In Nordkorea wird das Amt des Staatspräsidenten nicht mehr besetzt: der "große Führer" Kim il Sung behält es einfach posthum in Ewigkeit - ein bedenkenswertes Beispiel für den Rest der Welt, besonders für Deutschland, wo sich alle paar Monate irgendwelche IWF-Manager oder Provinzfürsten mit 200.000 €/Jahr lebenslänglichem "Ehrensold" (wie junker-hindenburgisch - und "Hindenburg" ist wie "Junker" ein Schimpfwort - sich das schon anhört!) aus dem ansonsten nutzlosen Amt verabschieden (obwohl Wulffi ja wohl auf die Apanage verzichten wird, weil er schon bei Amtsantritt leichtfertig verkündet hat, solche Privilegien seien im Von-unten-nach-oben-Kapitalismus nicht mehr gut zu "vermitteln").
Abgesehen von den ganzen anderen zweitklassigen Parteikadern, die im Gespräch und "an der Reihe" waren, wie Wulffi in dieses "Amt" hoch- und weggelobt zu werden, soll es jetzt ein pathetischer Pastor, neoliberaler Kapitalismusadept, Sarrazin-Versteher und Fürsprecher deutscher Kriegseinsätze werden, bloß weil er zur Gallionsfigur der "Anti-SED-Diktatur-Bürgerbewegung" hochgelogen wurde? Und das noch mittels einer "Nominierung", die stalinistischer ist, als die zumindest von der Idee her basisdemokratische Aufstellung der Einheitslisten in der DDR? Auch wenn des deutschen Untertanen Lieblingsthema die "DDR-Diktatur" (sonst hatten wir ja keine...) und die "SED-Nachfolge" der Linken ist und unsere Stammtisch-Politiker es schlimmer finden, daß Linke Fidel Castro zum Geburtstag gratulieren, als daß unsere gewählten Reichsverweser tagein, tagaus mit "verbündeten" Despoten und Militärdiktatoren dinieren , fragt sich doch, wer hier wirklich Nachfolger einer Diktatur ist...
Da Loriot leider nicht mehr lebt, biete ich mich da lieber selbst als Kandidat an und garantiere, daß ich das Amt noch kürzer, als meine Vorgänger strapazieren werde, bevor ich mich in allen Ehren besoldet zurückziehe - mir fallen grade ganz spontan schon im voraus Gründe für meinen baldigen Rücktritt aus den dazu erforderlichen "politischen" Gründen ein, die leider weder Wulffi, noch Gaucki geltend machen können: z.B. könnte ich eine Politik nicht mittragen, die nicht mal 0,1% Börsenumsatzsteuer einführt, während jeder Depp 19% Umsatzsteuer für jeden Scheiß, den er "handelt", zahlen muß, noch eine Politik, die die (unter "Rot-Grün" endgültig abgewrackte) Vermögens- und Körperschaftssteuer nicht wieder einführt (aber auf die Griechen schimpft...) und die wirtschaftliche "Gesundheit" des Systems an den Profiten der oberen Zehntausend mißt, also keine Politik, die die Börsen und die "Steueroasen" nicht schließt und den "Wohlstand" nicht unter die Leute verteilt: der Vorzeigeneger der USA feiert sich für die Wiedereröffnung von Auto-Fabriken in der post-fordistischen Ruinenstadt Detroit, wo die Leute jetzt für halben Lohn arbeiten "dürfen", obwohl die Konzerne bzw. deren "shareholders" längst wieder Rekordgewinne einfahren und im Gegesatz zu "Renate Mustermann" keine Steuern bezahlen, weil die Gewinne "off-shore" anfallen - zu ähnlichen Bedingungen, also nach dem US-chinesischen Modell, wird in Deutschland die Arbeitslosigkeit gesenkt. Und vom chinesischen zum nordkoreanischen Modell ist es nur ein kleiner Schritt: wenn die Nordkoreaner infolge des US-Bombardements in den 50er-Jahren, des folgenden Wirtschaftsboykotts, der paranoiden Rüstungspolitik und der Korruption der Nomenklatura inzwischen eine Art "Soilent Green" fressen müssen, ist das nur ein gradueller Unterschied zu den von Thilo Sarrazin vorgeschlagenen Mindestkalorien-"Aldi"-Menüs für Harz4-Empfänger: wie Wulffi in gradezu köhlerischer Einfalt sagte, ist der "Ehrensold" gegenüber dem potentiell sinkenden "Mindestsold" für die Mehrheit der Bevölkerung genauso schwer zu verteidigen, wie die deutschen Kriegskosten am Hindukusch zugunsten der Konzernspekulanten, oder Sarrazins andauernde Mitgliedschaft in einer nominell "SozialdemokratischePartei".
