Laut R. Lauterbach ("Junge Welt", 30.11.2016) hat die von der Gorbatschow-Stiftung mitfinanzierte russische "Nowaja Gazeta" anläßlich Castros Tod Kuba als "Gulag light" bezeichnet, der ohne Castros Revolution "wie ein Las Vegas florieren" würde - das ist wahrlich nicht zu bestreiten, war Kuba doch vor der Revolution unter der Batista-Diktatur das Billig-Hurenhaus und Spielcasino der US-Schickeria... Gleichzeitig hat die polnische "Rzeczpospolita" aus demselben Anlaß hämisch geschrieben: "Ein Staat, der seine eigenen Bürger und die Touristen ausplündert, muß früher oder später zugrundegehen" - damit war jedoch weder Batistas US-Kolonie, noch Las Vegas oder der Rest der USA gemeint, geschweigedenn Europa (samt Polen), Thailand, die Malediven, Kenia oder die Dominikanische Republik, sondern Castros (wenn man so sagen darf) Kuba, der einzige Staat auf der Erde, der seit über 50 Jahren trotz aller Angriffe und Embargos unbeirrbar seinen eigenen sozialen Weg geht...
Die arroganten Plutokraten der kapitalistischen und neo-kapitalistischen Pseudo-Demokratien und ihre wohlbetuchten Presse-Büttel bleiben in gewohnter Manier dabei, jeden Verstoß gegen ihre "Marktgesetze" als "Diktatur" zu verunglimpfen: wer, wie Castro und andere mit CIA-Hilfe längst weggeputschte oder ermordete Revolutionäre oder auch nur Reformisten, post-koloniale Großgrundbesitzer enteignet und die nationale Wirtschaft transnationalen Konzernen entreißt und sozialisiert, wer ein staatliches kostenloses Bildungs- und Gesundheitssystem einrichtet und wer sich dem Diktat von Weltbank, IWF und WTO entzieht, der muß ein "Diktator" sein.
Der unrasierte "Diktator" von Kuba war allerdings die menschlichste Figur im Club der übrigen Welt-"Diktatoren" einschließlich der "G-20"-Repräsentationsfiguren und ihrer ökonomischen Hintermänner: er hat ausschweifend, aber im Gegensatz zu allen seinen Kollegen ehrlich und human geredet, er und sein Land haben nie aggressiv gehandelt, sondern im Gegensatz zu den USA und ihren Konsorten nur (und trotz eigener wirtschaftlicher Probleme) weltweit Hilfe geleistet, und er war im Gegensatz zu allen seinen Kollegen immer volksnah und bescheiden und hat sich nicht selbst bereichert - der einzige "Diktator", den ich gern mal persönlich kennengelernt hätte.
Die "Freiheit", von der US-, NATO- und WTO-Propagandisten reden, ist eh nur die vorrevolutionäre "Freiheit" der nach Florida abgehauenen kubanischen Ex-Oligarchen, nicht die des kubanischen Volkes: die unaussprechliche polnische Zeitung wundert sich, daß in Castros "Diktatur" die Säuglingssterblichkeit niedriger als im reaktionär-neoliberalen Polen ist...
Und selbst was die kubanische "Staatsräson" betrifft (die sowohl in der Mangel-Verwaltung, als auch in der Abwehr von Umsturz- und Attentatsversuchen begründet ist) brauchen "westliche Demokratien" (bzw. deren elitäre Cliquen, die man andernorts "Regimes" nennt) nicht den ersten Stein zu werfen, wenn man sich deren Presse-Gleichschaltung und Versammlungs-"Freiheit" (z.B. "G-8"-Proteste, "Occupy Wall Street" oder aktuell die Pipeline-Gegner in North Dakota) anschaut - ganz zu schweigen von ihren "verbündeten" echten Diktaturen...
"Arte" zitiert in "Kuba: die Zeit nach Fidel" irgendeine Organisation, in Kuba seien dieses Jahr "zur Unterdrückung der Opposition 10.000 Menschen inhaftiert oder (?) kurzzeitig verhaftet" worden - wieviele Menschen sind wohl in den USA oder in Frankreich aufgrund des "Ausnahmezustands" dank des "Kriegs gegen den Terror" inzwischen "kurzzeitig verhaftet" worden, wieviele werden von NSA und BND überwacht und wieviele wurden weltweit im Namen des "Krieg-für-die-Freiheit"-Apostels Gauck und des "Krieg-für-den-Frieden"-Nobelpreisträgers Obama ermordet?
Selbst als Anarchist und Dezentralist muß man gestehen, daß Castros Kuba das fortgeschrittenste Land Latein-(oder sogar ganz) Amerikas ist (und hoffentlich bleiben wird), so wie Jugoslawien das fortgeschrittenste Land des "Ostblocks", Gaddhafis Libyen das fortgeschrittenste Land Afrikas und Assads Syrien das fortgeschrittenste Land des Nahen Ostens waren, bevor sie von den US- und NATO-"Demokraten" zerbombt wurden: Fidel war schon allein deswegen ein Genie, weil unter seiner Regierung Kuba dieses schließlich gleichermaßen drohende Schicksal erspart blieb - aber auch, weil Kuba den Import jeglicher nach der Revolution produzierter Autos verboten und damit (und mit der sonstigen Verwaltung des Mangels) die Schönheit des kubanischen Straßenbildes erhalten hat.
Kurz, er war (auch nur) ein Mensch, aber:
Lang lebe Fidel Castros Vermächtnis und Gedenken !
Wir sind Fidel unvergessen !
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