (und der Arbeitslosen) tiefer, in dem selben Verhältnis wenigstens, wie die Klassen über ihnen in der gesellschaftlichen (und wirtschaftlichen) Waagschale aufschnellten. Und so ist es jetzt in allen Ländern Europas eine Wahrheit, dass keine Entwicklung der Maschinerie, keine chemische Entdeckung, keine Anwendung der Wissenschaft auf die Produktion, keine Verbesserung der Kommunikationsmittel, keine Eröffnung von neuen Märkten, kein Freihandel, noch alle diese Dinge zusammengenommen das Elend der arbeitenden Massen beseitigen können, sondern dass vielmehr umgekehrt, auf der gegenwärtigen falschen Grundlage, jede frische Entwicklung der Produktivkräfte der Arbeit dahin streben muss, die sozialen Kontraste zu vertiefen und den sozialen Gegensatz zuzuspitzen."
(Gründungsmanifest der 1. Internationale, London 1864)


"Der Menschheit verwunderliche Idiotie:
Die gewaltige Entwicklung von Naturwissenschaft und Technik hat im Verlauf des 19. Jh.s die Fähigkeit des Menschen mehr als verzehnfacht herzustellen, was er benötigt. Nichtsdestoweniger lebt die Masse der Menschen immer noch das gleiche kümmerliche Leben von der Hand in den Mund, in unaufhörlicher Sorge von Tag zu Tag. Millionen unter ihnen leiden immer noch beständig Not.
Wenn Menschen vor Jahrhunderten von ihrer Arbeit einigermaßen leben konnten, und nun ihre Produktivkraft verzehnfacht haben, warum in aller Welt nützt da kein einziger Mensch diese verzehnfachte Fähigkeit, wenigstens im Überfluß zu produzieren, was er braucht, um sich eine ökonomisch sorgenfreie Existenz zu sichern?
Daß nicht jeder Mensch zu jeder Zeit alles für seinen Alltag zur Verfügung hat, ist umso törichter, als jeder mit ein wenig Nachdenken folgendes begreifen wird: Es kostet nicht halb soviel Arbeit, wie es jetzt kostet, nur ein einziges Individuum reich und den Rest der Menschheit zu einer Ansammlung bedauernswerter Teufel zu machen, die ihr ganzes Leben durch ökonomische Sorgen vergiften.
Wenn alles, was die Menschen verbrauchen, überall und zu jeder Zeit überreichlich zur Verfügung stünde, verschwänden Handel und Kaufmannschaft, Geldwesen und Rechnungsführung, Bank-, Börsen- und Geldgeschäfte. Die enorme Arbeit von Millionen Menschen würde eingespart.
Wenn jeder alles, was er braucht, zur Verfügung hat, hat das Eigentumsrecht an dem, was ich selbst nicht brauche, keinen Sinn mehr. Das Rechtswesen kann sich darauf beschränken, das allgemeine Eigentumsrecht zu beschützen, und die Arbeit von Millionen Richtern, Gerichts- und Gefängnisangestellten und Polizisten kann eingespart werden werden.
Ferner gibt es keinen Streit mehr zwischen den ökonomischen Interessen der Länder: all die Millionen Soldaten können folglich die Waffen niederlegen und die Uniformen wegwerfen. Und der gewaltige Arbeiterstamm, der Kriegsmaterial fabriziert, kann ebenfalls die Arbeit niederlegen und hat nun die Hände frei.
Die Regierungen könnten ihre Handels-, Justiz- und Kriegsministerien schließen - wieder Millionen, deren Arbeit überflüssig wird.
Und wenn die Produktion nicht mehr von den Kapitalisten geleitet wird, um Geld zu verdienen, sondern von der Bevölkerung selbst ausgeführt wird mit dem einzigen Ziel vor Augen, beizuschaffen, was sie braucht, um es allen zur Verfügung zu stellen, dann fängt man einfach an mit den Leuten, die meinen, daß sie jenes benötigen. Die Bevölkerung wird dann allgemeinnützige Arbeiten ohne irgendwelchen Geldblödsinn, Anträge an die Regierung oder Erklärungen von Sachverständigen ausführen, in Gebrauch nehmen und administrieren.
Danach können sich die Regierung und die Nationalversammlung ruhig selber auflösen und auseinandergehen.
Und doch, all diese wahnwitzig vielen Millionen, deren Arbeitskraft jetzt vergeudet wird für unproduktive Arbeit, repräsentieren immer noch alle zusammen nicht einmal die Hälfte der Arbeitskraft, die im ganzen eingespart würde, wenn die Menschen endlich zur Vernunft kämen und aufhörten, Produktion zum Zweck des Geldverdienens zu betreiben, sondern herstellen würden, was jeder einzelne Mensch tagtäglich braucht (und zwar mit einem Bruchteil der derzeitigen Arbeitszeit pro Person)."
(Hans Jaeger, Oslo 1906)