Da die "christ"- und "sozial"-"demokratische" Administration in Deutschland also kaum noch von der eines Bush/Obama, Deng/Pei, Fu oder Li (oder wie die in China alle heißen: Aiweiwei!) oder irgendeinem Kim zu unterscheiden ist, fragt man sich, warum der epochale Effizienzschub des Präsidentenrecyclings in Nordkorea nicht Schule macht - zumal der erste Nachkriegs-Präsident der Bundesrepublik Deutschland seltsamerweise (im Gegensatz zu einem Großteil der Konzernlenker, Finanz-Manager und Politiker) fast über jeden Verdacht erhaben ist: "Teddy" Heuß ist noch von keinem seiner schlappen Nachfolger getoppt worden und würde sich als Kim-il-Sung-mäßiger Dauerpräsident eignen, auch wenn er FDP war (damals, als "liberal" noch ein normales Adjektiv war, konnte man ja nicht ahnen, was für ein faschistoider Sauhaufen daraus mal werden würde...).
Wenn "Teddy" zum "großen Führer" ernannt würde, würde ich frohen Herzens auf meine Kandidatur (und zähneknirschend auf den "Ehrensold") verzichten: im Prinzip bin ich sowieso für den Einheits-"Sold" ( also nicht nur ein Mindest-, sondern auch ein Höchsteinkommen) und das bedingungslose Grundeinkommen - aber auch für die "freie Marktwirtschaft" insofern, als Angebot und Nachfrage höhere Einkommen für unbeliebte und besonders anstrengende Berufe zulassen sollten, als da wären: Kranken- und Altenpflege, Müllentsorgung und -sortierung, riskante und gefährliche Tätigkeiten (soweit sie überhaupt nötig sind), Schichtarbeit für Notärzte und an Maschinen aller Art (sofern sie überhaupt nötig ist) - statt für Sesselfurzer, sozial-"darwinistische" Defätisten und Börsenkriegsgewinnler.
Den posthum gesparten "Ehrensold" könnte man, als eine Möglichkeit von vielen sinnvollen, für die derzeit angeblich "kein Geld" da ist, Stadtteilbibliotheken zukommen lassen, die sich z.B. in meinem Bezirk Abonnenements für kritische Zeitungen nicht mehr leisten dürfen.
Sonntag, 19. Februar 2012
Mittwoch, 1. Februar 2012
Meditation vor einem Schiffsmodell im Berliner Museum für Verkehr und Technik anläßlich des 300. Geburtstags von "Friedrich dem Großen" am 24.1.2012
Wenn man sich, abgesehen von dem immensen Rohstoffverbrauch, den unglaublichen Arbeitsaufwand vorstellt, der für den Bau eines Schiffes im 18. Jh. nötig war, und aus den Quellen die damaligen Verkaufspreise von Schiffen erfährt, wird einem klar, daß auch ohne die heutigen Gewinnspannen von Aktienbesitzern und -händlern die hunderte von Handwerkern und Arbeitern eine Art 1-€-Jobber gewesen sein müssen - allerdings ohne zusätzliche "Grundsicherung": diese Schiffe waren die Hochtechnologie ihrer Zeit, und ihre hochspezialisierten Hersteller haben wie Leibeigene, also als frühkapitalistische Niedriglohn-Proleten geschuftet.
