In Nordkorea wird das Amt des Staatspräsidenten nicht mehr besetzt: der "große Führer" Kim il Sung behält es einfach posthum in Ewigkeit - ein bedenkenswertes Beispiel für den Rest der Welt, besonders für Deutschland, wo sich alle paar Monate irgendwelche IWF-Manager oder Provinzfürsten mit 200.000 €/Jahr lebenslänglichem "Ehrensold" (wie junker-hindenburgisch - und "Hindenburg" ist wie "Junker" ein Schimpfwort - sich das schon anhört!) aus dem ansonsten nutzlosen Amt verabschieden (obwohl Wulffi ja wohl auf die Apanage verzichten wird, weil er schon bei Amtsantritt leichtfertig verkündet hat, solche Privilegien seien im Von-unten-nach-oben-Kapitalismus nicht mehr gut zu "vermitteln").
Abgesehen von den ganzen anderen zweitklassigen Parteikadern, die im Gespräch und "an der Reihe" waren, wie Wulffi in dieses "Amt" hoch- und weggelobt zu werden, soll es jetzt ein pathetischer Pastor, neoliberaler Kapitalismusadept, Sarrazin-Versteher und Fürsprecher deutscher Kriegseinsätze werden, bloß weil er zur Gallionsfigur der "Anti-SED-Diktatur-Bürgerbewegung" hochgelogen wurde? Und das noch mittels einer "Nominierung", die stalinistischer ist, als die zumindest von der Idee her basisdemokratische Aufstellung der Einheitslisten in der DDR? Auch wenn des deutschen Untertanen Lieblingsthema die "DDR-Diktatur" (sonst hatten wir ja keine...) und die "SED-Nachfolge" der Linken ist und unsere Stammtisch-Politiker es schlimmer finden, daß Linke Fidel Castro zum Geburtstag gratulieren, als daß unsere gewählten Reichsverweser tagein, tagaus mit "verbündeten" Despoten und Militärdiktatoren dinieren , fragt sich doch, wer hier wirklich Nachfolger einer Diktatur ist...
Da Loriot leider nicht mehr lebt, biete ich mich da lieber selbst als Kandidat an und garantiere, daß ich das Amt noch kürzer, als meine Vorgänger strapazieren werde, bevor ich mich in allen Ehren besoldet zurückziehe - mir fallen grade ganz spontan schon im voraus Gründe für meinen baldigen Rücktritt aus den dazu erforderlichen "politischen" Gründen ein, die leider weder Wulffi, noch Gaucki geltend machen können: z.B. könnte ich eine Politik nicht mittragen, die nicht mal 0,1% Börsenumsatzsteuer einführt, während jeder Depp 19% Umsatzsteuer für jeden Scheiß, den er "handelt", zahlen muß, noch eine Politik, die die (unter "Rot-Grün" endgültig abgewrackte) Vermögens- und Körperschaftssteuer nicht wieder einführt (aber auf die Griechen schimpft...) und die wirtschaftliche "Gesundheit" des Systems an den Profiten der oberen Zehntausend mißt, also keine Politik, die die Börsen und die "Steueroasen" nicht schließt und den "Wohlstand" nicht unter die Leute verteilt: der Vorzeigeneger der USA feiert sich für die Wiedereröffnung von Auto-Fabriken in der post-fordistischen Ruinenstadt Detroit, wo die Leute jetzt für halben Lohn arbeiten "dürfen", obwohl die Konzerne bzw. deren "shareholders" längst wieder Rekordgewinne einfahren und im Gegesatz zu "Renate Mustermann" keine Steuern bezahlen, weil die Gewinne "off-shore" anfallen - zu ähnlichen Bedingungen, also nach dem US-chinesischen Modell, wird in Deutschland die Arbeitslosigkeit gesenkt. Und vom chinesischen zum nordkoreanischen Modell ist es nur ein kleiner Schritt: wenn die Nordkoreaner infolge des US-Bombardements in den 50er-Jahren, des folgenden Wirtschaftsboykotts, der paranoiden Rüstungspolitik und der Korruption der Nomenklatura inzwischen eine Art "Soilent Green" fressen müssen, ist das nur ein gradueller Unterschied zu den von Thilo Sarrazin vorgeschlagenen Mindestkalorien-"Aldi"-Menüs für Harz4-Empfänger: wie Wulffi in gradezu köhlerischer Einfalt sagte, ist der "Ehrensold" gegenüber dem potentiell sinkenden "Mindestsold" für die Mehrheit der Bevölkerung genauso schwer zu verteidigen, wie die deutschen Kriegskosten am Hindukusch zugunsten der Konzernspekulanten, oder Sarrazins andauernde Mitgliedschaft in einer nominell "SozialdemokratischePartei".
Da die "christ"- und "sozial"-"demokratische" Administration in Deutschland also kaum noch von der eines Bush/Obama, Deng/Pei, Fu oder Li (oder wie die in China alle heißen: Aiweiwei!) oder irgendeinem Kim zu unterscheiden ist, fragt man sich, warum der epochale Effizienzschub des Präsidentenrecyclings in Nordkorea nicht Schule macht - zumal der erste Nachkriegs-Präsident der Bundesrepublik Deutschland seltsamerweise (im Gegensatz zu einem Großteil der Konzernlenker, Finanz-Manager und Politiker) fast über jeden Verdacht erhaben ist: "Teddy" Heuß ist noch von keinem seiner schlappen Nachfolger getoppt worden und würde sich als Kim-il-Sung-mäßiger Dauerpräsident eignen, auch wenn er FDP war (damals, als "liberal" noch ein normales Adjektiv war, konnte man ja nicht ahnen, was für ein faschistoider Sauhaufen daraus mal werden würde...).
Wenn "Teddy" zum "großen Führer" ernannt würde, würde ich frohen Herzens auf meine Kandidatur (und zähneknirschend auf den "Ehrensold") verzichten: im Prinzip bin ich sowieso für den Einheits-"Sold" ( also nicht nur ein Mindest-, sondern auch ein Höchsteinkommen) und das bedingungslose Grundeinkommen - aber auch für die "freie Marktwirtschaft" insofern, als Angebot und Nachfrage höhere Einkommen für unbeliebte und besonders anstrengende Berufe zulassen sollten, als da wären: Kranken- und Altenpflege, Müllentsorgung und -sortierung, riskante und gefährliche Tätigkeiten (soweit sie überhaupt nötig sind), Schichtarbeit für Notärzte und an Maschinen aller Art (sofern sie überhaupt nötig ist) - statt für Sesselfurzer, sozial-"darwinistische" Defätisten und Börsenkriegsgewinnler.
Den posthum gesparten "Ehrensold" könnte man, als eine Möglichkeit von vielen sinnvollen, für die derzeit angeblich "kein Geld" da ist, Stadtteilbibliotheken zukommen lassen, die sich z.B. in meinem Bezirk Abonnenements für kritische Zeitungen nicht mehr leisten dürfen.
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