Die Technologie wurde natürlich vom Militär und den Kolonialgesellschaften (dem damaligen militärisch-industriellen Komplex) entwickelt und verfeinert - der frühbürgerlichen Handelsschiffahrt hätte das Rigg der Hanseschiffe oder sogar das der Wikinger gereicht: und die Wikinger waren vermutlich ein egalitärer Haufen, von denen jeder einen Anteil am Schiff und am Gewinn der Fahrt besaß (entgegen der Legende wohl meistens Handelsfahrten - vgl. Illig: "Das erfundene Mittelalter"), und von denen jeder beim Rudern oder Segelsetzen mitanpacken mußte - also eben keine militaristische Truppe mit geschanghaiten und geprügelten Rekruten, mit Spießen und Befehlshabern, wie man sie für die Bedienung der großen Handels- und Marineschiffe seit dem 17. Jh. für nötig hielt, auf denen 10 Leuten die hintere Hälfte des Schiffes gehörte und 100 sich im vorderen Viertel knastmäßig drängen mußten und die Entlohnung sich noch ungerechter verteilte...
Das war im Zeitalter der "Aufklärung" - nach 250 Jahren "Aufklärung" halten in Europa immer noch 10% der Bevölkerung mehr als die Hälfte allen Besitzes und Einkommens in Händen, in den U.S.A. sogar nur 1%, und global gesehen noch viel weniger...
Die Entwicklung der Schiffe zu ästethischen, handwerklichen und mechanischen Wunderwerken war nichts anderes, als ihre Perfektionierung zu Kriegsmaschinen und potentiellen Kriegsopfern: ganze Länder wurden abgeholzt und Massen von Produktivkräften unter miserabelsten Bedingungen gezwungen, Rüstungsgüter herzustellen, die in nächster Zukunft mit Mann und Maus (oder Ratte) pulverisiert und versenkt werden würden, während die Werftarbeiter selbst, die Zulieferer und der Rest des "Volkes" knapp dem Hungertod entging - oder auch nicht (siehe z.B. T.C. Boyle: "Wassermusik").
Garnicht zu reden von den illustren (besser gesagt: verlust-ren) Seeschlachten, die noch heute tausende von Hobby-Historikern begeistern, wird auch die kolonial-kommerzielle Seefahrt weiter romantisiert (wie überhaupt die Militärdienstzeit, die "noch keinem geschadet hat", und die korporativen "Lehrjahre", die "nun mal keine Herrenjahre" sind...), weil die Schiffe mit ihren schönen Rundungen und ihren weiblichen Namen, ihren beeindruckend geschwellten Segeln und dem filigranen Leinengewirr nichts vom Elend der gedrillten und ausgepeitschten Seeleute ahnen lassen - oder weil der von der herrschenden Geschichtsschreibung gedrillte Konsument gelernt hat, von Elend seiner Standesgenossen abzusehen...
Der psychopathische Friedrich II. kursiert als "der Große", obwohl wegen seiner eitlen Machtpolitik ein Zehntel "seiner" Bevölkerung krepiert ist, und zwar nicht nur die zum "Kadavergehorsam" gezüchtigten Soldaten, denen der gute "alte Fritz" mit Vergnügen beim Spießrutenlauf zugeguckt hat, wenn er nicht grade mit seinem Speichellecker Voltaire Austern geschlürft hat... Dieser "Soldatenkönig II." verfügte zwar in erster Linie über Landstreitkräfte (die alten preußischen Fregatten, die "Wappen von Brandenburg" und die "Fiedrich Wilhelm zu Pferde", waren schon vor seiner Geburt abgetakelt worden), aber hätte er eine Marine gehabt, hätte er sie genauso gnadenlos verheizt, wie es seine Nachfolger und seine nicht minder psychopathischen Inzucht-Verwandten am Ruder der europäischen Seemächte getan haben, und wie er es mit seinen Armeen tat...
Seine vielbeschworene "Abschaffung" von Folter, Zensur und Religionsunfreiheit war in Wirklichkeit nicht das Papier wert, auf dem sie stand: Preußen war vor, unter und nach dem "großen" Fritz eine Militärdiktatur ersten Ranges, ganz zu schweigen von der besonders perfiden Leibeigenschaft, die sogar die napoleonische "Bauernbefreiung" überlebt hat...
Man möchte meinen, daß diese degenerierten despotischen Plutokraten uns im Geschichtsunterricht als "faszinierende Persönlichkeiten", "große Feldherren", "geniale Politiker" und "erlesene Ästethen" vorgestellt werden, ist der Grund dafür, daß wir die von skandinavischen "Thriller"-Autoren erfundenen blutgeilen Triebtäter gradezu normal und glaubwürdig finden: Asozialität, Egoismus und Sadismus sind die beherrschenden Elemente der Sieger-Geschichtsschreibung - und damit sozial-"darwinistisch" entschuldigt und von Hinz und Kunz reproduzierbar, auch wenn Hinz und Kunz unter strengerer polizeilicher Überwachung stehen, als Herr von und zu, der seinerseits ein Auge zudrückt, wenn die Polizei gegen den "Pöbel" mal einem korporativen Sadismus freien Lauf läßt...
Das gilt erst recht für das Militär, das heutzutage freilich sadistisch nur gegen artfremde Nichtvolksgenossen vorgeht, nämlich gegen düster-bärtige Moslems, so wie John Wayne gegen schmuddlige Mexikaner oder barbarische Komantschen in Texas.
Wie der "alte Fritz" (des Deutschen kaum mächtig und für´s preußische Volk unverständlich) behauptet hat, in seinem Königreich dürfe "chaq´un d´aprés sa facon" glücklich werden, solange man nicht an Leibeigenschaft, Judenunterdrückung und Zensur rüttle, behaupten die Vertreter des Systems heute, es gebe "Demokratie" trotz neofeudaler Oligarchien, Spekulation, Ausbeutung, Umweltzerstörung, Überwachung und Datenspeicherung - was der "alte Fritz" noch mit Spießrutenlaufen erzwungen hat, nämlich den "Kadavergehorsam", das eignet sich der "demokratische" Bürger freiwillig an und bezahlt auch noch dafür (ob für "Tagesschau", "Bild"-Zeitung oder "Spiegel") - nach Jahrhunderten von militärisch niedergemachten Revolutionen feiert man euphorisch den "Wahl"-Sieg des "kleineren Übels", das sich nichtsdestotrotz als Übel herausstellt (Mitterand, Clinton, Gorbatschow, Blair, Schröder/Fischer, Obama...): der preußische Untertanengeist triumphiert und der von Natur aus soziale menschliche Geist regrediert - die Dialektik der "Aufklärung".
Und die Schiffe? - Kein Mensch will heute noch monatelang unter spartanischen Bedingungen zu den Antipoden unterwegs sein (ein Billigflieger bringt den Kunden in paar Stunden vom europäischen Winter in den tropischen Sommer und notgedrungen auch wieder zurück, und "Kreuzfahrten" sind Rentner- und Behindertentransporte oder animierte Ferienclubs auf dem Wasser).
Die Schiffe mit ihrer ausgefuchsten, aber einsichtigen Seilrollen- und -windenmechanik sind zwar ein Labsal gegen die unüberwindbare elektronische Steuerung unserer heutigen Autos, aber sie waren selbst eine technokratische Fehlentwicklung und Vorläufer aller zukünftigen Entfremdung, weil sie, wie die heutigen Autos, nur mit kapitalistischer Ausbeutung und militärischem Drill herzustellen und zu betreiben waren: die Autos, auch europäischer Marken, werden in großen Teilen von asiatischen Billig-Kulis hergestellt und von den "Offizieren" des neofeudalen Kapitalismus mit 200 PS in den Stau oder durch die verkehrsberuhigte Zone gefahren, bis es mal kracht - die Dialektik des "Fortschritts".
In Wirklichkeit sind diese Schiffe so beeindruckend, wie die albernen "Automaten" des 18. Jahrhunderts (vgl. "Lempriere´s Wörterbuch"), die Urahnen von fußballspielenden oder haushaltenden Robotern und "Tamagochis", die auch keinen mehr interessieren, seit die virtuellen "Avatare" beim bildschirmsüchtigen Publikum erfolgreicher sind, als real-materielle Kreationen: trotz aller Baumarktwerbung verschwinden das Tüfteln und das Hobeln genauso, wie die klassische Selbstversorgung, das Wandern, das Zelten und das elementare Segeln.
Ein paar Romantiker segeln noch in Form von "gemeinnützigen" Vereinen, steuerbegünstigt und durch 1-€-Jobber unterstützt, auf bedienungsfreundlichen (also personalreduzierten, aber auch langsameren) denkmalgeschützten Schonern oder musealen Nachbauten gemütlich durch die Gegend, aber die Nachfolger der berühmten Klipper, also der Hochleistungs-Rahsegler, sind nur noch Militär-"Schulschiffe" oder Disziplinierungsmaschinen für "Schwererziehbare", auf denen auch heute noch beim Drill schon mal jemand tödlich aus den Wanten abstürzen kann: eben "Schulen des Charakters", wie es immer noch auf gutpreußisch heißt - der "alte Fritz", der Gemütsmensch, hätte dazu ganz "aufgeklärt" und spontan auf der Querflöte improvisiert und ein paar Verse gedichtet, zu denen ihm Voltaire beflissen gratuliert hätte - der konnte also so viel fressen, wie er kotzen mußte...
Die Technologie wurde natürlich vom Militär und den Kolonialgesellschaften (dem damaligen militärisch-industriellen Komplex) entwickelt und verfeinert - der frühbürgerlichen Handelsschiffahrt hätte das Rigg der Hanseschiffe oder sogar das der Wikinger gereicht: und die Wikinger waren vermutlich ein egalitärer Haufen, von denen jeder einen Anteil am Schiff und am Gewinn der Fahrt besaß (entgegen der Legende wohl meistens Handelsfahrten - vgl. Illig: "Das erfundene Mittelalter"), und von denen jeder beim Rudern oder Segelsetzen mitanpacken mußte - also eben keine militaristische Truppe mit geschanghaiten und geprügelten Rekruten, mit Spießen und Befehlshabern, wie man sie für die Bedienung der großen Handels- und Marineschiffe seit dem 17. Jh. für nötig hielt, auf denen 10 Leuten die hintere Hälfte des Schiffes gehörte und 100 sich im vorderen Viertel knastmäßig drängen mußten und die Entlohnung sich noch ungerechter verteilte...
Das war im Zeitalter der "Aufklärung" - nach 250 Jahren "Aufklärung" halten in Europa immer noch 10% der Bevölkerung mehr als die Hälfte allen Besitzes und Einkommens in Händen, in den U.S.A. sogar nur 1%, und global gesehen noch viel weniger...
Die Entwicklung der Schiffe zu ästethischen, handwerklichen und mechanischen Wunderwerken war nichts anderes, als ihre Perfektionierung zu Kriegsmaschinen und potentiellen Kriegsopfern: ganze Länder wurden abgeholzt und Massen von Produktivkräften unter miserabelsten Bedingungen gezwungen, Rüstungsgüter herzustellen, die in nächster Zukunft mit Mann und Maus (oder Ratte) pulverisiert und versenkt werden würden, während die Werftarbeiter selbst, die Zulieferer und der Rest des "Volkes" knapp dem Hungertod entging - oder auch nicht (siehe z.B. T.C. Boyle: "Wassermusik").
Garnicht zu reden von den illustren (besser gesagt: verlust-ren) Seeschlachten, die noch heute tausende von Hobby-Historikern begeistern, wird auch die kolonial-kommerzielle Seefahrt weiter romantisiert (wie überhaupt die Militärdienstzeit, die "noch keinem geschadet hat", und die korporativen "Lehrjahre", die "nun mal keine Herrenjahre" sind...), weil die Schiffe mit ihren schönen Rundungen und ihren weiblichen Namen, ihren beeindruckend geschwellten Segeln und dem filigranen Leinengewirr nichts vom Elend der gedrillten und ausgepeitschten Seeleute ahnen lassen - oder weil der von der herrschenden Geschichtsschreibung gedrillte Konsument gelernt hat, von Elend seiner Standesgenossen abzusehen...
Der psychopathische Friedrich II. kursiert als "der Große", obwohl wegen seiner eitlen Machtpolitik ein Zehntel "seiner" Bevölkerung krepiert ist, und zwar nicht nur die zum "Kadavergehorsam" gezüchtigten Soldaten, denen der gute "alte Fritz" mit Vergnügen beim Spießrutenlauf zugeguckt hat, wenn er nicht grade mit seinem Speichellecker Voltaire Austern geschlürft hat... Dieser "Soldatenkönig II." verfügte zwar in erster Linie über Landstreitkräfte (die alten preußischen Fregatten, die "Wappen von Brandenburg" und die "Fiedrich Wilhelm zu Pferde", waren schon vor seiner Geburt abgetakelt worden), aber hätte er eine Marine gehabt, hätte er sie genauso gnadenlos verheizt, wie es seine Nachfolger und seine nicht minder psychopathischen Inzucht-Verwandten am Ruder der europäischen Seemächte getan haben, und wie er es mit seinen Armeen tat...
Seine vielbeschworene "Abschaffung" von Folter, Zensur und Religionsunfreiheit war in Wirklichkeit nicht das Papier wert, auf dem sie stand: Preußen war vor, unter und nach dem "großen" Fritz eine Militärdiktatur ersten Ranges, ganz zu schweigen von der besonders perfiden Leibeigenschaft, die sogar die napoleonische "Bauernbefreiung" überlebt hat...
Man möchte meinen, daß diese degenerierten despotischen Plutokraten uns im Geschichtsunterricht als "faszinierende Persönlichkeiten", "große Feldherren", "geniale Politiker" und "erlesene Ästethen" vorgestellt werden, ist der Grund dafür, daß wir die von skandinavischen "Thriller"-Autoren erfundenen blutgeilen Triebtäter gradezu normal und glaubwürdig finden: Asozialität, Egoismus und Sadismus sind die beherrschenden Elemente der Sieger-Geschichtsschreibung - und damit sozial-"darwinistisch" entschuldigt und von Hinz und Kunz reproduzierbar, auch wenn Hinz und Kunz unter strengerer polizeilicher Überwachung stehen, als Herr von und zu, der seinerseits ein Auge zudrückt, wenn die Polizei gegen den "Pöbel" mal einem korporativen Sadismus freien Lauf läßt...
Das gilt erst recht für das Militär, das heutzutage freilich sadistisch nur gegen artfremde Nichtvolksgenossen vorgeht, nämlich gegen düster-bärtige Moslems, so wie John Wayne gegen schmuddlige Mexikaner oder barbarische Komantschen in Texas.
Wie der "alte Fritz" (des Deutschen kaum mächtig und für´s preußische Volk unverständlich) behauptet hat, in seinem Königreich dürfe "chaq´un d´aprés sa facon" glücklich werden, solange man nicht an Leibeigenschaft, Judenunterdrückung und Zensur rüttle, behaupten die Vertreter des Systems heute, es gebe "Demokratie" trotz neofeudaler Oligarchien, Spekulation, Ausbeutung, Umweltzerstörung, Überwachung und Datenspeicherung - was der "alte Fritz" noch mit Spießrutenlaufen erzwungen hat, nämlich den "Kadavergehorsam", das eignet sich der "demokratische" Bürger freiwillig an und bezahlt auch noch dafür (ob für "Tagesschau", "Bild"-Zeitung oder "Spiegel") - nach Jahrhunderten von militärisch niedergemachten Revolutionen feiert man euphorisch den "Wahl"-Sieg des "kleineren Übels", das sich nichtsdestotrotz als Übel herausstellt (Mitterand, Clinton, Gorbatschow, Blair, Schröder/Fischer, Obama...): der preußische Untertanengeist triumphiert und der von Natur aus soziale menschliche Geist regrediert - die Dialektik der "Aufklärung".
Und die Schiffe? - Kein Mensch will heute noch monatelang unter spartanischen Bedingungen zu den Antipoden unterwegs sein (ein Billigflieger bringt den Kunden in paar Stunden vom europäischen Winter in den tropischen Sommer und notgedrungen auch wieder zurück, und "Kreuzfahrten" sind Rentner- und Behindertentransporte oder animierte Ferienclubs auf dem Wasser).
Die Schiffe mit ihrer ausgefuchsten, aber einsichtigen Seilrollen- und -windenmechanik sind zwar ein Labsal gegen die unüberwindbare elektronische Steuerung unserer heutigen Autos, aber sie waren selbst eine technokratische Fehlentwicklung und Vorläufer aller zukünftigen Entfremdung, weil sie, wie die heutigen Autos, nur mit kapitalistischer Ausbeutung und militärischem Drill herzustellen und zu betreiben waren: die Autos, auch europäischer Marken, werden in großen Teilen von asiatischen Billig-Kulis hergestellt und von den "Offizieren" des neofeudalen Kapitalismus mit 200 PS in den Stau oder durch die verkehrsberuhigte Zone gefahren, bis es mal kracht - die Dialektik des "Fortschritts".
In Wirklichkeit sind diese Schiffe so beeindruckend, wie die albernen "Automaten" des 18. Jahrhunderts (vgl. "Lempriere´s Wörterbuch"), die Urahnen von fußballspielenden oder haushaltenden Robotern und "Tamagochis", die auch keinen mehr interessieren, seit die virtuellen "Avatare" beim bildschirmsüchtigen Publikum erfolgreicher sind, als real-materielle Kreationen: trotz aller Baumarktwerbung verschwinden das Tüfteln und das Hobeln genauso, wie die klassische Selbstversorgung, das Wandern, das Zelten und das elementare Segeln.
Ein paar Romantiker segeln noch in Form von "gemeinnützigen" Vereinen, steuerbegünstigt und durch 1-€-Jobber unterstützt, auf bedienungsfreundlichen (also personalreduzierten, aber auch langsameren) denkmalgeschützten Schonern oder musealen Nachbauten gemütlich durch die Gegend, aber die Nachfolger der berühmten Klipper, also der Hochleistungs-Rahsegler, sind nur noch Militär-"Schulschiffe" oder Disziplinierungsmaschinen für "Schwererziehbare", auf denen auch heute noch beim Drill schon mal jemand tödlich aus den Wanten abstürzen kann: eben "Schulen des Charakters", wie es immer noch auf gutpreußisch heißt - der "alte Fritz", der Gemütsmensch, hätte dazu ganz "aufgeklärt" und spontan auf der Querflöte improvisiert und ein paar Verse gedichtet, zu denen ihm Voltaire beflissen gratuliert hätte - der konnte also so viel fressen, wie er kotzen mußte...
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